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Wie diese Windkraftanlage auf der Alb unfreiwillig zum Kunstwerk wurde

Darrieus-Anlage.  FOTO: SCHRADE
Darrieus-Anlage. FOTO: SCHRADE
Darrieus-Anlage. FOTO: SCHRADE

Ist das Kunst oder kann das weg? Für das auffällige elliptische Konstrukt auf einer Anhöhe irgendwie im grünen Nirgendwo lautet die Antwort: Nö, Kunst ist das nicht. Weg könnte es theoretisch auch, denn es funktioniert nicht so richtig. Was es mit dem 25 Meter hoch aufragenden und weithin sichtbaren Bauwerk am Rande des ehemaligen Truppenübungsplatzes zwischen Feldstetten und Heroldstatt auf sich hat, verrät eine Infotafel in unmittelbarer Nähe: Es handelt sich um eine Windkraftanlage mit vertikaler Drehachse.

Bereits 1989 – lange vor Fukushima, aber nur wenige Jahre nach Tschernobyl – wurden auf dem Testfeld der EnBW, einer exponierten und entsprechend windigen Fläche bei Heroldstatt, unterschiedliche Anlagen getestet. Neben dem bekannten Propellertyp, der sich letztlich durchsetzte, war darunter auch der Darrieus-Typ, bei dem eine Ellipse um die senkrechte Achse rotiert. Die Vorteile: Die Technik ist bodennah und deshalb wartungsfreundlicher als bei Propeller-Windrädern. Gut ist auch, dass die Darrieus-Anlage Wind von allen Seiten aufnehmen kann.

Allerdings liegen die winddurchströmten Flächen vergleichsweise niedrig, die Energieausbeute ist geringer als bei Propeller-Typen mit gleicher Masthöhe. Die Test-Anlage brachte es auf einen Jahresertrag von 24.500 Kilowattstunden. Das reicht gerade mal, um sechs Vier-Personen-Haushalte ein Jahr lang mit Strom zu versorgen.

Die Erkenntnis nach zehn Jahren Modellversuch: Das futuristisch aussehende Bauwerk hat in Wirklichkeit keine Zukunft. Zumindest nicht, was die Energie-Erzeugung angeht. Bleiben durfte und darf es trotzdem. Als eine Art Denkmal, als einer von vielen Steinen auf dem Weg zur Energiewende, hat es seine Berechtigung. Zumal es von Weitem tatsächlich aussieht wie ein Stück Kunst in einem Landschafts- und Skulpturenpark und – im Gegensatz zu den gefürchteten propellerförmigen Schreckgespenstern, die den Blick auf Schloss Lichtenstein und andere Schönheiten verstellen könnten – offenbar niemandem ein Dorn im Auge ist. (GEA)