REUTLINGEN-ROMMELSBACH. Der Stein des Anstoßes ist nur wenige Zentimeter hoch, doch der Ärger darüber schlägt hohe Wellen. Es geht um einen Bordstein, der den bisherigen Radweg direkt hinter dem Ortseingang am Rommelsbacher Kreisel plötzlich zur Holperstrecke gemacht hat. Was das soll, fragen sich viele Radler.
»Funktionierende, barrierefreie Übergänge baut man plötzlich um«, wundern sich beispielsweise Rosemarie und Karlheinz Sautter. Beide zeigen vor Ort gerne, wo es holpert. Bislang führte der Radweg direkt hinter dem Kreisverkehr auf dem Gehweg bequem bergauf. Die Auffahrt von der Straße auf den Gehweg war durch einen abgesenkten Randstein mühelos möglich. Seit einigen Wochen befindet sich dort wieder ein normaler Bordstein, der zum Absteigen zwingt.
»Ein Schildbürgerstreich«
Auch Johannes Glatzel regt sich darüber auf, und nennt das in einer E-Mail an den GEA einen »Schildbürgerstreich«. Darüber hinaus hält Glatzel den Bordstein für gefährlich: »Ein Hinweisschild fehlt. In Dunkelheit eine lebensgefährliche Maßnahme. Man erhält den Eindruck, die Planer möchten die Anzahl der Radfahrer reduzieren«. In der Tat zeigt frischer schwarzer Asphalt deutlich: Hier wurde umgebaut. Wer macht denn so was?
Das Rätsel auf dem Radweg löst sich schnell auf, macht aber dennoch stutzig. Der Bordstein wurde mit voller Absicht im Auftrag der Stadt Reutlingen eingebaut. Die Schwelle ist, so unglaublich es sich lesen mag, Teil der neuen Reutlinger Radwegkonzeption. Rommelsbachs Ortsvorsteher Siegfried Thumm erklärt den Hintergrund gerne ausführlich: »Der Radweg wird auf der gesamten Württemberger Straße neu gemacht.« Das Konzept wurde im September 2018 auch im Ortschaftsrat vorgestellt, hat sich jedoch offenbar noch nicht herumgesprochen. Im Wesentlichen bekommen die Zweiradfahrer mehr Platz.
Ortseinwärts konnten Radler bisher rechts auf dem Bürgersteig strampeln, »jetzt bekommen sie auf der Württemberger Straße bergauf eine gesicherte Spur, ansonsten fahren sie auf der Straße«, sagt Thumm. In der anderen Fahrrichtung wird ebenfalls die Strecke bergauf mit einem Schutzstreifen versehen, geht’s auf der Straße abwärts. Der frisch eingebaute Randstein ist also ein Zeichen für die Zukunft, in der die Markierung eines Radweges auf der Straße kommen soll.
Wann die Straßenmaler erscheinen, um die Striche und Linien auf der Württemberger Straße anzubringen, ist Siegfried Thumm unbekannt. Sabine Külschbach von der Pressestelle der Stadt Reutlingen bringt Licht ins Dunkel der Zeitplanung: »Die Markierungsarbeiten können erst durchgeführt werden, wenn eine konstante Bodentemperatur von plus 5 Grad Celsius gegeben ist. Ebenfalls stehen noch Fräsarbeiten an, und die Beschilderung muss noch angebracht werden. Voraussichtlich Ende Mai soll aber alles fix und fertig sein. « (GEA)