REUTLINGEN. Der geplante Neubau des Landratsamts füllt eine große Lücke und hinterlässt viele kleine: 1.000 Mitarbeiter sind derzeit auf 25 Standorte in der Reutlinger Oststadt verteilt. Wenn sie künftig einmal am Stadteingang aus Richtung Metzingen unter einem Dach vereint sein werden, eröffnet das neue städtebauliche und verkehrsplanerische Chancen und Aufgaben. Der Reutlinger Gemeinderat leitete am Dienstagabend einstimmig das Bebauungsplanverfahren für das Areal zwischen Stuttgarter-, Karl- und Ludwigstraße ein. Nach Ansicht von Stefan Dvorak, Leiter des Amtes für Stadtentwicklung, liefert der Entwurf für den Neubau »gute Antworten«: Am Stadteingang entstehe ein »anständiges Landratsamt« mit einer »innerstädtischen Bebauung«, deren Dichte an die Grenzen geht. Reichlich Verkehr und Verkehrslärm werde für Konfliktpotenzial sorgen.
Das Gros der Fraktionssprecher lobte die Aufwertung des neuen Standorts. »Nach langer Zeit verschwindet ein Schandfleck«, sagte Gabriele Janz (Grüne und Unabhängige). Helmut Treutlein (SPD) wies darauf hin, dass »1 000 Mitarbeiter Kaufkraft bedeuten«. Er mahnte, die Wohnbebauung »muss für jeden interessant sein und nicht nur für die, die sich nichts anderes leisten können«.
»Wohnen auf dem Gelände halten wir für sehr problematisch. Der Verkehrslärm ist nicht von Pappe«, gab Professor Dr. Jürgen Straub (WiR) zu bedenken.
Es gebe jetzt schon Dauerstaus in diesem Bereich, sagte Ingo Uwe Reetzke (AfD). Besonders im Berufsverkehr würden Zufahrt und Ausfahrt für die Mitarbeiter und Besucher des Landratsamts schwierig.
Bei der Beurteilung der Architektur scheiden sich die Geister: Von einem »0815-Gebäude« sprach Holger Bergmann (Grüne), »überzeugend« nannte Treutlein die Pläne, »schön« findet sie Gabriele Gaiser (CDU) und als »qualitativ hochwertig« bezeichnete sie Regine Vohrer (FDP).
Sie und andere richteten den Blick auf die frei werdenden Flächen und Gebäude in der Oststadt. Sie bieten Platz für innerstädtisches Wohnen und Gewerbe und neue Perspektiven für die Entwicklung der Stadt. Gleichzeitig gehen dem Zentrum zunächst Besucher und Konsumenten verloren. (GEA)