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Job Challenge in Trochtelfingen ist Win-win für Schüler und Betriebe

Bei der Job Challenge der Werdenbergschule präsentieren sich 35 Betriebe mit 90 Ausbildungsberufen

Immer umlagert: Jonas Steinhart und sein Frisurenmodell. Fotos: Wurster
Immer umlagert: Jonas Steinhart und sein Frisurenmodell. Fotos: Wurster
Immer umlagert: Jonas Steinhart und sein Frisurenmodell. Fotos: Wurster

TROCHTELFINGEN. Der Hau-den-Lukas der Zimmerei Klingenstein ist ein Publikumsmagnet. Um das Geräuschniveau in der Werdenberghalle auf erträglichem Niveau zu halten, beschränkt der Leiter der Werdenbergschule Andree Fees die Kraftmeierei auf fünf Minuten alle Stunde. Sonst muss er nicht in den Ablauf der Job Challenge der Werdenbergschule eingreifen. Ein dreiviertel Jahr lang haben Fees und seine Mannschaft die Ausbildungsmesse, die mittlerweile für die Schule selbst zu groß und deswegen in die Halle verlegt wurde, organisiert.

Arbeitgeber aus der Region

Das Interesse seitens der Unternehmen war groß, kein Wunder in Zeiten des Arbeitskräftemangels, vier Wochen nach der öffentlichen Ankündigung waren die Plätze vergeben. Es sei halt eine Win-win-Situation für Job-Anbieter und -Suchende. Insgesamt 35 Betriebe haben die Chance genutzt, sich zu präsentieren, Schüler und Eltern konnten 90 Ausbildungsberufen näher kommen. Fees erwartete über 400 Besucher aus Trochtelfingen und den Nachbargemeinden, vor allem auch aus Gammertingen. Zwischen der Laucherttalschule, die die Job-Challenge im jährlichen Wechsel mit der Werdenbergschule veranstaltet, verkehren Busse der Bundeswehr, die selbst mit einem Infocenter auf einem Tieflader auf der Alb nach Rekruten sucht.

Die Azubis Carolin Anwander und Anja Wahr werben für ihr Unternehmen.
Die Azubis Carolin Anwander und Anja Wahr werben für ihr Unternehmen. Foto: Steffen Wurster
Die Azubis Carolin Anwander und Anja Wahr werben für ihr Unternehmen.
Foto: Steffen Wurster

Schulleiter Fees war erfreut über die mitgekommenen Eltern. Wenn es nach den Wünschen der Ausbilder gegangen wäre, hätten sich allerdings durchaus noch ein paar mehr der Altvorderen die Mühe machen können, den Nachwuchs auf das Berufsleben vorzubereiten. Denn »zu 90 Prozent entscheiden die Eltern über den Ausbildungsweg«, weiß Friseurmeister Dirk Müh aus Erfahrung. Sein Stand konnte sich über mangelndes Interesse aber nicht beklagen. Sein natürlich gut frisierter Azubi Jonas Steinhart, der schon einen ersten Platz in einem Landeswettbewerb in den Salon geholt hat, und sein Modellkopf werden ständig umlagert. Das Interesse bei den Schülern ist also da, jetzt muss Chef Müh nur noch die Eltern davon überzeugen, dass das Friseurhandwerk besser ist als sein Ruf.

Im zweiten Anlauf erfolgreich

Jonas’ langhaariges Torsomodell versteht jeder, den Hightech-Rollstuhl von Paravan auch, die Industrie- und Handwerksbetriebe müssen ihre Produkte dagegen erst mal erklären. Einfach hat es Martin Scherer: Sein Elektrobetrieb hat die Werdenberghalle illuminiert, da reicht ein Blick an die Decke als Produktpräsentation. Die Zerspanungswerkzeuge von Blickle Sondermaschinen sind nicht so einfach einzuordnen. Michael Stopper, der den Spezialisten aus Neufra vertritt, kann dafür mit Zahlen punkten: 150 Mitarbeiter und jedes Jahr drei bis fünf Azubis mit guten Übernahmechancen sind für nüchtern denkende Jugendliche und Eltern ein Argument.

Trotzdem kämen die lokalen Unternehmen meist erst im zweiten Bewerbungsanlauf zum Zug, wenn die ganz großen Namen schon abgesagt haben, weiß Wilhelm Dieninger von Plastro Mayer. Der Kunststoffverarbeiter aus Trochtelfingen setzt im Rennen um den raren Nachwuchs neben Messen daher auch auf Präsenz in sozialen Netzwerken – angeboten von Auszubildenden für solche, die es noch werden wollen. Auch an den Ständen sind Auszubildende präsent – für den Bekleitungshersteller Trigema etwa die angehende Modeschneiderin Carolin Anwander und Industriekauffrau Anja Wahr. Das sorgt für eine lockere Gesprächsatmosphäre.

Die Job Challenge wendet sich gezielt an Lokalmatadore. »Wir wollen keine Konkurrenz zur Binea – der Bildungsmesse in Reutlingen – sein«, erklärte Andree Fees. Bis auf wenige Ausnahmen – darunter Bundeswehr, Polizei und Bundesagentur für Arbeit – kommen die potenziellen Arbeitgeber aus der Region. (GEA)