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Aktuell Kultur

Das frische Programm des Reutlinger Geschichtsvereins

Die beiden Hauptakteure der Reformation in Reutlingen, der Prediger Matthäus Alber (Foto) und der damalige Bürgermeister Jos Wei
Die beiden Hauptakteure der Reformation in Reutlingen, der Prediger Matthäus Alber (Foto) und der damalige Bürgermeister Jos Weiß, finden sich noch heute als »protestantische Säulenheilige im Chor« der Marienkirche. Foto: Uschi Pacher
Die beiden Hauptakteure der Reformation in Reutlingen, der Prediger Matthäus Alber (Foto) und der damalige Bürgermeister Jos Weiß, finden sich noch heute als »protestantische Säulenheilige im Chor« der Marienkirche.
Foto: Uschi Pacher

REUTLINGEN. Auch das neue Programm des Reutlinger Geschichtsverein mit Vorträgen, Filmen und Ausfahrten steht, wenig überraschend, unter den Vorzeichen des Pandemiegeschehens. Einige Termine bleiben deshalb vorläufig, anderes wird zumindest in Onlineformaten stattfinden können.

Am Beginn des Jahres steht der Vortrag von Karl-Heinz Steinle aus Berlin über Repression und Verfolgung homosexueller Männer in Württemberg mit Beispielen auch aus Reutlingen. Der Referent hat sich im Rahmen eines Forschungsprojekts der Universität Stuttgart zu Lebenswelten und Verfolgung Homosexueller in Baden und Württemberg während des Nationalsozialismus und in der Bundesrepublik intensiv mit regionalen Fallbeispielen beschäftigt und beachtliche Funde dazu gemacht. Der Vortrag am 25. Januar ist ein Beitrag des Geschichtsvereins zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus, der alljährlich am Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz vor 76 Jahren begangen wird. Nachgeholt werden einige Veranstaltungen zum Jahrestag der Beendigung des Zweiten Weltkriegs in Reutlingen und in der Region. Am 9. April wird das Dokumentarfilmprojekt des Göppinger Filmemachers Gerhard Stahl zum Kriegsende im Kreis Reutlingen gezeigt. In Zusammenarbeit mit dem Reutlinger Kreisarchiv werden im Kulturzentrum franz.K französische Filmdokumente, authentische Schauplätze, Dokumente und Interviews mit Zeitzeugen präsentiert. Der Film kann auch auf DVD erworben werden.

Kooperation mit Kamino

Am 22. April beleuchtet der Vereinsvorsitzende Professor Roland Wolf die Hungerkrise der Nachkriegsjahre, eine unmittelbare Not, die Reutlingen und die Bevölkerung in Südwürttemberg ebenso traf wie etwa ein Drittel der Weltbevölkerung. Schließlich werden in Kooperation mit dem Programmkino Kamino drei ältere und neuere Spielfilme gezeigt, die auf ganz unterschiedliche Weise die Auseinandersetzung mit Nationalsozialismus und Krieg zeigen.

Dem 2021 deutschlandweit begangenen Jubiläum 1 700 Jahre jüdischer Geschichte ist der Vortrag von Dr. David Schnur vom Landesarchiv des Saarlandes im Juni gewidmet. Der Historiker führt in die Welt schwäbischer Reichsstädte und ihres Umgangs mit der jüdischen Minderheit am Ende des Mittelalters ein.

Im Städtevergleich werden die wechselhaften christlich-jüdischen Beziehungen seit dem 13. Jahrhundert untersucht. Am Ende stand, auch in Reutlingen, die Vertreibung der Juden am Vorabend der Reformation.

Bereits im Mai wird die Reutlingerin Beate Hummel ihr Promotionsprojekt vorstellen. Darin geht es um eine weitere, allzu oft verfolgte religiöse Minderheit, die Täufer. Gerade Reutlingen und sein Reformator Matthäus Alber weisen hier jedoch einen heute viel beachteten Sonderweg auf, der sich von den benachbarten Herrschaften positiv abhob.

Zu den Vorträgen, die alle auch per Livestream von zu Hause aus verfolgt werden können, ist eine Anmeldung bei der Volkshochschule erforderlich. Vom Pandemieverlauf wird abhängen, ob und wie die Veranstaltungen des Vereins zum Schiedweckentag und am Schwörtagswochenende stattfinden können.

Ebenfalls sind die Planungen für Ausfahrten bislang nur vorläufig und setzen erst im Mai ein. Die frühere Kreisarchivarin Irmtraud Betz-Wischnath bietet dann eine Fahrt ins einstige Zwiefalter Klostergebiet an.

Weitere Ziele sind die Chorturmkirchen von Weinsberg und Oberstenfeld, die von der Denkmalpflegerin Margarete Walliser vorgestellt werden, sowie nach Konstanz und Meersburg. Das ausführliche Programm sendet die Geschäftsstelle des Geschichtsvereins zu. Es ist auch auf der Vereinshomepage eingestellt. (eg)

 

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