REUTLINGEN. Fahrrad statt Auto, mehr Gemüse statt Fleisch, gebrauchte statt neuer Kleidung, auf Plastik verzichten – Umdenken fürs Klima war angesagt bei den Nachhaltigkeitstagen Anfang Juni, die in Reutlingen zu einer einmonatigen »Climate Challenge« umfunktioniert wurden. Die Klimaschutzagentur, Stadt und Landkreis Reutlingen, die Hochschule Reutlingen und der Verein Campus Reutlingen arbeitete zusammen, um mit diversen Veranstaltungen das Bewusstsein für die Notwendigkeit des Klimawandels zu schärfen – und den einen oder anderen Teilnehmer zum entsprechenden Handeln zu bewegen.
Den Auftakt machte ein interaktiver Vortrag in der Volkshochschule, im Programmkino Kamino liefen geleitende Filme und zum Abschluss der Aktion gab es vorige Woche auf dem Marktplatz eine Infoveranstaltung mit dem Titel »Wir packen’s an! – Verpackungsmüll vermeiden«.
In einem Resümee meinte Abrahim Dold von der Klimaschutzagentur, dass die Plastikvermeidung die größte Herausforderung war, denen sich die Akteure selbst stellten. »Sobald man den Supermarkt betritt, hat man verloren.« Dold und seine Familie sind den Wocheneinkauf gewöhnt, die Umstellung auf die vielen kleinen Wege, die plastikfreies Leben mit sich bringt, scheiterten häufig an der Zeit und Planung.
Regionales auf dem Teller
»Es ist schwierig, das manche Sachen zum Verkauf extra in Plastik eingepackt werden oder der Plastikbeutel gleich nebendran ist«, sagt Ralf Bültge-Bohla, Klimaschutzmanager der Stadt Reutlingen. »Häufig meint man, dass es ein Standard ist, den man braucht«, ergänzt er. Während der Versuch, Plastik zu vermeiden, für Dold eher deprimierend verlief, weil schwierig zu organisieren, fiel es ihm umso leichter, regional einzukaufen, dank Gemüsekiste, Wochenmarkt und Bauernhof um die Ecke. Für Salome Mages vom Landratsamt war es bei dabei eher eine Herausforderung, auswärts zu essen und dabei Regionales auf dem Teller zu haben. Überraschend für sie war da der Urlaub in Österreich – denn dort gab es auf der Speisekarte sehr viel Regionales, im Supermarkt sogar regional hergestelltes Spülmittel. »Ich hab das Gefühl, unser Nachbarland ist mehr darauf getrimmt«, sagt Salome Mages.
Insgesamt sind die Ausrichter der »Climate Challenge« zufrieden. Der Austausch über das Forum habe leider nicht stattgefunden, dafür waren die Treffen zum Bienenwachstuch und Kosmetik selber machen ein Erfolg, erklärte Anna-Maria Schleinitz von der Klimaschutzagentur. Diese nutzten die Teilnehmer auch, um Kontakte zu finden und sich auszutauschen. Auch an der Hochschule funktionierte die Challenge gut, wie Ulrike Baumgärtner mitteilte. Im Rahmen des Kurses Social Entrepreneurship, in dem die Studenten aus gesellschaftlichem Engagement eine Geschäftsidee entwickelten, vermittelte sie Wissen zum Thema Nachhaltigkeit und nutzte dafür auch die Challenge. Die Studenten nutzen den Anreiz, etwas zu tun und im Kleinen anzufangen. »Sie haben gemerkt, dass ein Umdenken anfängt.« Ob die »Climate Challenge« wiederholt wird, wird noch entschieden, Ideen gebe es aber genügend. (ale)