STUTTGART. Auf die Hitzerekorde im März und April folgt Dauerregen. Ende ist nicht in Sicht - im Gegenteil. Die Niederschlagsmenge soll am Wochenende sogar noch zunehmen, bis zu 90 Liter pro Quadratmeter könnten vom Himmel fallen. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) rief am Freitag für die Landkreise Reutlingen und Tübingen die zweithöchste Warnstufe aus, bei Römerstein und in anderen Teilen Baden-Württembergs sogar die höchste. Die Wassermassen sorgen derzeit für steigende Pegel, die Reutlinger Feuerwehr geht davon aus, dass der Höhepunkt in der Nacht auf Montag erreicht wird.
Echaz und Erms erreichen Zweijahres-Hoch
Noch treten die Flüsse in der Region Neckar-Alb zwar noch nicht über die Ufer, wie auf der Pegelkarte der Hochwasservorhersagezentrale (HVZ) zu sehen ist, wurden zum Abend hin jedoch diverse Werte überschritten. So hat beispielsweise die Echaz, die auch durch Reutlingen und Pfullingen fließt, am Messpunkt in Wannweil bereits einen Zweijahres-Höchstwert erreicht. Seit Freitagmorgen hat sich der Wasserstand fast verdoppelt - von rund 50 Zentimetern bis auf mehr als einen Meter.
Ähnlich zugelegt hat die Erms bei Riederich: Am Freitagmittag zeigte der Pegel noch einen Wasserstand von 70 Zentimetern, Stand 19 Uhr sind es 1,30 Meter. Damit ist auch hier der Zweijahres-Höchstwert überschritten. Die Fünfjahres-Marke könnte bereits in der Nacht auf Samstag erreicht sein. In Bad Urach führt die Erms laut HVZ so viel Wasser, wie sie es im Schnitt nur alle zwei Jahre tut. Der Pegel des Neckars bei Kirchentellinsfurt ist innerhalb des heutigen Tages zwar um 60 Zentimeter auf 2,49 Meter gestiegen, bis zum Zweijahres-Hoch fehlen jedoch noch fast zwei Meter.
Warnung vor Jahrhundertflut im Osten
Deutlich schlimmer als die Region Neckar-Alb könnte es den Osten Baden-Württembergs treffen. Denkbar seien Hochwasser, wie sie nur einmal in 100 Jahren zu erwarten sind, insbesondere in der Region Oberschwaben und auf der Ostalb, schreibt die Deutsche Presse-Agentur unter Berufung auf eine Hydrologin der Landesanstalt für Umwelt. Die Expertin geht davon aus, dass die Hochwasser in der Nacht von Freitag auf Samstag ihr Maximum erreichen. Wie schlimm es wirklich wird, lasse sich jetzt noch nicht schätzen, das komme auf den tatsächlichen Niederschlag an.
Bei 20-, 50- oder 100-jährlichen Hochwassern ist die Lage der Hydrologin zufolge dramatischer, weil auch Ortschaften und Siedlungen von den Überschwemmungen betroffen sein können. Die Gefahr komme zum einen aus Flüssen und zum anderen durch den Oberflächenabfluss. Hochwasser und Überschwemmungen könnten grundsätzlich auf zwei Arten entstehen: Entweder treten Flüsse durch ergiebigen Niederschlag über die Ufer oder es kommt durch Starkregen oberflächlich an einzelnen Punkten zu großen Wassermassen. Durch die aktuell vorhergesagten Niederschlagsmengen könne beides auftreten. (GEA/dpa)