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Frauentag: Frauen in Reutlingen lesen aus Texten und Büchern

Die Stadtbibliothek in Reutlingen. Foto: Markus Niethammer
Die Stadtbibliothek in Reutlingen.
Foto: Markus Niethammer

REUTLINGEN. Zum Internationalen Frauentag am 8. März haben am vergangenen Samstag in der Stadtbibliothek Frauen aus selbst ausgewählten Büchern oder eigenen Texten vorgelesen. Die Veranstaltung wurde ursprünglich von Christa Gmelch, der früheren Leiterin der Stadtbibliothek, initiiert. Eingeladen hatten die Stadtbibliothek und Dorothee Buck vom Frauenforum Reutlingen.

Den Auftakt machte GEA-Politik-Redakteurin Karin Kiefhaber, die eigene Artikel vorstellte, die sie zum Teil mit anderen Kolleginnen zur Benachteiligung von Frauen geschrieben hat. In den Blick nahm sie den »Karrierekiller Kind« und die berufliche Situation von Frauen, wenn sie Mütter werden. Das Vorher und Nachher wurde beleuchtet und insbesondere das Bild der stets perfekten Hausfrau in den Köpfen der Frauen in Frage gestellt. Das schwer zu vereinbarende Korsett für Politikerinnen mit Familie wurde aufgrund der starren Zeitfenster für Besprechungen und abendliche Sitzungen der politischen Gremien kritisiert. Hier müsste mehr Flexibilität angestrebt werden.

Christa Gmelch ließ bei der Vorstellung des Buchs »Mädchenschule« der französischen Autorin Pascale Hugues eine ganze Frauengeneration zu Wort kommen. Ein altes Klassenfoto war der Anstoß für ein Treffen der ehemaligen Mitschülerinnen nach einem halben Jahrhundert. Erinnerungen tauchten auf an Eigenheiten, an Kindheit und Erwachsenwerden und an ein längst vergessenes Poesiealbum.

Verena Hahn empfahl Sachbücher, insbesondere »Die Qualen des Narzissmus« von Isolde Charim, die den Narzissmus als Gesellschaftsform mit seinen massiven Widersprüchen analysiert und als Sackgasse einstuft. Ebenfalls wurden die biografischen Romane von Jana Revedin, Architektin und Autorin, vorgestellt, die die Geschichten von Frauen erzählt, die ihr Umfeld prägten. Beispielsweise Ise Frank, Ehefrau von Walter Gropius, in »Jeder hier nennt mich Frau Bauhaus«, ohne die die Bauhausgeschichte nicht vollständig erzählt wäre.

Einen Einblick in den Beitrag des Fahrrads zur Emanzipation der Frau gab Ute Bruckinger mit dem gerade in deutscher Übersetzung erschienenen »Revolutions« der britischen Autorin Hannah Ross. Seit 130 Jahren bringt das Rad auch Frauen Unabhängigkeit und Freiheit, auch von unbequemen Kleidungsstücken. Das Buch erinnert an Spitzen-Radlerinnen, die in ihrer Zeit die Rad fahrenden Männer besiegten und Rekorde aufstellten.

Gabriele Janz las aus »Der Zopf« von Laetitia Colombani: über drei Frauen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten, deren Lebensgeschichten sich über einen Haarzopf verbinden, der von Indien über Italien bis nach Kanada gelangt. (eg)