ENGSTINGEN/REGION. »Wir versalzen dir den Tag.« Und das ist ausnahmsweise mal nicht böse, sondern ganz nett gemeint. Der flotte Spruch ist das Motto der Aktion »Pendler-Brezel«, die die Initiative Rad-Kultur des Verkehrsministeriums Baden-Württemberg mit Bäckereibetrieben im Land und der Arbeitsgemeinschaft Fahrrad- und Fußgängerfreundlicher Kommunen in Baden-Württemberg umsetzt. Seit Montag und noch bis einschließlich Freitag können sich alle, die mit dem Rad unterwegs sind, bei teilnehmenden Bäckereien eine Gratis-Brezel abholen – immer bis 10 Uhr morgens. 73 Betriebe mit 554 Filialen machen mit, davon auch etliche in der Region. Welche genau, zeigt eine interaktive Karte auf der Internetseite der Aktion.
Auch Tronje Marquardt aus Engstingen schiebt derzeit ein paar Brezeln mehr in den Ofen als sonst. Wobei das bei den Mengen, die der 35 Mitarbeiter zählende Betrieb produziert, nicht groß ins Gewicht fällt: Jeden Tag verlassen rund 2 000 Brezeln die Backstube. »Die Brezel ist unser umsatzstärkstes Produkt«, sagt der Bäcker, der liebend gerne Brezeln formt: »Dabei kommen mir die besten Ideen, der Kopf ist frei, weil die Hände wissen, was sie zu tun haben.« Auf Platz zwei folgt ein Brötchen, zu dessen Beliebtheit sicher auch sein lokalpatriotischer Name beiträgt: Es heißt »Engstinger«. 75 Brezeln sind pro Tag für Radler reserviert. Solange der Vorrat reicht. Das tut er. Bis jetzt hat noch jeder Radler eine Brezel bekommen.
Selbst der Getränke-Einkauf wird mit dem Rad erledigt
Der Bäcker und seine Frau haben sich im März selbst E-Bikes zugelegt: »Seitdem wird alles mit dem Rad erledigt.« Selbst der Getränke-Einkauf: »Dann hänge ich halt den Anhänger dran.« So wie Marquardts halten es viele. Und seit in Engstingen Großbaustelle ist, sind im Ort sogar noch mehr mit dem Rad unterwegs als sonst, weil das Autofahren mit größeren Umwegen einhergeht. Und auch Rad-Pendler im eigentlichen Sinne gibt’s etliche: »Viele fahren beispielsweise mit dem Rad zu Schwörer-Haus«, weiß Marquardt.
Was macht eigentlich eine richtig gute Brezel aus? Klarer Fall für den Bäckermeister: »Sie muss einen dicken Bauch und dünne Arme haben.« So ist sie weich und knusprig zugleich – je nachdem, wo man reinbeißt. Und: Der Ausbund muss perfekt sein. So nennt man den weißen Streifen auf dem Bauch, der zeigt, wie’s innen drin aussieht. Inzwischen gibt’s auch Varianten mit Pfeffer drauf oder aus Dinkelmehl gebacken. Eine echte Konkurrenz für den Klassiker aus ganz normalem 550er-Weizenmehl mit glatter, kastanienbrauner Lauge und grobem Salz bestreut sind sie aber nicht. (GEA)
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