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Über ein Fünftel der Senioren in der Region Neckar-Alb leidet an Altersdepression

Symbolbild Depression
Foto: Peter Steffen/dpa Foto: Peter Steffen
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REUTLINGEN. Mit der dunklen Jahreszeit kommen dunkle Gedanken. Selbstzweifel, langes Grübeln bis hin zu lebensmüden Gedanken lassen den Alltag zur Qual werden. Die soziale Isolation durch die Corona-Einschränkungen dürfte bei vielen Betroffenen ihr Übriges tun. »Besonders gefährdet, an einer Depression im Alter zu erkranken, sind Frauen sowie Menschen ohne vertrauensvolle persönliche Beziehungen und Bewohner von Pflegeheimen«, weiß Dr. Alexandra Isaksson, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie bei der AOK Baden-Württemberg. »Depressive Störungen sind die häufigste psychische Störung im Alter und gehen noch stärker als in jüngeren Altersgruppen mit einem erhöhten Suizidrisiko einher.«

Laut einer aktuellen Statistik der AOK ist die Zahl der an Altersdepression erkrankten Versicherten in den letzten fünf Jahren stetig um durchschnittlich 2,4 Prozent gestiegen. Im vergangenen Jahr mussten in den Landkreisen Reutlingen, Tübingen und Zollernalb knapp 13 000 Senioren, rund 23 Prozent der AOK-Versicherten, wegen einer Depression ärztlich behandelt werden. Damit liegt die Region etwas über dem Landesschnitt von 21,5 Prozent.

In der Region Neckar-Alb sind die Fälle ungleich verteilt. Im Zollernalbkreis waren es 28,4 Prozent der über Siebzigjährigen, die im Jahr 2019 wegen Depressionen Hilfe in Anspruch nahmen. Dagegen liegt der Anteil in den Nachbarkreisen auf einem niedrigeren Niveau: In Tübingen waren es 21,1 Prozent, der Landkreis Reutlingen lag mit 4 881 Fällen nur bei 20,0 Prozent. In allen drei Kreisen fällt auf – und damit folgt die Region dem landesweiten Trend – dass Frauen zwar doppelt so häufig von Altersdepression betroffen sind, bei Männern die Steigerungsrate jedoch deutlich höher ist als bei Frauen. Im Landkreis Reutlingen etwa kommen jedes Jahr mit 4,7 Prozent fast doppelt so viele männliche als weibliche Betroffene hinzu (2,9 Prozent).

Die AOK-Fachärztin rät, im Falle eines Verdachts auf eine depressive Störung umgehend einen Arzt – den Hausarzt oder einen Facharzt für Psychiatrie, Psychosomatische Medizin oder einen Nervenarzt – aufzusuchen. Denn auch im Alter sei eine Depression gut behandelbar. »Aber auch die Betroffenen selbst können etwas dafür tun, um einer depressiven Symptomatik entgegenzuwirken«, so Isaksson weiter. »Insbesondere in Zeiten der Corona-Pandemie ist es wichtig, eine geregelte Tagesstruktur beizubehalten beziehungsweise aufzubauen und in Bewegung zu bleiben.« Das Wichtigste sei, nicht allein in der aussichtslos erscheinenden Situation zu bleiben, sondern sich trotz oft vorhandener Scham- und Schuldgefühle einer anderen Person anzuvertrauen.

Bei fachlichen Fragen und zu Anlaufstellen in der Nähe hilft die Deutsche Depressionshilfe am Telefon weiter. Für Ratsuchende steht auch die Telefonseelsorge rund um die Uhr kostenfrei zur Verfügung. (eg)