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Minister Peter Hauk schaut im Haupt- und Landgestüt Marbach nach dem Rechten

Landwirtschaftsminister Peter Hauk und Gestütsleiterin Astrid von Velsen-Zerweck bei den Araberstuten. FOTO: WURSTER
Landwirtschaftsminister Peter Hauk und Gestütsleiterin Astrid von Velsen-Zerweck bei den Araberstuten. FOTO: WURSTER
Landwirtschaftsminister Peter Hauk und Gestütsleiterin Astrid von Velsen-Zerweck bei den Araberstuten. FOTO: WURSTER

MÜNSINGEN. Peter Hauk, Landesminister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz und als solcher auch für alles zuständig, was in Baden-Württembergs Ställen gackert, muht und wiehert, hat gestern dem Haupt- und Landgestüt Marbach seinen Besuch abgestattet. Zuallererst um sich zu erkundigen, wie »seine« Mitarbeiter die Herausforderungen der zurückliegenden Monate gemeistert haben. Der Minister zeigte sich erleichtert, dass im Gestüt keine Coronafälle aufgetreten sind: »Ein positiver Fall hätte zu Quarantänemaßnahmen geführt, die die Betreuung und Versorgung der Tiere hätten gefährden können.«

Wegen der Coronabeschränkungen mussten und müssen auch in Marbach prestigeträchtige Veranstaltungen abgesagt werden, so die Konzertveranstaltung Marbach Classics und die Hengstparaden im Herbst, Publikumsmagneten weit über die Region hinaus. Den Besuchern des Gestüts werden zum kleinen Trost über den Sommer Erlebnistage angeboten. In einem halbstündigen Schauprogramm bekommen die Zuschauer dabei Einblicke in die tägliche Arbeit im Gestüt. Außerdem werden die verschiedenen Marbacher Pferderassen vorgestellt und Verkaufspferde präsentiert, Minister Hauk eröffnete bei seinem Besuch den ersten der Erlebnistage.

Zu den Hengstparaden wird traditionell ein Gastland eingeladen, eines könnte vielleicht einmal Ägypten heißen. Landoberstallmeisterin Astrid von Velsen-Zerweck und Minister Hauk haben im vergangenen November dem Land der Pyramiden einen Besuch abgestattet. Zweck der Reise war es, frisches Blut in die Marbacher Araber-Zucht zu bringen. Von Velsen-Zerweck und Hauk haben das ägyptische Staatsgestüt El Zahraa in Kairo und private ägyptische Züchter besucht. Mit Erfolg, die Alb-Araberherde wird voraussichtlich Anfang nächsten Jahres mit etwa einem Dutzend ägyptischer Wüstenrenner verstärkt, vor allem durch Stuten. Die Tiere müssen erst noch in eine längere Quarantäne – »sie haben keinen EU-Equidenpass«, erklärte der Minister.

Ein Dutzend Ägypter

»Wir bezahlen keine Unsummen«, sagte der Minister weiter. Der Züchter aus Kairo hätte vielmehr Interesse daran, dass seine Zuchtlinien in einem Gestüt weiter geführt werden, in dem noch klassisch gezüchtet wird. »Wir arbeiten mit unseren Pferden, sie werden artgerecht gehalten und aufgezogen und wir schminken sie nicht«, grenzte von Velsen-Zerweck das Staatsgestüt vom privaten Wettbewerb ab. Der ägyptische Kollege habe Gefallen an dem Gedanken gefunden, dass in einem Staatsgestüt die Zuchtlinien über Generationen erhalten werden können. So konnten dank ähnlicher Interessen für den Staatssäckel verkraftbare Konditionen ausgehandelt werden, so der Minister, ohne auf Details einzugehen.

Durch die Neuerwerbungen soll das immaterielle Erbe der Weil-Marbacher Vollblutaraberzucht gewahrt werden. Aber auch für den Erhalt des materiellen Erbes, der Gebäude in Marbach und den Vorwerken, macht sich Minister Hauk stark. Im Landeshaushalt sind hierfür Mittel eingeplant: 40 Millionen Euro für die Sanierung der Gebäude und ein weiterer zweistelliger Millionenbetrag für die Weiterentwicklung des Gestüts. Carmen Zinnecker-Busch, die beim Landesbetrieb Vermögen und Bau für Marbach zuständig ist, sieht die Trennung zwischen Erhalt und Weiterentwicklung aber fließend. Sie hat die Abteilung, die Marbach betreut, um eine zweite Projektleiterin aufgestockt, jetzt baut sie ein Planerteam auf. Bis zum Ende des Jahres soll eine grobe Kosteneinschätzung erstellt und den Entscheidern in Hauks Ministerium eine Prioritätenliste vorgelegt werden. Die einzelnen Bauabschnitte würden dann über »die nächsten zehn Jahre abgearbeitet«, schätzt sie den Zeitrahmen ab.

Reithalle für den Leistungssport

Minister Hauk nannte explizit drei Maßnahmen. Zum einen würde schnell alles umgesetzt, was dem Tierwohl in den vor langer Zeit nicht nach den heute geltenden Bestimmungen gebauten Ställen nützt: »Hier hat das Land eine Vorbildfunktion.« In der Arena, in der unter anderem die Hengstparaden aufgeführt werden, steht es mit der Bausubstanz nicht überall zum Besten. Und im Rahmen der Sanierung könnte die Anlage aufgewertet werden, etwa durch ein Überdachungskonzept, das den Charakter der Arena erhält. Vielleicht durch Segel, wie in den antiken Vorbildern. Hauk regte dazu einen Ideenwettbewerb an. Als einziger Neubau steht eine Reithalle auf der Wunschliste, »die dem Pferdesport im 21. Jahrhundert gerecht wird«. Marbach wäre ja gern Austragungsort der Vielseitigkeitsmeisterschaft im Jahr 2025.

Bereit seit einem Jahr wieder in Betrieb ist die Historische Reithalle gegenüber der Arena. Hier mussten Schäden im Dachgebälk beseitigt werden, die Eternitbedachung wich klassischen Biberschwanzdachziegeln und eine neue Beleuchtungsanlage wurde installiert. Mit schlichten Röhren, keinen Kronleuchtern – »das ist ja keine barocke Reithalle«, erklärte von Velsen-Zerweck die Entscheidung. Mit 910 000 Euro fielen die 2019 durchgeführten Arbeiten etwas günstiger aus als geplant. Nun wird hier wieder trainiert, steht die Halle für Veranstaltungen zur Verfügung. »Die Halle hat uns jeden Tag gefehlt«, begrüßte die Landoberstallmeisterin das Ende der Arbeiten. Neue Pferde und in neuem Glanz erstrahlenden Gebäuden: Astrid von Velsen-Zerweck und Minister Peter Hauk sehen Marbach auf einem guten Weg. (GEA)

ERLEBNISTAGE

Mehr Informationen zu den in den Sommerferien stattfindenden Erlebnistagen gibt es auf der Internetseite des Gestüts. (GEA)

hul.landwirtschaft-bw.de