REUTLINGEN. In der Reutlinger Karosseriebauer- und Wagner-Innung sind die Fachbetriebe im Landkreis Reutlingen zusammengefasst. Neben der Pkw-Reparatur beschäftigen sich die Betriebe insbesondere mit Fahrzeuginstandsetzung und -lackierung und zunehmend mit Oldtimer-Restauration.
Obermeister Karl-Ulrich Thumm (Reutlingen) und der Geschäftsführer der Reutlinger Kreishandwerkerschaft, Ewald Heinzelmann, konnten erfreut feststellen, dass die Betriebe sowohl mit der geschäftlichen Entwicklung des vergangenen Jahres, aber auch insbesondere mit dem neuen Jahr zufrieden sind. Die Betriebe sind mehr oder weniger gut beschäftigt. Dies gilt auch in den tendenziell etwas schwächeren Jahresanfangsmonaten.
Aufgrund dieser guten Beschäftigung sucht die Branche fachlichen Nachwuchs. Große Probleme bereitet der Branche die Abrechnung der Schadensfälle mit den Kraftfahrzeugversicherern. Dies beginnt damit, dass die Versicherer unzählige, sehr unterschiedliche Abrechnungsverfahren verwenden.
Vor allen Dingen den kleineren Betrieben fällt es schwer, die unterschiedlichen Abrechnungsverfahren zu beachten und anzuwenden. Hinzu kommt, dass die Versicherer nach wie vor versuchen, mit eigenen Systemen die Schadensbehebung zu steuern.
Wenig erfreut über Bürokratie
Ausführende Betriebe sind dadurch an die Vorgaben des jeweiligen Steuerungsbetreibers gebunden und müssen eine Vielzahl von teilweise unentgeltlichen Dienstleistungen erbringen und vor allen Dingen viel Bürokratie leisten. Zudem entwickeln die Versicherer ständig neue Abrechnungsverfahren und Ideen.
Aktuell wird eine Unfall-App eingeführt. Geschädigte sollen mit der Unfall-App ihren Schaden selbst fotografieren. Anhand dieser Fotos erfolgt sodann ein Angebot des Versicherers über die Reparaturkosten. Was schnell und praktisch aussieht, kann aber auch große Nachteile zur Folge haben: Die Fachbetriebe befürchten, dass die Geschädigten Nachteile erleiden, wenn später die Reparaturarbeiten umfangreicher werden als dies auf den ersten Blick und mit den eigenen Fotos der Geschädigten zu erwarten war.
Mit der zunehmenden Technik, insbesondere der Zunahme elektronischer Assistenzsysteme, werden Karosseriereparaturarbeiten an Fahrzeugen tendenziell teurer. Während früher ein Kotflügel nach einem kleinen Rempler einfach ausgetauscht wurde, sind heute umfangreiche zusätzliche Arbeiten, etwa der Aus- und später Wiedereinbau zahlreicher Sensoren, notwendig. Dieser notwendige Aufwand verteuert die Karosserieinstandsetzungsarbeiten nicht unerheblich, weil insbesondere der Reparaturaufwand langwieriger und zeitintensiver wird.
Angestiegen sind darüber hinaus auch die Preise für Autolacke, was sich ebenfalls Kosten erhöhend auswirkt. Latent bereitet sich die Branche auf die E-Mobilität vor. Mitarbeiter werden bereits in der Hochvolttechnik fortgebildet, damit solche Fahrzeuge in den Fachbetrieben repariert werden können.
Wenig erfreut sind die Mitglieder über neue gesetzliche Anforderungen an ihre Betriebe. Sie fühlen sich von der Bürokratie bereits jetzt überlastet.
Ab dem 25. Mai dieses Jahres sind nun die Europäischen Datenschutzrichtlinien umzusetzen. Der Geschäftsführer der Reutlinger Kreishandwerkerschaft, Ewald Heinzelmann, informierte die Betriebe über die Anforderungen und Umsetzungsmöglichkeiten. In gleicher Weise informierte er über die Änderungen der kaufrechtlichen Mängelhaftung zum 1. Januar 2018, die Hersteller und Vertreiber von Produkten für die Branche stärker in die Pflicht nimmt. (eg)