REUTLINGEN. Es ist ein schönes Auto, mit dem Heinz Heiligenmann zum Pressetermin vor der Stadthalle kommt. Schön, nur ein bisschen unpraktisch vielleicht. »Da kriegst du zwei Sprudelkisten rein. Vielleicht drei, wenn du das Ersatzrad aus dem Kofferraum entfernst.« Aber wer geht mit einem Mercedes 300 SL Baujahr 1989 schon einkaufen? Gut, dass Heinz Heiligenmann noch andere Oldtimer hat, die er gegebenenfalls für Besorgungen einsetzen kann.
Nach Reutlingen kommt er aber mit dem 300 SL, einem roten Cabrio, das der Sindelfinger nicht nur in der Garage stehen hat, sondern mit dem er regelmäßig unterwegs ist. Natürlich nur, wenn’s nicht regnet. Das schnittige Vehikel dürfte eines der Hingucker sein, wenn am Sonntag, 18. August, der 13. Reutlinger Oldtimertag über die Bühne geht.
Die Chancen stehen gut
Auch Curdjürgen Knecht will kommen. Sein Audi V8 aus dem Jahr 1992 ist pechschwarz und hat 4,2 Liter Hubraum. Das Auto kommt daher wie aus dem Schächtele und sieht nicht so aus, als habe es schon 27 Jahre auf den Kolben. Das Fahrzeug ist vielleicht nicht ganz so schnittig wie Heinz Heiligenmanns 300 SL. Dafür gibt’s reichlich Platz für Sprudelkisten.
Organisiert wird das Treffen, bei dem etwa 150 Fahrzeuge erwartet werden, von den Oldtimerfreunden Neckar-Alb-Schönbuch. Der Verein feiert dieses Jahr seinen 30. Geburtstag und ist damit genauso alt wie Heinz Heiligenmanns 300 SL. Im Fahrzeugbestand haben die 120 Vereinsmitglieder 220 Oldtimer und etwas jüngere Fahrzeuge, 100 Motorräder und 50 Traktoren. Die Erhaltung, Wiederherstellung und Pflege historischer Fahrzeuge und technischer Gegenstände haben sich die Oldtimerfreunde auf die Fahne geschrieben. Jeden zweiten Freitag im Monat treffen sie sich zum Fachsimpeln in geselliger Runde ab 19.30 Uhr im Kleintierzüchterheim in Walddorfhäslach. Gemeinsame Ausfahrten oder der Besuch von Oldtimertreffen sind zentrale Bestandteile des rührigen Vereinslebens. Dazu zählt auch der Oldtimertag auf dem Reutlinger Marktplatz.
»Zu unserem runden Vereinsgeburtstag hätten wir gerne drei besondere Fahrzeuge dabei«, sagt Dietmar Scheib, der Vereinsvorsitzende. »Den MB 300 SL Roadster, den BMW 507 und einen Ferrari 250 GT Spider, alles seltene Fahrzeuge, von denen es nicht viele gibt.« Vor allem der Ferrari dürfte selbst beim Pebble Beach Concours d’Elegance, der berühmtesten Oldtimer-Show der Welt, gern gesehener Gast sein. Kontakte zu den Besitzern der legendären Oldtimer sind jedenfalls geknüpft. Und die Chancen stehen nicht schlecht, dass das Trio am 18. August die Fans begeistert.
Zu gucken gibt’s reichlich, wenn die ersten Fahrzeuge gegen 9.30 Uhr auf dem Marktplatz einfahren. Der offizielle Beginn ist eine Stunde später, ehe kurz nach 13 Uhr die Fahrzeuge dem Publikum vorgestellt werden. Ein Fahrzeug nach dem anderen macht sich anschließend auf die Reifen zur eineinhalbstündigen Rundfahrt irgendwo über die Alb. »Start und Ziel ist der Marktplatz«, sagt Dietmar Scheib. »Wer mitfahren möchte, braucht bloß den Fahrer fragen, ob ein Plätzchen im Auto frei ist. Bei den vergangenen Oldtimertagen hat das oft geklappt.« Für Essen und Trinken sorgen einmal mehr die Vereinsmitglieder, die sich erneut auf etwa 5 000 Besucher einstellen. 50 bis 60 Helfer braucht’s dazu allemal.
Eine Veranstaltung dieser Größenordnung ist ohne Spenden und Unterstützer nicht denkbar. Deswegen sind die Oldtimerfreunde froh, dass ihnen seit Jahren die Stadtmarketing und Tourismus Reutlingen GmbH (StaRT) zur Seite steht. »Wir sind Kooperationspartner«, sagt StaRT-Chefin Tanja Ulmer. »Angefragt werden auch Teilnehmer aus der Schweiz. Leider können wir keine Lastwagen oder Traktoren zum Oldtimertag zulassen. Da fehlt uns auf dem Marktplatz der Platz.« Vor allem dann, wenn sich wieder Tausende zwischen dem auf Hochglanz polierten Blech bewegen. (GEA)