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»Katastrophe«: Metzinger Experte warnt vor Japankäfer

Bundes- sowie Landesregierung warnen vor dem Japankäfer. Das Insekt sei eine Bedrohung für über 300 heimische Pflanzenarten. Noch ist der gefräßige Krabbler weder in Reutlingen und der Region, noch in Deutschland aufgetaucht. Doch das könnte sich sehr schnell ändern.

Ein Japankäfer im Größenvergleich auf einer Ein-Euro-Münze. Der gefräßige Krabbler hat über 300 Pflanzenarten auf seiner Speisek
Ein Japankäfer im Größenvergleich auf einer Ein-Euro-Münze. Der gefräßige Krabbler hat über 300 Pflanzenarten auf seiner Speisekarte und frisst für sein Leben gern. Foto: Uli Deck/dpa
Ein Japankäfer im Größenvergleich auf einer Ein-Euro-Münze. Der gefräßige Krabbler hat über 300 Pflanzenarten auf seiner Speisekarte und frisst für sein Leben gern.
Foto: Uli Deck/dpa

METZINGEN/TÜBINGEN. »Vor dem Japankäfer zu warnen und ihn frühzeitig zu bekämpfen ist dringend nötig«, sagt Dr. Albrecht Gorthner, Biologe aus Metzingen und Experte für eingeschleppte Tierarten ist mit Blick auf den Japankäfer alarmiert. Er findet es genau richtig, wie die Behörden gerade reagieren: »Das muss alles sehr früh geschehen, gerade jetzt, wo er noch nicht bei uns ist, aber quasi vor der Haustür steht«, so Gorthner. Vor der Haustür bedeutet: Japankäfer sind bis ins schweizerische Basel vorgedrungen, also in die unmittelbare Nähe zu Baden-Württemberg. Die Gefahr durch den Japankäfer dürfe auf keinen Fall unterschätzt werden: »Wenn der sich bei uns ausbreitet, wird das eine Katastrophe«, so Gorthner.

Wo er auftaucht und sich ausbreitet, macht der Japankäfer vor fast nichts Halt. Mehr als 300 Pflanzenarten befällt das Insekt. Bei Obstbäumen, in Weinanbaugebieten oder bei Erdbeersträuchern beispielsweise fressen Japankäfer Blätter, Blüten und Früchte. Nahezu alle Gartenpflanzen frisst er kahl, selbst herkömmlicher Rasen schmeckt den Tieren. Das hat dazu geführt, dass in der Region Basel bereits Rasenflächen mit Planen abgedeckt wurden. Erschwerend kommt hinzu, dass Japankäfer in Europa keine natürlichen Feinde haben. Das hat zur Folge, dass sich die Insekten explosionsartig vermehren.

Landkreis Lörrach zur Befallszone erklärt

Deshalb hat die Landesregierung bereits vor einigen Tagen das Ziel ausgegeben, die Ausbreitung des Japankäfers zu verhindern, im optimalen Fall ihn sogar zurückzudrängen. Der baden-württembergischen Landkreis Lörrach, ein Steinwurf von Basel entfernt, hat eine sogenannte Befallszone eingerichtet. Diese umfasst mittlerweile den gesamten Landkreis. In der Praxis bedeutet das: Pflanzenmaterial darf diese Zone nur verlassen, wenn gewährleistet ist, dass damit keine Käfer oder darin lebende Larven transportiert werden. In der Schweiz gelten die Gebiete in einem Umkreis von einem Kilometer rund um eine Fundstelle eines Japankäfers als Befallszone. 77 Tiere wurden nach offiziellen Angaben rund um Basel nachgewiesen. Vermutlich sind es in Wirklichkeit viel mehr.

Auch die Behörden in der Region Neckar-Alb haben bereits gewarnt. So teilte das Regierungspräsidium Tübingen auf Anfrage des GEA mit: "Das oberste Ziel in Baden-Württemberg liegt darin, eine Ansiedlung des Japankäfers zu verhindern. Dabei hoffen die Fachleute auch auf die Unterstützung der Bevölkerung." Die Behörde wies gleichzeitig darauf hin, dass der Japankäfer zu den meldepflichtigen Schädlingen gehört. Das heißt, wer ein solches Tier entdeckt und eindeutig als Japankäfer erkennt, sollte laut Regierungspräsidium folgendes tun: "Fangen, einfrieren und fotografieren. Das Foto soll mit Angabe des Fundortes per E-Mail an Pflanzengesundheit-kaefer@ltz.bwl.de geschickt werden."

EU will Japankäfer ausrotten

Die EU hat den Japankäfer mittlerweile als »Quarantäneschädling« eingestuft, was gleichzeitig bedeutet, dass »sofortige Maßnahmen mit dem Ziel einer Ausrottung durchgeführt werden müssen.« Dazu gehöre auch, die Bekämpfung der Käfer »durch Pheromonfallen, das Überdecken mit Folie oder Bodenbearbeitung mittels einer Fräse.« Dies empfiehlt alles das Regierungspräsidium Tübingen.

Für den Metzinger Biologen Albrecht Gorthner ist das zudem zielführender, als die gefräßigen Insekten mit der chemischen Keule bekämpfen zu wollen. »Jetzt Insektizide zu versprühen, würde nur alle anderen Insekten schädigen oder sogar töten.« Er sieht noch ein anderes Problem: »Können Laien den Käfer überhaupt erkennen? Die Verwechslungsgefahr mit dem Junikäfer ist auf jeden Fall gegeben.« Er hoffe jedenfalls, dass die jetzt eingeleiteten Schritte dazu führen, dass der Japankäfer zurückgedrängt werde. Besonders optimistisch ist er nicht: »Ich rechne dennoch damit, dass der sich in spätestens zehn Jahren bei uns ausgebreitet hat.« (GEA)