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GEA-Medizinforum: Beweglich mit künstlichem Gelenk

Künstliche Gelenke sind am 12. November Thema in der Albklinik Münsingen

Fünf Hauptoperateure arbeiten an der Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Sportmedizin.Foto: Klinik
Fünf Hauptoperateure arbeiten an der Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Sportmedizin. Foto: Klinik
Fünf Hauptoperateure arbeiten an der Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Sportmedizin.
Foto: Klinik

REUTLINGEN/MÜNSINGEN. Schon nach wenigen Schritten schmerzen Knie oder Hüfte. Wandern, Radfahren, Spazierengehen, Schnürsenkel zubinden, alltägliche Bewegungen werden zur Qual. Wenn keine konservative Therapie mehr hilft, kann ein künstliches Gelenk in Knie, Hüfte oder Schulter die Bewegungsfreiheit zurückgeben und die Schmerzen lindern. Häufig bereiten verschlissene Gelenke den Patienten Probleme. Arthrose kann durch Veranlagung, Übergewicht, einer Vorerkrankung wie Rheuma oder Gicht, durch Mikrotraumata beim Sport oder einen Unfall verursacht werden.

Auf künstliche Gelenke – um sie geht es im nächsten GEA-Medizinforum – ist das zertifizierte Endoprothetik-Zentrum des Reutlinger Klinikums am Steinenberg spezialisiert. Fünf Hauptoperateure der Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Sportmedizin ersetzen Hüft-, Knie-, und Schultergelenke.

Grundfitness ist entscheidend

In der Münsinger Albklinik gibt es zwei Operateure für den Gelenkersatz. »Wir haben für jedes Gelenk einen Spezialisten«, sagt Oberarzt Dr. Klaus Kolb, der zugleich Leiter des Zentrums ist. Häufig werden Patienten an der Hüfte und am Knie operiert. Das Schultergelenk steht nicht ganz so oft auf dem OP-Plan. Insgesamt werden etwa 1 500 künstliche Gelenke im Landkreis jährlich eingesetzt. »70 bis 80 Jahre alt sind etwa 75 Prozent unserer Patienten«, sagt Dr. Eberhard Rall von Münsinger Unfallchirurgie.

Die Vorgehensweise beim Einsetzen von künstlichen Gelenken ist standardisiert. Entscheidend für den Erfolg einer Operation ist eine Grundfitness, die Knochensubstanz und der muskuläre Aufbau. Nicht operiert wird beispielsweise bei Herz-Kreislauf-Problemen, Entzündungen im Körper, Diabetikern und Gefäßerkrankungen. Wenn die Muskulatur zu schwach ist, funktioniert beispielsweise das Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenks nicht. Ist die Knochensubstanz noch gut erhalten, kann die Prothese am Knochen festgeklemmt werden.

Im anderen Fall nutzen die Chirurgen Knochenzement, um etwa den Prothesenschaft und die neue Hüftpfanne zu verankern. »Je dichter das Knochenbild ist, umso besser«, sagt Kolb. Bei der Auswahl der Prothesen wird differenziert vorgegangen, um zu entscheiden, ob eine Teilprothese ausreichend ist oder das gesamte Gelenk ersetzt werden muss. »Es wird detailliert analysiert, was machbar ist«, erklärt Kolb. Muss das Kniegelenk erneuert werden, schauen die Ärzte, wie stark das Gelenk betroffen ist, um zu entscheiden, ob eine Schlittenprothese eingesetzt werden kann oder ein Oberflächenersatz notwendig ist. Ist nur ein Teil des Gelenks betroffen, wird dieser mit der Schlittenprothese ersetzt. Sind die Kreuzbänder oder mehrere Teile des Gelenks geschädigt, wird ein vollständiger Gelenkersatz implantiert.

Drei Varianten

Bei der Schulter kann je nach Fortschritt der Erkrankung mit einer Oberarmkopfprothese ein Teil des Gelenks ersetzt werden. Ist außer dem Oberarmkopf auch die Schulterpfanne betroffen, wird das Gelenk komplett ersetzt. Eine dritte Variante ist die inverse Prothese. Ist die Rotatorenmanschette, die stabilisierende Muskulatur des Schultergelenks, sehr geschädigt, werden die nach außen und nach innen gewölbten Gelenkpartner gegeneinander vertauscht.

Eine Hüftprothese hält in der Regel 15 bis 20 Jahre. »Bei der Schulter haben nach zehn Jahren rund 80 Prozent der Patienten noch die Prothese drin«, erklärt Dr. Alexander Böhringer, der in Reutlinger wie Münsinger Unfallchirurgie und Orthopädie tätig ist. Künstliche Gelenke nutzen sich ab. Wechseloperationen werden auch in Reutlingen angeboten, beispielsweise wenn sich das Gelenk gelockert hat. Ein weiterer Grund kann eine Infektion sein, ausgelöst durch eine Herzklappenentzündung, einen desolaten Zahn oder ein offenes Bein.

Ab dem ersten Tag der stationären Aufnahme ist ein Physiotherapeut mit dem Patienten im Gespräch. Der Ablauf nach der OP wird besprochen, das Laufen mit Gehstützen geübt. »Angst kann Schmerzen provozieren«, sagt Physiotherapeutin Eva Karches. Deshalb soll der Patienten so schnell wie möglich wieder in Bewegung kommen. In der Regel steht er am Tag der OP auf, um beispielsweise auf die Toilette zu gehen. »Das ist die beste Thromboseprophylaxe«, sagt Karches. Kleinere Übungen machen die Patienten zusätzlich zur Therapie in Eigenregie. Denn für eine gute Genesung ist konsequentes Üben wichtig. (GEA)

 

MEDIZINFORM AM 12. NOVEMBER

Im »Grünhaus« der Albklinik Münsingen

Vier Experten, die sich mit dem Thema künstliche Gelenke tagtäglich auseinandersetzen, informieren beim Medizinforum am Dienstag, 12. November, ab 19 Uhr Im »Grünhaus« der Albklinik Münsingen. Auf dem Podium nehmen Platz: Dr. Klaus Kolb, Chefarzt Unfallchirurgie, Kreiskliniken Reutlingen, Dr. Eberhard Rall, leitender Oberarzt, Unfallchirurgie, Albklinik Münsingen, Dr. Alexander Böhringer, Oberarzt, Unfallchirurgie, Klinikum am Steinenberg sowie Eva Karches, leitende Physiotherapeutin, Kreiskliniken Reutlingen. Zahlen, Daten, Fakten, Informationen zur Diagnostik, zu konservativen Therapiemöglichkeiten sowie zu modernen Operationsmethoden stehen dabei ebenso im Fokus, wie die anschließende Rehabilitation. Moderiert wird das Medizinforum von GEA-Marketing-Mitarbeiterin Iris Goldack. Besonderer Anziehungspunkt der Medizinforen sind die Fragerunden für Besucher zwischen den Kurzreferaten der Experten. Bereits ab 17.30 Uhr gibt es eine begleitende Ausstellung. (GEA)