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Aktuell Statistik

Alkohol, Drogen, Tote: Die Unfallbilanz für die Region

Das Polizeipräsidium Reutlingen zieht eine detaillierte Unfallbilanz für das Jahr 2022. Welche Verkehrsteilnehmer beteiligt waren, wie viele Verletzte und Tote es gab und was die häufigsten Ursachen waren.

Ein schwerer Unfall auf einer Bundesstraße.
Ein schwerer Unfall auf einer Bundesstraße. Foto: Tobias Junghannß
Ein schwerer Unfall auf einer Bundesstraße.
Foto: Tobias Junghannß

REUTLINGEN/TÜBINGEN. Betrachtet man die Unfallbilanz des Reutlinger Polizeipräsidiums fällt eins auf: Die Zahl der Verkehrstoten ist so gering wie schon lange nicht mehr. Laut Polizei befindet sie sich auf dem tiefsten Stand seit 20 Jahren. Auffällig sind außerdem die Unfälle unter Alkohol- und Drogeneinfluss sowie solche, an denen Radfahrer beteiligt sind: In den Landkreisen Reutlingen und Tübingen sind die Zahlen auf das Vor-Corona-Niveau der Jahre von 2017 bis 2019 zurückgekehrt oder haben diese zum Teil sogar deutlich überschritten. Trotzdem fällt die Statistik insgesamt positiv aus.

Verkehrsunfälle insgesamt

Die Zahl der Verkehrsunfälle im Landkreis Reutlingen ist im Vergleich zu 2021 um 387 auf 8.242 gestiegen. Damit lag sie aber noch immer unter dem Durchschnitt der Vor-Corona-Jahre von 2017 bis 2019. Die Zahl der Unfälle, bei denen Personen zu Schaden kamen, stieg um 12,9 Prozent auf 912, im Durchschnitt der Jahre vor Corona waren es jedoch 1.009. Die Sachschadenunfälle nahmen im Landkreis Reutlingen um 4,0 Prozent auf 7.330 zu. Insgesamt gab es 4 Tote. 

Im Landkreis Tübingen ist die Zahl der Verkehrsunfälle 2022 nur um 4,3 Prozent auf 5.260 gestiegen. Auch hier liegt die Zahl unter dem Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2019. Die Unfälle mit Personenschaden stiegen um 0,7 Prozent auf 617. Die Sachschadenunfälle nahmen um 4,8 Prozent auf 4.643 zu. 8 Personen starben. 

Autos und Lastwagen

Im Landkreis Reutlingen ist die Zahl der Verkehrsunfälle mit Autos im Jahr 2022 um 4,3 Prozent auf 2.575 gestiegen. Das sind 107 mehr als im Jahr 2021 und 398 weniger als in den Vor-Corona-Jahren. Tödlich verunglückt sind dabei 4 Personen. 119 Personen wurden schwer verletzt und 710 leicht. Die Zahl der Unfälle mit Lastwagen lag sowohl 2021 als auch 2022 bei 242. Zehn Verkehrsteilnehmer wurden schwer verletzt, 62 leicht verletzt und niemand wurde getötet. 

Im Landkreis Tübingen ist die Zahl der Unfälle mit Pkw um 5,4 Prozent auf 1.565 gestiegen. Das sind 80 mehr als 2021 und 193 weniger als in den Vor-Corona-Jahren. Insgesamt 6 Personen wurden getötet, das ist ein Anstieg um 200 Prozent im Vergleich zum Vorjahr 2021. Die Zahl der Unfälle mit Lkw ist um 9,4 Prozent auf 140 gestiegen. Getötet wurde einer. Es gab 11 Schwerverletzte und 31 Leichtverletzte. 

Krankenwagen
Ein Rettungswagen fährt über die Straße. Foto: Boris Roessler
Ein Rettungswagen fährt über die Straße.
Foto: Boris Roessler

Motorisierte Zweiräder und Motorräder

Die Zahl der Verkehrsunfälle mit motorisierten Zweirädern und Motorrädern liegt 2022 bei 360 und ist im Vergleich zum Vorjahr um 58 gestiegen. In den Vor-Corona-Jahren lag die Zahl bei 410. Ein Zweiradfahrer und ein Motorradfahrer ließen 2022 bei den Unfällen ihr Leben. Im Landkreis Tübingen liegt die Zahl bei 167. Im Vergleich zu 2021 sind das 18 Unfälle weniger. Getötet wurde bei den Unfällen niemand.  

E-Scooter

Im Landkreis Reutlingen ist die Zahl um 28,6 Prozent auf 27 und im Landkreis Tübingen um 144,4 Prozent auf 22 gestiegen. Niemand wurde tödlich verletzt, insgesamt gab es in den beiden Kreisen 37 Schwer- und Leichtverletzte. Seit 2020 werden in der Unfallbilanz des Polizeipräsidium Reutlingen auch die Unfälle mit E-Scootern erfasst. Waren es 2020 präsidiumsweit noch 14 Unfälle mit 2 schwer- und 8 leichtverletzten E-Scooter-Fahrern, hat sich die Zahl der Unfälle 2021 mehr als verdreifacht - Tendenz steigend. Bei den von den E-Scooter-Fahrern verursachten Unfälle war mangelnde Verkehrstüchtigkeit die Ursache.

 Rad- und Pedelec-Fahrer

Im Landkreis Reutlingen liegt die Zahl der Verkehrsunfälle mit Rad- und Pedelec-Fahrern insgesamt bei 509. Das sind 94 mehr als im Jahr 2021 und 111 mehr als in den Vor-Corona-Jahren. Tödlich endeten die Unfälle in keinem der Fälle. 

Im Landkreis Tübingen liegt die Zahl bei insgesamt 406 Unfällen. Das sind 28 mehr als 2021 und 111 mehr als 2017 bis 2019. 4 Radfahrer und 2 Pedelec-Fahrer sind dabei ums Leben gekommen, das sind jeweils 100 Prozent mehr als im Vorjahr. 

Fußgänger

Um 16,3 Prozent gesunken ist die Zahl der Verkehrsunfälle mit Fußgängern im Landkreis Reutlingen. Diese liegt bei 67. Das sind 13 weniger als 2021 und 31 weniger als in den Jahren von 2017 bis 2019. Im Jahr 2022 wurde ein Fußgänger bei einem Verkehrsunfall getötet, 10 wurden schwer verletzt und 45 trugen leichte Verletzungen.

Auch im Landkreis Tübingen ist die Zahl insgesamt um 5,8 Prozent auf 65 gesunken. 2021 lag sie bei 69 und in den Vor-Corona-Jahren bei 71. 2022 wurden durch die Unfälle 2 Personen getötet. 7 wurden schwer verletzt und 48 leicht.

Kinder, junge Erwachsene und Senioren

Geringfügig um 2 auf 49 ist die Zahl der Verkehrsunfälle im Landkreis Reutlingen gestiegen, in die Kinder (bis 13 Jahre) verwickelt waren. War im Jahr 2021 noch ein Kind tödlich verunglückt, verlor im Jahr 2022 kein Kind sein Leben. Auch um 2 auf 8 ist die Zahl der Unfälle auf dem Schulweg gestiegen. Es waren keine Todesopfer zu beklagen. Rückläufig um 1,1 Prozent auf 607 ist die Zahl der Verkehrsunfälle mit jungen Erwachsenen. Tödlich verunglückt ist im Jahr 2022 eine Person. 25 wurden schwer und 148 leicht verletzt. Die Zahl der Unfälle mit Senioren ist im Vergleich zum Vorjahr 2021 um 10,7 Prozent auf 652 gestiegen.

Im Landkreis Tübingen ist die Zahl der Unfälle mit Kindern um 7,3 Prozent auf 41 gestiegen. Im Vorjahr 2021 waren es 38 und in den Jahren 2017 bis 2019 waren es 37. Gestorben ist seit 2017 keiner mehr. Die Zahl der Verkehrsunfälle auf dem Schuldweg sind nur um einen auf 9 gestiegen. Auch hier gab es seit 2017 noch keinen Todesfall zu vermelden. Die Zahl der Verkehrsunfälle mit jungen Erwachsenen ist um 5,4 Prozent auf 370 gesunken. Das sind 21 weniger als 2021. Auch die Zahl der Schwerverletzten ist konstant bei 16 geblieben und die der Leichtverletzten um 20,2 Prozent zurückgegangen. Die Zahl der Unfälle mit Senioren ist 2022 um 6,7 Prozent auf 413 gestiegen - fünf wurden tödlich verletzt.

Unfall
Die Leuchtschrift »Unfall« auf dem Dach eines Polizeiwagens. Foto: Carsten Rehder/dpa
Die Leuchtschrift »Unfall« auf dem Dach eines Polizeiwagens.
Foto: Carsten Rehder/dpa

Verkehrsunfallfolgen

4 Menschen verloren im Landkreis Reutlingen ihr Leben, 9 weniger als 2021. Darunter befanden sich 2 Beifahrer in einem Pkw, eine Motorradfahrerin und eine Fußgängerin. Die Zahlen der Schwerverletzten sind trotz eines Anstieges um 43,0 Prozent auf 203 unter dem Durchschnittswert der Vor-Corona-Jahre. Um 12,3 Prozent ist im Landkreis Reutlingen die Zahl der Leichtverletzten auf 931 gestiegen. 

Im Landkreis Tübingen hat sich die Anzahl der Verkehrstoten von 4 auf 8 verdoppelt, darunter sind 2 Pedelec-Fahrer und 2 Radfahrer, 2 Fußgänger, 1 Quadfahrer und 1 Pkw-Lenker. Als einziger Landkreis im Polizeipräsidium verzeichnet Tübingen einen Rückgang der Schwerverletzten um 13,6 Prozent auf 121. Die Zahl liegt aber trotzdem wie bereits in den Jahren 2020 und 2021 noch über dem Durchschnitt der Vor-Corona-Jahre, der 112 betrug. Die Zahl der Leichtverletzten ist um 1,6 Prozent auf 597 gesunken. 

Hauptunfallursache

Die Hauptunfallursache im Landkreis Reutlingen ist das fehlerhafte Abbiegen, Wenden oder Rückwärtsfahren. Die Zahl der Unfälle ist in dieser Kategorie um 48,8 Prozent auf 811 gestiegen. In den Jahren von 2017 bis 2019 waren es 531. Im Vergleich zum Jahr 2021 ist auch die Missachtung der Vorfahrt mit einem Anstieg von 17,3 Prozent auf 523 zu einer häufigen Unfallursache geworden.

Auch im Landkreis Tübingen ist 2022 das fehlerhafte Abbiegen, Wenden oder Rückwärtsfahren der Spitzenreiter in Sachen Unfallursache. Dort ist die Zahl um 39,1 Prozent auf 491 gestiegen. In den Vor-Corona-Jahren lag diese noch bei 256. An zweiter Stelle steht auch hier die Missachtung der Vorfahrt. Im Vergleich zum Vorjahr 2021 hat diese zwar um 9,0 Prozent abgenommen, zählt dennoch mit 282 Unfällen zu den häufigsten Unfallursachen.

Auch die Geschwindigkeit führt immer wieder zu Unfällen. Nicht immer handelt es sich aber bei der Unfallursache um die Überschreitung der zulässigen Geschwindigkeit, vielmehr spielt laut dem Polizeipräsidium Reutlingen oft die sogenannte »nicht angepasste Geschwindigkeit« – zum Beispiel an das eigene Fahrvermögen, die Straßenverhältnisse oder den Straßenverlauf – eine Rolle.

Alkohol und Drogen 

Im Landkreis Reutlingen gab es 2022 insgesamt 138 Verkehrsunfälle unter Alkohol- oder Drogeneinfluss. Das sind 32 mehr als im Vorjahr 2021. Von den 138 Unfällen waren insgesamt 56 mit Unfallfolgen. Im Landkreis Tübingen ist die Zahl der Verkehrsunfälle unter Alkohol oder Drogen auf 87 gestiegen. Das sind 25 mehr als im Jahr 2021. Unfallfolgen gab es in 36 Fällen. »Immer mehr Menschen setzen nicht nur die eigene Gesundheit, sondern auch die Gesundheit oder das Leben anderer leichtfertig aufs Spiel, indem sie alkoholisiert oder unter dem Einfluss anderer Drogen unterwegs sind. Daran werden wir unsere Kontrolltätigkeit ausrichten und diese entsprechend intensivieren«, wird Reutlingens Polizeipräsident Udo Vogel im Unfallbericht zitiert. 

 Unfallflucht

Im Landkreis Reutlingen ist die Zahl der Verkehrsunfälle mit Unfallflucht um 9 Prozent auf 1.643 gestiegen. Das sind 135 mehr als im Vorjahr. Im Landkreis Tübingen ist die Zahl um 10,6 Prozent auf 984 gestiegen. Im Jahr 2021 waren es nur 890. (pol/GEA)