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Aktuell Geburtstag

70 Jahre Frauenchor im Liederkranz Reutlingen

Pandemiebedingt gibt es keine Feier zum Stichtag. Sängerinnen wollen ihr Jubel-Fest aber nachholen

Der Frauenchor des Liederkranzes im Jahr1962. FOTO: PR
Der Frauenchor des Liederkranzes im Jahr1962. FOTO: PR
Der Frauenchor des Liederkranzes im Jahr1962. FOTO: PR

REUTLINGEN. Bestens bei Stimme – das war der Frauenchor des Reutlinger Liederkranzes, der jetzt sein siebzigjähriges Bestehen feiert, vom ersten Tag an. Denn zur Gründungsversammlung am 30. März 1951 hatten sich sage und schreibe 114 Interessentinnen eingefunden. So der Klangkörper mit stattlicher Besetzung, die sich im Laufe der Zeit auf 70 bis 80 Aktive einpendelte. Prägend, heißt es bis heute, sei die gestrenge erste Frauenchorvorsitzende, Else Zühr (1951 bis 1978), gewesen. Von den Männern getrennte Singstunden und auch das anschließende Zusammensitzen waren lange Zeit ungeschriebenes Gesetz.

Gemeinsame Sache

Das erste große gemeinsame Konzert, ein Oratorium mit dem Titel »Das Lied von der Mutter« (J. Haas), wurde anlässlich des 125-jährigen Jubiläums des Reutlinger Liederkranzes aufgeführt. Der damalige Chorleiter Karl Hermann Mäder, Schwarm vieler Damen von 18 bis 80 Jahre, war mit seinem musikalisch-pädagogischen Können ein echter Glücksgriff. Nach diesem Ereignis gab es nie wieder Konzerte ohne Frauenchor, seien es Serenadenabende, Sängerfeste (1963 Teilnahme am Bundessängerfest in Salzburg) bis hin zu großen, klassischen Werken, die Kirchen und Hallen füllten.

1978 übernahm Gisela Kritter den Vorsitz des Frauenchores und führte ihn in charmanter, lockerer Art, bis sie ihr Amt 1987 an Elsbeth Reich weitergab. Eine Ära von wieder 27 Jahren mit allen Höhen und Tiefen wurde von ihr souverän gemeistert. Mitorganisation von Stadtfestständen, einheitliche Konzertkleidungen, unvergessliche Ausflüge – ihr freundschaftliches Auftreten half, viele Wege zu ebnen.

2014 übergab sie ihr Amt an Monika Staudt, die es bis heute innehat. In ihre »Amtszeit« fiel auch der Umzug aus dem eigenen legendären Sängerheim Uhlandhöhe in die Aula der Theologischen Hochschule, die seither als Probenlokal dient. Das bisherige spontane Zusammensitzen nach den Übungsstunden wurde durch diesen Ortswechsel stark reduziert. Dafür organisierte Monika Staudt einen monatlichen Kaffeetreff, der – jenseits von Corona – gerne angenommen wird.

Guter Zusammenhalt

Im vergangenen Jahr bis heute unterliegt der Verein natürlich der coronabedingten Gesangs- und Treffklausur. Gleichwohl pflegt der Frauenchor, der inzwischen altershalber auf nurmehr zwanzig Akteurinnen geschrumpft ist, das Miteinander: sei’s per Telefon oder mit Brieflein (statt wie sonst zum Beispiel blumigen Valentinsbesuchen) – die Mitglieder halten, so gut das während der Covid-19-Pandemie eben möglich ist, zusammen.

Und die Zukunft? Sie bleibt abzuwarten. Derweil Danke-Sagen auch in Krisenzeiten möglich ist. Etwa an die Adresse von Erika Krämer, die als einzig verbliebene »Zeugin der ersten Stunde« bis heute, inzwischen 98 Jahre alt und passives Mitglied, vieles von Beginn an erzählen konnte. Für sie und inzwischen viele langjährige Mitglieder ist oder war der Frauenchor des Reutlinger Liederkranzes ein fester Bestandteil ihres Lebens mit guten Freundschaften oder kameradschaftlichen Kontakten. Die These, dass Singen jung hält und gesund ist, bestätigt sich im weit fortgeschrittenen Alter vieler Passiven. Ob es im Jubiläumsjahr ein Fest geben wird? Der Frauenchor im Liederkranz strebt es jedenfalls an. (eg/GEA)