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Blechen oder bibbern? Wie die Reutlinger auf den Winter blicken

Fürchten sich die Menschen vor dem bevorstehenden Winter in einer möglicherweise kalten Wohnung? Dieser Frage ging der GEA bei einer Umfrage in der Reutlinger Innenstadt nach.

Heizkörper
Heizen wird durch die hohen Gaspreise teurer. Foto: Hauke-Christian Dittrich
Heizen wird durch die hohen Gaspreise teurer.
Foto: Hauke-Christian Dittrich

REUTLINGEN. Mitten in Europa wütet der russische Angriffskrieg auf die Ukraine weiter. Vor Ort erleben viele Menschen die Auswirkungen des Krieges hautnah. Doch auch Deutschland spürt langsam aber sicher die Folgen – vor allem aufgrund von Gasdrosselungen. Schon in den letzten Jahren stiegen die Energiepreise stetig an. Nun haben sie einen neuen Höhepunkt erreicht. Fürchten sich die Menschen vor dem bevorstehenden Winter in einer möglicherweise kalten Wohnung? Dieser Frage ging der GEA bei einer Umfrage in der Reutlinger Innenstadt nach.

Felicitas Teifel will sparen und hat den Urlaub gestrichen. Foto: Hlobil
Felicitas Teifel will sparen und hat den Urlaub gestrichen.
Foto: Hlobil

 

Felicitas Teifel, deren Familie mit Gas heizt, sucht bereits nach Alternativen zum Heizen. »Wir haben darüber nachgedacht, uns einen Holzofen einbauen zu lassen. Als wir damals unser Haus gebaut haben, wirkten andere Sachen wichtiger. Aber jetzt ist es auf jeden Fall eine Überlegung wert.« Bis dahin soll bei Teifels gespart werden. »Wir versuchen, alles mögliche Geld zurückzulegen. Da sagt man auch mal zu den Kindern: Nicht so lange duschen.« Auch der Urlaub fällt dieses Jahr ins Wasser – in der Hoffnung, dafür im Winter in einer warmen Wohnung Weihnachtsgeschenke auspacken zu können.

Miriam Nagel ist sich sicher, dass sie auch klarkommt, wenn es kälter ist in der Wohnung.
Miriam Nagel ist sich sicher, dass sie auch klarkommt, wenn es kälter ist in der Wohnung. Foto: Hlobil
Miriam Nagel ist sich sicher, dass sie auch klarkommt, wenn es kälter ist in der Wohnung.
Foto: Hlobil

 

 

Miriam Nagel hat ähnliche Überlegungen: »Wir haben über einen Holzofen nachgedacht – aber eigentlich fehlt uns gerade das Geld für eine solche Investition«, gesteht sie. Die Familie setzt vor allem auf die 300 Euro Energiepauschale. Auch das Kindergeld legen Nagels zurück. Trotz alledem macht Miriam Nagel sich über die Zukunft keine großen Sorgen. Sollte das Gas so teuer werden wie befürchtet, müsse man eben weniger heizen, meint die Reutlingerin. Damit hat vor allem eines ihrer Familienmitglieder Erfahrung: »Wir leben hier in extremem Luxus. Mein Bruder hat lang in China gelebt, da ist es in Wohnungen oft nur zehn Grad warm. Wir sind hier sehr verwöhnt.« Also muss der Gürtel nur etwas enger geschnallt werden?

Sieht für sich kaum Spielraum, beim Heizen zu sparen: Anita Wahl.
Sieht für sich kaum Spielraum, beim Heizen zu sparen: Anita Wahl. Foto: Hlobil
Sieht für sich kaum Spielraum, beim Heizen zu sparen: Anita Wahl.
Foto: Hlobil

 

Für Anita Wahl ist weniger heizen keine Option. »Ich hab die Heizung doch immer nur auf 1 oder 2«, klagt sie. »Ich kann doch nicht noch weniger heizen. Und ich habe auch keine Rücklagen, mit denen ich die hohen Preise stemmen kann«.

Veidt Feger muss nun mehr Geld für Nebenkosten von seinen Mietern verlangen. Das bedauert er.
Veidt Feger muss nun mehr Geld für Nebenkosten von seinen Mietern verlangen. Das bedauert er. Foto: Hlobil
Veidt Feger muss nun mehr Geld für Nebenkosten von seinen Mietern verlangen. Das bedauert er.
Foto: Hlobil

Eine Sorge, die der 78-jährige Veidt Feger glücklicherweise nicht kennt – zumindest nicht aus eigener Erfahrung. Auf Urlaub oder langes Duschen muss er nicht verzichten: »Dafür bin ich zu reich«, scherzt er ausgelassen. Doch auch ihn trifft die Notlage: Der Vermieter zweier Häuser muss nun von seinen Mietern mehr Geld fordern. »Ich schäme mich tatsächlich, dass ich jetzt so viel mehr Einnahmen von den Mietern verlangen muss. Viele haben einfach nicht so viel Geld, um das alles zu bezahlen.« Auch über die Zukunft macht Feger sich Gedanken und kommt zu dem Schluss: »Ich bin froh, dass ich so alt bin.«

Eduard Jung hat’s gut: Statt auf Gas hat er beim Hausbau auf Solarenergie und Wärmepumpe gesetzt. Das zahlt sich jetzt aus.
Eduard Jung hat’s gut: Statt auf Gas hat er beim Hausbau auf Solarenergie und Wärmepumpe gesetzt. Das zahlt sich jetzt aus. Foto: Hlobil
Eduard Jung hat’s gut: Statt auf Gas hat er beim Hausbau auf Solarenergie und Wärmepumpe gesetzt. Das zahlt sich jetzt aus.
Foto: Hlobil

 

Während manchen beim Gedanken an den Winter schon jetzt kalt wird, können andere sehr viel gelassener in die unsichere Zukunft blicken – und zwar all jene, die wie in weiser Voraussicht beim Heizen weder auf Gas noch auf Öl gesetzt haben. So zum Beispiel Eduard Jung, der sehr gern über seine glückliche Situation im kommenden Winter erzählt. Er errichtete vor knapp drei Jahren ein Eigenheim und entschied sich damals gegen Gas oder Öl und für eine Solaranlage und eine Wärmepumpe. »Mich betreffen die Preise eigentlich nicht. Deshalb muss ich mich auch nicht vorbereiten. Da freu ich mich natürlich sehr. Damals musste ich eine schwierige Entscheidung treffen, und das war in diesem Fall zum Glück die richtige.«

Klaus Gehrhäußer versucht, nicht so viel zu heizen.  FOTOS: HLOBIL
Klaus Gehrhäußer versucht, nicht so viel zu heizen. Foto: Hlobil
Klaus Gehrhäußer versucht, nicht so viel zu heizen.
Foto: Hlobil

 

 

Klaus Gehrhäußer geht es ähnlich: Er heizt mit Fernwärme. Doch auch die wird teurer. »Wir versuchen, trotzdem nicht so viel zu heizen. Wir wollen sparen.« (GEA)