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Aktuell Heiligmorgen

In Gottes Namen drinnen

Weil der 24. Dezember ein Sonntag ist, gibt’s keine Außenbars im Umgebungsbereich der Marienkirche

Im Umfeld der Marienkirche wird es am Heiligmorgen keine Außenbars geben. FOTO: MEYER
Im Umfeld der Marienkirche wird es am Heiligmorgen keine Außenbars geben. FOTO: MEYER
Im Umfeld der Marienkirche wird es am Heiligmorgen keine Außenbars geben. FOTO: MEYER

REUTLINGEN. Der legendäre Reutlinger Heiligmorgen mit »Steh-In« in der rappelvollen Innenstadt wird in diesem Jahr etwas beschaulicher ausfallen. Denn im »Umgebungsbereich der Marienkirche«, so das Ordnungsamt, gibt’s aus Rücksicht auf die Gottesdienstbesucher keine Genehmigung für Außenbars. Drinnen dürfen die Gastronomen allerdings wie gehabt ausschenken. Sowohl das Ordnungsamt als auch die Wirte gehen davon aus, dass sich die Heiligmorgen-Fans nicht abschrecken lassen und trotzdem feiern – auch draußen vor der Tür.

Zuletzt fiel der 24. Dezember 2006 auf einen Sonntag. In den vergangenen Jahren hatte das Ordnungsamt zwar auch ein Auge auf die »gesetzlich geschützten Belange der Gottsdienstbesucher«. Musste es auch, denn nach Paragraf 7 des baden-württembergischen Feiertagsgesetzes sind »an Sonntagen und gesetzlichen Feiertagen im Umfeld von Kirchen alle Handlungen zu vermeiden, die geeignet sind, den Gottesdienst zu stören«. An Werktagen fangen die Weihnachtsgottesdienste erst mittags an. Der Familiengottesdienst in der Marienkirche endet um 15.30 Uhr. Deshalb war bisher am Heiligmorgen um 15 Uhr Zapfenstreich, bis dahin mussten alle Außenbars wieder abgebaut sein.

»Außenbars bringen mehr Hektoliter pro Stunde unters Volk«

Die evangelische Kirche machte das Amt für öffentliche Ordnung schon frühzeitig darauf aufmerksam, dass in diesem Jahr schon um 10 Uhr der normale Sonntagsgottesdienst in der Marienkirche ist. Die »lang gedienten« Gastromen führten ins Feld, dass 2006 trotz Sonntag und geschlossener Läden die Innenstadt proppenvoll war. Was also tun in diesem Spannungsfeld? Der Heiligmorgen sei ein Charakteristikum von Reutlingen, sagt Ordnungsamtschef Albert Keppler. Deshalb habe man mit allen Beteiligten nach einer Kompromisslösung gesucht. Und die sieht so aus: Den Außenbar-Betreibern wurde nur im Umfeld der Marienkirche der Hahn abgedreht. Der »Sperrbezirk« beginnt in der Wilhelmstraße auf Höhe der Nürtingerhofstraße, zieht sich bis runter zur Stadtbotenstraße, umfasst außerdem die Museumstraße bis zum Haus der Jugend, Teile der Kanzleistraße und die komplette Oberamteistraße, den Weibermarkt, die Metzgerstraße von der Weinstraße bis zur Schmiedstraße samt Aulberstraße, Obere und Untere Weibermarkstraße.

Während das »Epizentrum« des Heiligmorgen – das Eck Oberamtei- /Kanzlei-straße – also außenbartechnisch komplett trockengelegt ist, sind entlegenere Hotspots wie der Rappen, die Kaiserhalle oder das Café Winkler von der Regelung nicht tangiert. Sicher dürfte sein, dass sich in der »Sperrzone« die feierlustigen Heiligmorgen-Gänger nicht davon abhalten lassen, aus den überfüllten Kneipen raus ins Freie zu gehen – mit den Heiß- und Kaltgetränken, die sie sich drinnen besorgt oder mitgebracht haben.

Damit nichts danebengeht, hat sich die Reutlinger Gastronomie-Initiative (RGI) bereit erklärt, im Bereich Oberamtei-/Kanzleistraße wie in den Vorjahren mobile Toiletten und Urinale aufzustellen. Die Stadt übernimmt die Hälfte der Kosten. Wem’s im Dunstkreis der Krämerstraße pressiert, kann dort die öffentliche Toilette benutzen, die eigens offenbleibt.

Bei den Gestattungen für die Außenbars schaut das Ordnungsamt ganz genau hin. Zum einen, weil die Gäste außerhalb des Verantwortungsbereichs des Wirts sind, zum anderen, weil Freilufttheken »mehr Hektoliter pro Stunde unters Volk bringen«, so Keppler. »Die Hürden sind deutlich höher, das muss funktionieren.«

»Ich bin sicher, dass die Veranstaltung trotzdem wieder auf großen Zuspruch treffen wird«

Jörg Ottmar als Sprecher der Reutlinger Gastro-Initiative (RGI) berichtet, dass die jetzige Regelung "in mehreren konstruktiven Gesprächen" getroffen wurde, an denen betroffene Gastronomen ebenso beteiligt waren wie Vertreter von RGI und Stadtverwaltung. Ursprünglich sei sogar vorgesehen gewesen, auf Außenbars gänzlich zu verzichten. Dass nun lediglich im "Sperrbezirk" draußen keine Getränke verkauft werden dürfen, ist ein Kompromiss, mit dem die Gastronomen leben können und müssen. Für die Lokale in der betroffenen Zone bedeutet die Regelung laut Ottmar einen höheren logistischen Aufwand "und es ist sicher auch mit Umsatzeinbußen verbunden". Aber, so der RGI-Sprecher: »Ich bin sicher, dass die Veranstaltung trotzdem wieder auf großen Zuspruch treffen wird«. (GEA)