REUTLINGEN. »Man kann mit wenig Aufwand viel bewirken«, sagte Paul Mohl. Am Mittwoch bekam der Vorsitzende des Ortsvereins Reutlingen vom Deutschen Roten Kreuz eine Urkunde für 60 Jahre Engagement beim Blutspenden verliehen.
1959 hat Mohl im Alter von 15 Jahren als Mitglied des Jugendrotkreuzes damit begonnen, ehrenamtlich bei den Blutspendeaktionen mitzuhelfen. »Ich bin durch meinen Vater dazu gekommen«, berichtet er. Dieser habe damals den Ruheraum betreut, in dem sich die Spender nach dem Legen des Zugangs, im Jargon »Anzapfen« genannt, und Spenden erst mal erholen durften. »In genauer Vorgabe musste man zehn Minuten liegen, fünf Minuten sitzen und dann zum Essen gehen.« Oberbürgermeister Stefan Schultes allerdings sei immer sofort aufgestanden und gegangen. »Er hatte es wegen einer Sitzung oder Ähnlichem immer eilig.«
42 Jahre lang organisierte Paul Mohl die Blutspendeaktionen und betreute unter anderem die rund 20 Ehrenamtlichen, die den Schwestern zur Hand gingen. Genauso lange ist auch seine Ehefrau Waltraut im Einsatz, die sich um die Anmeldung kümmert. »Viele kommen jedes Jahr«, berichtet sie. Aber es gebe immer wieder auch Erstspender, die froh seien, wenn ihnen jemand gut zurede. Sie selbst, so Waltraut Mohl, habe allerdings noch nie Blut gespendet. »Ich hatte immer zu wenig Gewicht. Und man kann auch nicht beides machen, die Anmeldungen entgegennehmen und spenden.« Ihr zur Seite steht Miriam Fischer, die bei der Koordination in Reutlingen, im Zollernalbkreis und in Sigmaringen hilft und anpackt, wo es nötig ist. Rund 120 Spender werden bei jedem Termin in Reutlingen erwartet.
Nach dem Ausfüllen eines Anamnesebogens geht es für die Spender zunächst in den ersten Stock. »Dort machen die Ärzte eine Voruntersuchung, wer tauglich ist«, so Paul Mohl. Der Blutdruck wird gemessen, die Laboranten bestimmen die Blutwerte. Hinderlich für eine Spende kann unter Umständen ein Urlaubsort sein. »Früher war man einige Woche gesperrt, wenn man am Gardasee war. Heute gilt beispielsweise Thailand als problematisch.« Erst, wenn alles abgeklärt ist, geht es in den großen Saal im Erdgeschoss und »zur Sache«. Spenden kann man im Alter von 18 bis 72 Jahren. Wichtig sei, genug zu trinken. »Vor einer Spende sollte man rund zwei Liter Wasser getrunken haben. Umso besser fließt das Blut«, erläutert Miriam Fischer. Auf die Spender wartet ein Büffet und als Geschenk dieses Mal eine Thermoskanne.
Auch Wolfgang Lösche aus Eningen spendet schon seit 40 Jahren. »Als ich mit 22 Jahren damit anfing, ging alles wesentlich langsamer. Heute liegt es am persönlichen Befinden, wann man aufstehen darf.« Probleme habe er noch nie gehabt. »Nur beim ersten Mal, als ich gerade als Soldat bei der Bundeswehr war.«
20 Liter beigesteuert
Lisa Morgenstern (22) war am Mittwoch erstmals dabei. »Ich hatte mir das schon lange überlegt, aber traute mich nicht. Aber jetzt habe ich mich spontan dazu entschlossen.« Es sei ein gutes Gefühl, anderen helfen zu können.
Paul Mohl hat 41-mal bis 2010 gespendet. Von da an war es aufgrund von Herzbeschwerden nicht mehr möglich. Geht man davon aus, dass jedes Mal ein halber Liter Blut entnommen wurde, sind es rund 20 Liter Blut, die Mohl insgesamt spendete.
Die Urkunde überreichte Daniel Schnell, Referent und Koordinator des DRK. Wie er mitteilte, habe Paul Mohl in 60 Jahren bei 249 Blutspendeaktionen mitgewirkt, bei denen 48 700 Blutkonserven gesammelt wurden.
Mohl hatte 2008 die Verdienstmedaille des DRK-Landesverbands Baden-Württemberg und 2009 die Verdienstmedaille der Stadt Reutlingen erhalten. (gb)