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Aktuell Fairer Handel

Eine-Welt-Laden: Mit einem Leiterwagen fing’s an

Am Samstag feierte der Reutlinger Eine-Welt-Laden sein 25-jähriges Bestehen

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Voriges Jahr zog der Weltladen vom Weibermarkt in die Rathausstraße 10. Auf 140 Quadratmetern werden dort fair gehandelte Textilien, Lebensmittel und mehr übersichtlich präsentiert. ARCHIVFOTO: PR Foto: Markus Niethammer
Voriges Jahr zog der Weltladen vom Weibermarkt in die Rathausstraße 10. Auf 140 Quadratmetern werden dort fair gehandelte Textilien, Lebensmittel und mehr übersichtlich präsentiert. ARCHIVFOTO: PR
Foto: Markus Niethammer

REUTLINGEN. Es wurde in Erinnerungen geschwelgt, geehrt und viel applaudiert: Der Eine-Welt-Verein Reutlingen feierte in der voll besetzten Stadtbibliothek 25-jähriges Bestehen. Im September 1993 taten sich 26 Gründungsmitglieder zusammen, um »ein Zeichen gegen ausbeuterischen Kapitalismus und für einen besseren Umgang mit dem Planeten Erde« zu setzen.

»Fairtrade ist mehr als Kaffee, es ist eine grundsätzliche Haltung«, betonte die Erste Bürgermeisterin Ulrike Hotz in ihrem Grußwort und brachte damit auf den Punkt, was die Mitglieder des Eine-Welt-Vereins Reutlingen seit 25 Jahren antreibt. Beim Jubiläumsabend erinnerten sich zahlreiche Redner noch einmal an die Anfänge des Vereins, als sich 26 politisch bewegte Reutlinger durch eine GEA-Anzeige zusammenfanden, um – damals noch mit dem Leiterwagen – faire Produkte wie Kaffee, Honig und Tee auf dem Wochenmarkt feilzubieten.

Im September 1993 gründete das hoch motivierte Team den Verein, der aus dem damaligen ökumenischen Arbeitskreis hervorgegangen ist. Heute hat der Verein laut Vorstandsmitglied Bärbel Haug rund hundert Mitglieder sowie einen großen Kreis von 70 ehrenamtlichen Helfern, die im 2017 in die Rathausstraße 10 umgezogenen Laden mithelfen.

Verdiente Mitglieder des Eine-Welt-Vereins wurden geehrt.  FOTO: PRIVAT
Verdiente Mitglieder des Eine-Welt-Vereins wurden geehrt. FOTO: PRIVAT
Verdiente Mitglieder des Eine-Welt-Vereins wurden geehrt. FOTO: PRIVAT

Vieles habe sich in den zurückliegenden Jahren verändert, »nicht nur, dass wir mit jedem Umzug unseres Ladens näher ans Rathaus gerückt sind«, führte Bärbel Haug aus: »Der Klimawandel macht uns und unseren Produzenten zu schaffen und auch der zunehmende Internethandel ist eine starke Konkurrenz.« Peter Elwert stellte beim Dialogvortrag mit seiner Frau Elke gar die rhetorische Frage, ob man Erste-Welt-Läden überhaupt noch brauche, »wenn fair gehandelte Produkte bereits beim Aldi zu kriegen sind?« Zwar springen immer mehr Lebensmittel-Discounter auf den Fair-Kauf-Zug auf und auch der Welthandel als solches habe sich seit Entstehen der ersten Weltläden nicht zum Guten verändert, aber es sei unzweifelhaft, dass sich »die Lebensverhältnisse von vielen Menschen durch den Fairen Handel verbessert haben«, betonte Dr. Eberhard Bolay vom Weltladen-Dachverband in seinem Grußwort.

Zweifellos habe der »Faire Handel« in den letzten 50 Jahren einen enormen Wachstumsschub erfahren. Auch bildungspolitisch sei die Eine-Welt-Bewegung »eine nicht zu unterschätzende Instanz«, so Elke Elwert. Eberhard Bolay konnte das unterstreichen: »Wir sind immer noch die einzigen, die ein Vollsortiment und ein umfassendes Bildungsangebot bieten.« Zudem sei die Qualität der Produkte und Produzenten immer besser geworden, was auch zu dem Fairhandel-Boom beigetragen habe.

Vereinsvorstand Eberhard Frasch umschrieb die Aufgabe des Vereins in seinem Schlusswort wie folgt: »Ist der Horizont schwarz, dann sehen wir schwarz. Zeigen sich Silberstreifen am Horizont, dann sehen wir Silberstreifen und erklären uns für zuständig, diese Sillberstreifen zu erhalten und zu vergrößern – um weniger schwarz sehen zu müssen.«

Gründungsmitglieder gewürdigt

Des Weiteren wurden im Laufe des langen Abends neun zum Teil noch heute aktive Gründungsmitglieder gewürdigt. Dr. Martin Willmann als Vorsitzender des Reutlinger Gesamtkirchengemeinderats sowie eine Talkrunde mit den Gründungsmitgliedern Dr. Jürgen Quack, Peter Schaefer und Irmtraut Winterling erinnerten sich an die Anfänge des Reutlinger Vereins. Musikalisch bekleidet wurde die Feierstunde von dem Chor Zwischentöne, der drei kritische Lieder zum Besten gab. (GEA)