REUTLINGEN. Wenn billig am Ende teuer wird: Schwarzarbeit, illegale Beschäftigung und Lohn-Prellerei in der Baubranche haben in der Region einen Millionenschaden verursacht. Das teilt die Gewerkschaft IG BAU mit und beruft sich auf eine aktuelle Auswertung des Bundesfinanzministeriums. Danach kontrollierten Beamte des Hauptzollamtes Ulm, das für den Landkreis Reutlingen zuständig ist, im vergangenen Jahr insgesamt 299 Baufirmen und leiteten 389 Ermittlungsverfahren ein. Wegen illegaler Praktiken in der Branche seien dem Staat und den Sozialkassen 2,1 Millionen Euro entgangen.
IG Bau-Regionalleiter Andreas Harnack spricht von einem »erschreckenden Ausmaß krimineller Energie«. Hier stehe das Image einer ganzen Branche auf dem Spiel. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes stiegen die Bau-Umsätze in den ersten fünf Monaten des Jahres trotz Pandemie um rund sieben Prozent.
»Das beste Mittel gegen unerlaubte Geschäfte am Bau ist ein fairer Wettbewerb zu fairen Löhnen und Arbeitsbedingungen. Dazu muss sich die ganze Branche bekennen, wenn sie ihren Ruf nicht verspielen will«, so der Gewerkschafter. Die Arbeitgeber hätten in der laufenden Tarifrunde die Chance, die Bauberufe für Fach- und Nachwuchskräfte attraktiver zu machen.
Entscheidend sei, dass der Zoll schwarze Schafe noch stärker in den Blick nehme. »Es kommt nicht nur auf die Zahl der Kontrollen an, sondern auch auf die Qualität. Hier braucht die Finanzkontrolle Schwarzarbeit mehr Personal«, so Harnack. Laut Finanzministerium waren beim Hauptzollamt Ulm zu Jahresbeginn 201 Planstellen besetzt.
Die Zollstatistik geht auf eine parlamentarische Anfrage der Bundestagsabgeordneten Beate Müller-Gemmeke (Bündnis 90/Die Grünen) zurück. Die Politikerin stellt gegenüber der IG BauU fest: »Der Zoll muss gestärkt werden, um wirksam gegen illegale Machenschaften vorgehen zu können – gerade auf dem Bau.« (eg)