REUTLINGEN. Die Baubranche boomt derzeit regelrecht. Dies gilt auch für die Betriebe der Bau-Innung Reutlingen, die sich im Hotel-Restaurant Forellenhof Rössle in Lichtenstein-Honau zu ihrer alljährlichen Mitgliederversammlung getroffen hat. Sowohl der private Wohnungsbau als auch der Gewerbe- und öffentliche Bau sind auf einem hohen Niveau. Die Betriebe sind voll ausgelastet, so Innungsobermeister Jörg-Heinz Müller. Die Branche erwartet, dass diese Situation mittel- und langfristig anhalten wird. Auch in der Region Reutlingen ist der Bedarf an Wohnungen sehr groß – dies gilt sowohl für den Neubau als auch für die Sanierung des vorhandenen Wohnungsbestandes. Einen großen Bedarf gibt es auch in weiten Teilen der Infrastruktur, so der Geschäftsführer der Reutlinger Kreishandwerkerschaft, Ewald Heinzelmann.
In dieser Situation trifft der Fachkräftemangel die Branche besonders hart. Seit Jahren bemühen sich die Betriebe intensiv um Nachwuchs und Fachkräfte. Parallel werden alle Möglichkeiten zur Rationalisierung und Automatisierung genutzt, um das Bauvolumen zu bewältigen. Die Branche will ihre Bemühungen um Nachwuchs noch stärker intensivieren und hofft, dass im Bereich der Nachwuchswerbung bald wieder Normalität einkehrt. Die Betriebe nehmen Praktikanten auf, um ihnen die Bauberufe vorzustellen. Außerdem will die Innung ihre Berufe wieder auf Ausbildungsmessen und Ausstellungen der Öffentlichkeit präsentieren.
Holz wieder zu haben
Lieferverzögerungen und teilweise extreme Preissteigerungen bei verschiedenen Baustoffen bereiten der Baubranche Probleme. Im Besonderen gilt dies für Stahl- und Kunststoffprodukte sowie Dämmungen. Bei Holz hat sich die Liefersituation entspannt, die Preise sind aber nach wie vor hoch. Mineralische Baustoffe sind allesamt gut lieferbar, auch die Preissteigerungen halten sich dort auf einem vertretbaren Niveau.
Hohe Energiepreise, insbesondere bei Diesel, belasten die Branche ebenfalls. Die Betriebe informierten sich über die vertraglichen Risiken und über die Möglichkeiten, solchen Steigerungen und Verzögerungen zu begegnen. Soweit möglich, wollen die Betriebe Gleitklauseln in die Bauverträge aufnehmen, um eine für beide Vertragsparteien faire Lösung zu finden. Vertragliche und preisliche Risiken ergeben sich auch aus den laufenden Tarifverhandlungen. Nach mehrmaligem Scheitern gibt es jetzt eine Einigung, die allerdings noch von den Gremien der Vertragsparteien bestätigt werden muss. (eg)