HAYINGEN-WIMSEN. Elf Jahre lang war die Konzertreihe in der Wimsener Mühe – zumindest, was deren Programmgestaltung angeht – fast so etwas wie eine One-Man-Show: Dietmar Schrade gelang es aufgrund seiner intensiven Kontakt in die Band-Szene, immer wieder neue Perlen in der Mühle zu präsentieren. Seit vergangenem Jahr tritt er kürzer – auch, weil es die Gesundheit so verlangt. Ein »Ende mit Schrecken« kam für Robert Riehle und Hubertus-Jörg Riedlinger – die Ex-Bürgermeister von Hayingen und Zwiefalten und jahrelange Mitstreiter im kleinen Kreis um Didi Schrade – aber nicht infrage. Die Konzertreihe war für die Region zu wichtig geworden, als dass man sie nun einfach so auslaufen lassen wollte.
Die Aufgaben wurden auf viele Schultern verteilt: Nicht nur die Mitglieder des Fördervereins Wimsener Mühle, sondern auch die Familie Saint-André, mit deren Geschichte das denkmalgeschützte Gebäude und das benachbarte Schloss Ehrenfels eng verbunden sind, führen die Reihe weiter. »Wir haben gut zusammengefunden«, sagt Hubertus-Jörg Riedlinger. Trotzdem gehen die »Neuen« nicht sofort von Null auf Hundert: Anstatt, wie in den vergangenen Jahren üblich, elf oder zwölf Konzerte zu organisieren, starten die Organisatoren die neue Saison zunächst einmal mit sieben Konzerten.
Los geht’s am Samstag, 25. April, um 20 Uhr mit Karl Neukauf, der zwar überhaupt nicht wie Udo Jürgens aussieht, aber dessen Songs mehr als überzeugend singt. Neu arrangiert bringt er Hits wie »Griechischer Wein« und »Ich war noch niemals in New York« zum Funkeln und zeigt Udo Jürgens als den sensiblen, brillanten Geschichtenerzähler, der er war. Das Eröffnungskonzert wird vom GEA präsentiert, der zum Kreis der Haupt-Sponsoren zählt: »Ohne diese wäre die Reihe nicht möglich«, freut sich Hubertus-Jörg Riedlinger, dass der Verein auf seiner Suche nach Unterstützern in aller Regel auf offene Ohren stößt.
Am Samstag, 9. Mai, ist Zydeco Annie mit ihren Swamp Cats – seit 15 Jahren Deutschlands Aushängeschild für die Cajunmusik Louisianas – zu Gast in der Mühle. Auf den 23. Mai freut sich Hubert-Jörg Riedlinger ganz persönlich: »Ich gehöre zu der Generation, die auf jedem Fest ›Schifoan‹ gegrölt hat«, bekennt Riedlinger, der gemeinsam mit anderen Austropop-Fans an diesem Abend in Erinnerungen schwelgen darf: Eine vierköpfige Tribute-Band covert Wolfgang Ambros, S.T.S., Rainhard Fendrich, Falco und andere Künstler aus der Alpenrepublik.
Freunde des Irish Folk sollten sich den Freitag, 26. Juni vormerken: Das Quartett Dream Catcher macht »Raggle Taggle Folk« und mischt den Sound Irlands mit dem seiner Heimat: Die Musiker kommen aus Luxemburg und singen teilweise in ihrer Muttersprache sowie auf Deutsch und Französisch. Garantiert draußen – ohne Plan B für den Schlecht-Wetter-Fall – wird dieses Mal das Sommerfest am Freitag, 17. Juli, gefeiert. Im Mühlenhof brechen die Boogie Pilots zu einer Reise durch die Geschichte des Rock ’n’ Roll auf: Mit Chuck Berry, Jerry Lee Lewis und Buddy Holly geht’s von den Fifties bis in die Sechziger und Siebziger und mit Elvis nach Las Vegas. Präsentiert wird das Event vom GEA und den Tressbrüdern.
Die australische Band Black Sorrows tourt ständig durch die ganze Welt – das hat einen guten Grund: Sie gilt als ausgesprochen dynamischer Live-Act. Am Freitag, 18. September, will sie ihrem Ruf in Wimsen alle Ehre machen. Das Finale am Freitag, 23. Oktober, bestreitet eine puristisch besetzte Band: Die Boogie Connection kommt mit Piano, Gitarre und Schlagzeug aus – mehr braucht es nicht, um die heiße Mischung aus Blues, Soul, Boogie und Rhythm ’n’ Blues zu zünden.
Junge Leute braucht der Verein nicht nur in seinen eigenen Reihen, sondern auch im Publikum. Ersteres ist gelungen, vor allem auch durch das Engagement der Familie von Ehrenfels: Baronin Nicoletta Freifrau von Saint-André hat den Besitz – das Schloss und die Mühle – nach dem Tod ihres Vaters in eine Stiftung überführt. Die Enkel des verstorbenen Barons, Rebecca Freiin von Ritter zu Groenesteyn, ihr Bruder Johannes und dessen Partnerin Marie Hanschmann, unterstützen Baronin Nicoletta nicht nur in der Stiftung, sondern bringen sich auch im Wimsen-Team ein: Unter anderem kümmern sie sich um die Gestaltung der Flyer und Tickets. Letztere gibt’s jetzt auch im Web-Shop, um sowohl internetaffine Generationen als auch Interessenten außerhalb des bisherigen Einzugsbereichs (Kreis Reutlingen) zu erreichen.
Renate Freifrau von Ritter zu Groene-steyn, die ihre Kinder Rebecca und Johannes beim Pressegespräch vertrat, schwärmt von und für die Mühle: »Sie ist ein besonderer Konzertsaal mitten in der Natur, das hat übers reine Musikerlebnis hinaus schon einen ganz eigenen Wert für die Seele.« Dass Gäste den Zauber des Orts und der ihn umgebenden Landschaft kennenlernen, ist auch Hubertus-Jörg Riedlinger und seinem Zwiefalter Geschichtsverein ein Anliegen: Künftig lässt sich ein Besuch in Wimsen nicht nur mit einem Spaziergang und einer Einkehr verbinden, sondern auch mit einer Mühlenführung, die eigens ausgebildete Vereinsmitglieder anbieten. (GEA)
KARTEN
Tickets gibt es im Vorverkauf ab sofort in den Geschäftsstellen des Reutlinger General-Anzeigers in Reutlingen, Pfullingen und Münsingen, im Zwiefalter Bierhimmel, im Gasthaus Friedrichs-höhle in Wimsen sowie online. (ma)