MÜNSINGEN. 110 Jahre lang war es ausschließlich Soldaten vorbehalten, den 6 700 Hektar großen Truppenübungsplatz in Münsingen zu betreten. Der erste Schuss dort fiel am 24. Oktober 1895. Nach dem Abzug der Bundeswehr – seit 2006 – ist die einzigartige Kulturlandschaft auf 45 Kilometer Wegen für Wanderer und Radfahrer geöffnet. Durch die militärische Nutzung wurden das Münsinger Hardt und die angrenzenden Gebiete von Siedlungen, Straßen, Flurbereinigung und intensiver wirtschaftlicher Nutzung weitgehend verschont. Stets durch mehrere Tausend Schafe beweidet, blieb eine parkartige Landschaft erhalten, wie sie im 19. Jahrhundert auf der Schwäbischen Alb üblich war.
In den Tälern und am Albtrauf liegen die urtümlichen Hang- und Schluchtwälder. Mittendrin finden die Besucher alte Panzerspuren, zahlreiche Tümpel, seltene Tiere und eine bunte Pflanzenwelt. Kein Wunder, dass dieses einzigartige Areal das Herzstück des Biosphärengebiets Schwäbische Alb ist.
Anbindung an Albvereinswege
Der Münsinger Autor Joachim Lenk, der bereits das Buch »Letzter Appell in Schwäbisch Sibirien« über den ehemaligen Truppenübungsplatz schrieb, hat zusammen mit dem Grafiker und Verleger Wolfgang Wiedemann vor mehr als zehn Jahren zum ersten Mal eine militärhistorische Freizeit- und Wanderkarte auf den Markt gebracht. Dort sind alle freigegebenen Wege zu sehen, sie führen unter anderem zu den fünf Aussichtstürmen, von denen man einen weiten Blick bis zu den Alpen hat. Da sich im vergangenen Jahrzehnt einiges auf dem ehemaligen Schießplatz geändert hat und neue Attraktionen hinzugekommen sind, wurde der Faltplan rechtzeitig zur Tourismusmesse CMT in Stuttgart mit allen Neuigkeiten neu aufgelegt.
Es handelt sich dabei um keine topografische, sondern um eine aufgepeppte dreidimensionale Grafik. Der Ausschnitt schließt die an den ehemaligen Übungsplatz grenzenden Gemeinden ein und weist den Besuchern über farbige Zahlen den Weg zu den thematisch zusammengestellten Sehenswürdigkeiten. Diese sind auf der Rückseite der Karte beschrieben und mit 65 Fotos und Abbildungen illustriert. So sind zum Beispiel die vier Friedhöfe, die ehemaligen Höfe Achenbuch, Schorrstall, Heroldstetten und Bäumlersburg sowie die fünf gemauerten, für die Öffentlichkeit allerdings nicht zugänglichen Beobachtungstürme Lindequist, Falkenhausen, Seeckt, Reinhardt und Lenne erklärt.
JETZT IM HANDEL
Die Karte »Der ehemalige Truppenübungsplatz Münsingen«, 96 x 51 Zentimeter, ISBN 978-3-9810687-6-4, 65 Fotos, erschienen 2020 im Wiedemann-Verlag Münsingen, kostet 7,90 Euro. Erhältlich ist sie unter anderem im Biosphärenzentrum Auingen und bei der Touristikinformation in Münsingen.
Alle Sehenswürdigkeiten entlang der ehemaligen Hardt- und der Panzerringstraße sind vermerkt. Zudem wurde der Standort eingezeichnet, wo im Juli 1944 rund 19 000 Soldaten der italienischen Division »Monte Rosa« angetreten sind. Die ehemalige Herzog-Albrecht-Kaserne, das Remontedepot Breithülen, das verlassene Dorf Gruorn und das einstige Barackenlager Feldstetten sind ebenfalls beschrieben. Außerdem sind die Wege des Schwäbichen Albvereins zu sehen, die an den Grenzen des ehemaligen Übungsplatzes beginnen. Der Spaziergänger hat so die Möglichkeit, interessante und abwechslungsreiche, lange und kurze Ausflüge zu unternehmen, die auch mit dem Fahrrad und teilweise auch mit Inlineskates möglich sind. (pm)