GOMADINGEN-MARBACH. Nasheed al Amal Hoor bringt frisches Blut in die Weil-Marbacher-Zuchtlinie. Acht Stuten hat er in diesem Jahr schon gedeckt, der Nachwuchs wird sich im kommenden Frühjahr einstellen. Besser noch: Zwei seiner Fohlen bereichern Marbach bereits. Seine Tochter Naim el Rooh wird am »Tag des arabischen Pferdes« am Samstag, 16. Juli, einer der Stars sein. Das »Glück der Seele« wird neben drei weiteren Fohlen und vier Stuten der Öffentlichkeit vorgestellt.
Nasheed gehört zu der Gruppe der fünf Hengste und vier Stuten, die vor gut einem Jahr im Haupt- und Landgestüt angekommen sind. Das besondere daran: Die Neuankömmlinge kommen aus Ägypten, aus dem Gestüt des Züchters Philippe Paraskevas am Rande vom Kairo, fast im Schatten der Pyramiden. Die Reise ins kühle Deutschland dauerte, es standen Quarantänen im Ausgangs- und im Zielland an. Während der Zwangspause haben die Ägypter an Kondition verloren, dass haben sie mittlerweile aber wieder aufgeholt, sagt Landesoberstallmeisterin Astrid von Velsen-Zerweck.
Haupt- und Landbeschäler
Die noch jungen Stuten haben sich sehr gut in die Stutenherde integriert. Daran, dass hierzulande eher Kies denn Sand unter den Hufen knirscht, haben sie sich gewöhnt. Und ihre Tischsitten sind besser geworden – am Anfang haben sie das ungewohnte Gras noch mit der Wurzel ausgerissen. »Es sind sehr freundliche und zutrauliche Tiere.«
Alles noch Spaß, aber bald wird es ernst. Araber werden in Marbach ab dem vierten Lebensjahr eingeritten, bald wird Stutenmeister Klaus Niethammer die Sättel auflegen. Auch die älteren Hengste müssen auf Marbacher Niveau gebracht werden. »Die Ägypter können sehr gut mit Pferden umgehen«, sagt von Velsen-Zerweck, »aber das ist eine andere Schule.« Der methodische Muskelaufbau mit Gymnastizierung und klassischer Reitkunst steht dort nicht im Vordergrund. Die Oberstallmeisterin ist gespannt, wie sich die Tiere unter dem Sattel machen.
Nasheed ist derweil voll im Geschäft als Haupt- und Landbeschäler, als Deckhengst für die Marbacher und für fremde Stuten. Am Samstag wird er an der Hand von Klaus Niethammer einen Auftritt im Schauprogramm haben. Der Zuchtverband hat ihn »gerne eingetragen«, so von Velsen-Zerweck, »und seine Fohlen sind sehr schön geraten«. Der Schimmel ist auch ein Prachtstück, groß für einen Araber, hellwach, mit viel Temperament. »Ein würdiger Vertreter seiner Rasse«, meint die Landesoberstallmeisterin, »mit toller Gesamtausstrahlung und perfektem Interieur« – den inneren Werten des Tieres.
Auftritt im Schauprogramm
Adel und Schönheit, Rittigkeit und Gesundheit – das war die Philosophie des württembergischen Königs Wilhelm I., das ist auch die Philosophie des Gestüts. Die Araber aus der Marbacher Zucht müssen marktfähig sein und das Gestüt hat die ureigenste Aufgabe, die Herde zu erhalten. Damit das gelingt, gilt es, »die Genetik zu verdichten«. Dazu hat das Gestüt sich zum Beispiel einen Hengst aus Frankreich ausgeliehen, Nabor el Masan, der kurz vor Nasheed einen Auftritt haben wird.
Züchter Paraskevas macht sich international dafür stark, Araber nicht (nur) nach Schönheit, sondern nach Leistungsfähigkeit zu züchten. In der Wüste müssen Pferde genügsam und ausdauernd sein, mit großen Temperaturschwankungen und Höchstwerten über 40 Grad umgehen können.
Ganz so heiß wird es am »Tag des arabischen Pferdes« hoffentlich nicht werden. Bei Distanzritten zwischen 33 und 84 Kilometern können Araber und nicht nur sie zeigen, was in ihnen steckt. Ganz junge Reiter können beim Kinderritt mitmachen. Das Gestüt hat ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt. Neben den Veranstaltungen wie Körungen und Prämierungen gibt es ab 13.30 Uhr ein gut einstündiges Schauprogramm um das arabische Pferd und andere Marbacher Pferderassen. Nasheed und Nabor werden kurz nach 14 Uhr zu sehen sein. Am Sonntag wird Ausbilderin Anja Beran ein Fachseminar über die »Natürliche Schiefe des Pferdes« halten. (eg)
SCHAUPROGRAMM
Eintrittskarten für das Schauprogramm am Samstag, 16. Juli, um 13.30 Uhr und für das Anja-Beran-Seminar am Sonntag, 17. Juli, erhalten die Besucher über den Ticketservice Diginights. Weitere Informationen gibt es auf der Webseite des Gestüts. (eg) www.diginights.com www.gestuet-marbach.de