REUTLINGEN. Zwei Kraftstoffe, ein Preis: E10 und Super kosten mittlerweile bei fast allen Reutlinger Tankstellen gleich viel. Bei Aral am Echazufer, bei Ran in der Stuttgarter-Straße und bei Esso und Jet in der Konrad-Adenauer-Straße. Das war stets anders. Bei seiner Einführung im Jahr 2011 musste man für den Kraftstoff mit höherem Biosprit-Anteil etwa vier Cent weniger bezahlen als für das normale Super. Die Preise können die Filialleiter der Tankstellen allerdings nicht selbst bestimmen. Bei Aral wird beispielsweise in Bochum festgelegt, wieviel ein Liter Treibstoff kostet. Das richtet sich auch nach dem, was die Wettbewerber in der Region pro Liter verlangen, verrät Aral-Pressesprecher Detlef Brandenburg auf GEA-Anfrage.
Grund für die Preiserhöhung, die deutschlandweit greift, ist eine gesetzliche Änderung. »Für 2020 wurde die Treibhausgas-Minderungsquote von vier auf sechs Prozent angehoben«, erklärt Brandenburg. E10 dürfe, wie der Name sagt, maximal zehn Volumenprozent Bio-Komponenten enthalten. Um die höhere Treibhausgas-Minderungsquote zu erfüllen, könne man nicht einfach mehr Bio-Komponenten beimischen, man benötige höherwertige. Diese seien wiederum teurer, was letztendlich den Preisanstieg von E10 erklärt, sagt Brandenburg. Ob E10 sogar teurer als Super werden könnte und welche Auswirkungen der Preissprung auf den E10-Absatz in Reutlingen hat, war von den Pressestellen der Tankstellen nicht zu erfahren.
Die Preisangleichung von E10 und Super hat der Bundesverband der deutschen Bioethanolwirtschaft (BDBe) genutzt, um mit einem weit verbreiteten Mythos über den Bio-Kraftstoff aufzuräumen. »Rollenprüfstandtests mit fünf Autos aus verschiedenen Fahrzeugklassen haben ergeben, dass der behauptete Mehrverbrauch in keinem Fall höher ist als 0,09 Liter auf 100 Kilometer«, heißt es in einer Presseerklärung. Ein Opel Corsa benötige mit E10 auf 100 Kilometer sogar weniger Benzin als mit Super.
Gleicher Preis, gleicher Verbrauch - ist es jetzt also völlig egal, was man tankt? Nicht ganz. Laut BDBe ist E10 nämlich besser für die Umwelt. Der Bio-Sprit verringere die Stickoxidemissionen im Vergleich zu Super um durchschnittlich 25 Prozent. Zusätzlich sei beim Feinstaubausstoß im Durchschnitt eine Reduktion von mehr als 70 Prozent nachweisbar. (GEA)