REUTLINGEN. »Wir machen das Training heute entspannt und stressfrei, jeder übt nach seiner eigenen Geschwindigkeit«, eröffnet der Vorstandsvorsitzende Thomas Steigenberger von der Verkehrswacht Reutlingen-Münsingen. »Unter Stress funktioniert eh nix.«
Die zehn GEA-Abonnenten, die an diesem sonnigen Aprilmorgen auf dem Verkehrsübungsplatz Kreuzeiche eher mit nass-kaltem Nieselregen gerechnet haben, sind in allen Belangen positiv überrascht. Mit ihren Pedelecs können sie sich beim Fahrsicherheitstraining so richtig austoben: Mit der langjährigen Erfahrung von Übungsleiter Steigenberger klappt es schnell mit dem richtigen Anfahren, flüssigen Lenken und beherzten Bremsen. »Gerade die neuartigen Scheibenbremsen sind schwer zu beherrschen«, weiß der Fachmann.
Ungeübte Pedelec-Lenker kennen häufig das volle Potenzial ihrer Gefährte noch nicht. Zudem haben sich im Laufe des Lebens bestimmte Gewohnheiten verfestigt – tragen sie nun zu einer sicheren oder unsicheren Fahrweise bei. »Bereits abgespeicherte Dinge verändern wir nur schwer im Gehirn«, erklärt Steigenberger. Aber glücklicherweise ist das Gehirn auch im fortgeschrittenen Alter noch überaus lernfähig. Die Lösung lautet daher: üben, üben, üben. »Was Sie heute lernen, können sie vor jeder Tour in fünf Minuten trainieren.« Dann sitzen im Notfall die richtigen Bewegungen, und potenzielle Unfälle können verhindert werden.
Dabei hilft vor jeder Fahrt auch ein kurzer Check, ob am motorisierten Drahtesel alles stimmt. »Merken Sie sich die ›drei Bs‹: Bremsen, Bereifung und Beleuchtung«, so Steigenbergers Ratschlag. Und beim Radeln selbst gilt immer das Mantra: »Der Blick bestimmt die Richtung.« Nur so habe man eine sichere Haltung und den Kopf frei für die Wahrnehmung der Umgebung. »Man hat ganz klar eine Schokoladenseite«, ruft Irene de Marco bei der Trainingseinheit Schulterblick. Als Fagottistin in der Württembergischen Philharmonie Reutlingen liegt ihr das Konzept des ständigen Übens im Blut, und so trainiert sie diszipliniert die Brems- und Lenkmanöver. Das Fahrsicherheitstraining gefällt ihr ganz besonders: »Ich bin sehr zufrieden, dass ich das gemacht habe.« Nach der GEA-Lektüre am Morgen habe sie sich direkt angemeldet.
Derweil gleitet Petra Ulrich gut gelaunt auf ihrem schneidigen E-Mountainbike über den Asphalt. Die passionierte Motorradfahrerin kennt die Wichtigkeit der Übungen noch aus ihren Fahrstunden. »Meine Mama wollte damals schon nicht, dass ich Moped fahre, aber mit 18 Jahren habe ich dann mein eigenes Ding und den Motorradführerschein gemacht«, erzählt sie lachend.
Auch Burghard Koenig bringt einiges an Erfahrung mit in den Kurs. »Erst dachte ich, das könnte langweilig werden«, gibt er zu und lacht. Schließlich sei er aber doch überrascht gewesen, was er noch alles lernen könne – auch wenn es mit der Vollbremsung und dem Hindernisparcours schon richtig gut klappt. (pru)