REUTLINGEN. Mit 21.000 bis 22.000 Briefwählern hat die Verwaltung gerechnet, gestern Morgen waren es schon 23.800. Bei einer ähnlichen Beteiligung wie bei den Landtagswahlen 2016 – damals waren es 68,3 Prozent – sind das 45 Prozent aller wahlberechtigten Reutlinger. Wer seine Stimme noch postalisch abgeben will, muss sich beeilen: Die Frist für Online-Anträge läuft am heutigen Donnerstag um 12 Uhr ab.
Für die Online-Beantragung ist schon früher Schluss, weil der angekreuzte Stimmzettel noch auf den Postweg muss, erklärt Wahlleiterin Davina Klemm die Abläufe. Kurzentschlossene Briefwähler haben aber noch eine andere Chance: Sie können im Briefwahlbüro im Spitalhof am morgigen Freitag bis 18 Uhr den Antrag ausfüllen und auch gleich ihr Kreuzchen in einer der Wahlkabinen machen.
Sogar für den Corona-Notfall ist vorgesorgt. Sollte ein Wähler, der persönlich zur Urne gehen wollte, morgens Krankheitssymptome spüren oder als Kontaktperson eines Erkrankten von einer »Absonderungsanordnung« – also Quarantäne – ereilt werden, muss er sich die Stimmabgabe nicht verkneifen. Nach telefonischer Anmeldung im zentralen Wahlbüro unter 07121 3032040 kann ein »Vertreter« im Rathaus bis 15 Uhr die Briefwahl-Unterlagen holen und sie ausgefüllt bis spätestens 18 Uhr abgeben.
Das dürfte allerdings die große Ausnahme sein. Reutlinger, die am Sonntag gesund und munter ins Wahllokal gehen, müssen sich dort auf einige Änderungen gefasst machen. Bevor sie losmarschieren, sollten sie erst mal einen genauen Blick auf ihre Wahlbenachrichtigung werfen. Denn womöglich ist das Wahllokal in diesem Jahr ein anderes als gewohnt: Einige Räume mussten »aussortiert« werden, weil sie zu klein oder aber aus anderen Gründen ungeeignet waren, um alle Hygienevorschriften umsetzen zu können. Die Helferteams in den 52 Wahllokalen sitzen hinter Plexiglas und tragen Mundschutz. Alle können bis Samstag Schnelltests in der Stadthalle machen.
Wie gehabt gibt es pro Raum zwei Wahlkabinen. Neu ist, dass coronabedingt nur zwei Personen reingelassen werden. Masken (FFP2 oder medizinisch) sind Pflicht, das Einhalten der Abstandsregeln auch. Am Eingang stehen Desinfektionsmittel, die auch benutzt werden sollten. Und, sagt Davina Klemm: »Es wäre super, wenn die Wähler einen eigenen Kugelschreiber mitbringen würden.« Falls nicht, geben die Wahlhelfer einen aus. Die Maskenpflicht gilt auch für die Wähler, die im Vorraum oder draußen vor der Tür womöglich in der Warteschlange stehen. Mindestabstand gehört hier ebenfalls zum Pflichtprogramm, Bodenmarkierungen helfen, ihn einzuhalten.
Das Hauptamt war von einem Briefwahlanteil von etwa 40 Prozent ausgegangen. Bei 76 000 wahlberechtigten Reutlingern und einer Beteiligung wie 2016 von etwa 70 Prozent wären das zwischen 21 000 und 22 000 Stimmzettel. Auf der Zielgeraden liegt der Anteil in diesem Jahr deutlich drüber. Daraus könne man aber keine Rückschlüsse auf die Wahlbeteiligung ziehen, meint Davina Klemm. Die Zahl der Briefwähler steigt ohnehin, coronabedingt 2021 noch mehr. (keg)