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IHK Reutlingen warnt: Schulabgänger sind nicht fit für die Arbeitswelt

IHK Reutlingen stellt eine Umfrage zu Schulen und Schulpolitik vor. Ausbilder beklagen mangelnde persönliche Fähigkeiten und unzureichende Grundkenntnisse der Schulabgänger.

Schülerinnen und Schüler in der Region sind laut einer aktuellen Umfrage schlecht auf die Arbeitswelt vorbereitet.
Schülerinnen und Schüler in der Region sind laut einer aktuellen Umfrage schlecht auf die Arbeitswelt vorbereitet. Foto: Philipp von Ditfurth/DPA
Schülerinnen und Schüler in der Region sind laut einer aktuellen Umfrage schlecht auf die Arbeitswelt vorbereitet.
Foto: Philipp von Ditfurth/DPA

REUTLINGEN. Was wünschen sich Betriebe von Schulen und Schulverwaltung? Die IHK Reutlingen hat dazu über 3.000 betriebliche Ausbilderinnen und Ausbilder aus der Region befragt. Die wichtigsten Ergebnisse: Nicht alle Schulabgänger sind ausbildungsreif, es fehlt vor allem an fachlichen Grundlagen.

82 Prozent der teilnehmenden Betriebe messen der schulischen Bildung eine große Bedeutung zu. 84 Prozent beklagen, dass viele Schülerinnen am Schüler am Ende ihrer Schulzeit auf eine Ausbildung oder ein Studium nicht gut vorbereitet sind. Sie vermissen vor allem persönliche Fähigkeiten wie Selbstständigkeit, Durchhaltevermögen und Motivation. Von Bewerberinnen und Bewerbern wünschen sich Ausbilder unter anderem stabile Kritikfähigkeit sowie die Fähigkeit, Probleme eigenständig zu lösen. Auch gute Umgangsformen, gerade im Kontakt mit Kollegen, stehen ganz oben auf der Wunschliste.

»Unseren Schulabgängern fehlt es teilweise an grundlegenden Fertigkeiten«

Mit den fachlichen Grundlagen sei es aus der Sicht vieler Betriebe ebenfalls nicht immer zum Besten bestellt, vor allem in den Hauptfächern, also Mathe und Deutsch, aber auch Englisch und Informatik. »Unseren Schulabgängern fehlt es teilweise an grundlegenden Fertigkeiten wie Rechnen ohne Taschenrechner oder Rechtschreibung ohne digitale Unterstützung«, so IHK-Präsident Johannes Schwörer.

Die Umfrage der IHK Reutlingen wurde online durchgeführt und an über 3.000 betriebliche Ausbilderinnen und Ausbilder verschickt. Rund 300 Antworten gingen bei der IHK Reutlingen ein. Zum Fragenkatalog gehörten auch mehrere offene Fragen mit frei formulierten Rückmeldungen. Viele Ausbilder plädieren darin für mehr Anwendungsbezug im Unterricht und Nähe zum praktischen Leben. Schüler sollten wissen, wie man eine geschäftliche Mail schreibt oder welche Anwendungen im modernen Büromanagement üblich sind. »Für die Schülerinnen und Schüler sowie für die Wirtschaft wäre es besser, wenn der Unterrichtsstoff mit mehr Bezug zu echten Anwendungen vermittelt wird«, berichtet Schwörer. Außerdem wünschen sich viele Betriebe mehr Leistungsbereitschaft und ein verändertes Mindset ihrer Bewerberinnen und Bewerber, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.

»Schule braucht mehr Praxis, mehr Vernetzung mit Betrieben«

»Unsere Umfrage bestätigt, was ich auch in Gesprächen mit Betriebsvertretern höre: Schule braucht mehr Praxis, mehr Vernetzung mit Betrieben«, erklärt Thorsten Leupold, IHK-Bereichsleiter Ausbildung und Prüfungswesen. Die IHK werde die Forderungen zusammenfassen und an verschiedene Stakeholder, insbesondere an die Schulverwaltung, weitergeben.

Dabei sei es wichtig, auch die enorme Integrationsleistung von Schule zu würdigen. »In Sachen mangelnder Ausbildungsreife dürfen wir uns nicht gegenseitig den Schwarzen Peter zuschieben.« Wichtig sei, Schulen angemessen auszustatten, damit sie ihre Aufgaben erfüllen können. (GEA)