TROCHTELFINGEN-STEINHILBEN. Furchterregende Hexen- und Teufelmasken, mal mit stechend leuchtenden, mal mit den tief liegenden Augen ihrer Träger, mal kuschelig, mal struppig anmutendes Viechzeug, zahllose Fasnetsfiguren, die auf lokalen Sagen beruhen, und Musik, je schräger, je besser: Alles, was im Landkreis Reutlingen und den angrenzenden Kreisen in der Fasnet Rang und Namen hat, schickte seine Gruppen – mehr als 70 in diesem Jahr – zum letzten Aufgalopp der Fasnet auf die von der Sonne beschienenen, mit Wimpeln geschmückten und von allen Seiten mit kaum überwindbaren Bollwerken gesicherten Straßen ins »Schwungrad Europas«.
Schmelztiegel der Narretei
Strohschuhe, die nach vielen Umzugskilometern nur noch mit Klebebändern zusammenhalten; bunt behoste Beine, die die Maskenträger kaum noch tragen wollen; Arme, die aus den Tiefen der Bonbonbeutel die letzten Vorräte in die unersättlichen, dicht stehenden Zuschauerreihen katapultieren; über den Boden rollende Narren, schwindelerregende Pyramiden; Narrensamen, der aufgegangen ist und mittut wie die Alten; Garden, die akkurat marschieren, als liefen sie sich gerade erst warm: Wenn das »Schwungrad Europas« zum Schmelztiegel der Narretei wird und sich die Einwohnerzahl verfünffacht, dann ist Umzug am Fasnetsdienstag in Steinhilben.
Bis Mitternacht werden die letzten Vorräte in Zelten, Küchen und Kellern verzehrt, die Geldbeutel unter Wehklagen gewaschen und die Fasnet verbrannt sein, bis es dann, nicht nur bei den Steinhilber Narren, sehnsüchtig vorausschauend wieder heißt: »’S goht drgega.« (GEA)
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