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Gomadingen im Wandel

Felix-Hollenberg-Fotos dokumentieren Veränderungen und Konstanz in einer Albgemeinde

Friedhofsmauer und Kirche bilden eine trutzige Eintracht.  FOTOS: HOLLENBERG/WURSTER
Friedhofsmauer und Kirche bilden eine trutzige Eintracht. FOTOS: HOLLENBERG/WURSTER
Friedhofsmauer und Kirche bilden eine trutzige Eintracht. FOTOS: HOLLENBERG/WURSTER

GOMADINGEN. Felix Hollenberg hat Gomadingen – über Umwege – nicht nur eine reichhaltige Sammlung an Gemälden und Radierungen hinterlassen. Der Künstler mit dem Blick fürs Detail war auch ein begeisterter Fotograf. Im Gomadinger Rathaus sind nun etwa 350 Fotografien aus den späten 1930er- und frühen 1940er-Jahren zu sehen. Hollenberg begann seine Fotoexkursionen am Haus der Johanna Schrade, in dem er lange Jahre lebte. Naheliegend, dass sich der Blick vom Schömberg auf die Lautergemeinde und die Umgebung immer wieder findet.

Die Martinskirche glänzt, die Blühwiese ist Straße und Parkplätzen gewichen.
Die Martinskirche glänzt, die Blühwiese ist Straße und Parkplätzen gewichen. Foto: Steffen Wurster
Die Martinskirche glänzt, die Blühwiese ist Straße und Parkplätzen gewichen.
Foto: Steffen Wurster

Manche Motive sind leicht wieder zu finden, bei anderen ist auch der zwar zugereiste, aber mittlerweile recht ortskundige Bürgermeister Klemens Betz an seine Grenzen gelangt. Um möglichst jedes Foto einordnen zu können, hat Betz Zeitgenossen von Felix Hollenberg zu einer Diashow ins Rathaus eingeladen. Walter Schneller, Martin Wagner, Gerhardt Gehr, Heinz und Klaus Besch erinnern sich teilweise an Hollenberg, auf jeden Fall aber an die Landschaft damals und daran, wie sie sich im Lauf der Jahrzehnte verändert hat.

Die Lauter mäanderte 1943 in den selben Flussbögen.
Die Lauter mäanderte 1943 in den selben Flussbögen. Foto: Stadt
Die Lauter mäanderte 1943 in den selben Flussbögen.
Foto: Stadt
Die Straße ist heute breiter, der Radweg neu.
Die Straße ist heute breiter, der Radweg neu. Foto: Steffen Wurster
Die Straße ist heute breiter, der Radweg neu.
Foto: Steffen Wurster

Hollenbergs Fotografien dokumentieren diesen Wandel. Was heute Wald ist, war in den 1940er-Jahren oft noch Schafsweide, was heute Weide ist Wiese, was jetzt Wiese ist oft noch Acker. Die Landwirtschaft war kleinteiliger und nicht mechanisiert, steinige Äcker in Hanglagen, um Kartoffeln für den eigenen Bedarf anzubauen, waren damals noch gang und gäbe, erinnern sich die Zeitzeugen. In Kapfteil (Wiesen), Viertelsteil (Äcker) und Holzwiesen wurde der Allmendegrund eingeteilt.

Selbst die landschaftsprägenden Wacholderheiden sahen anders aus: Wacholder gab es fast keinen, der Schäfer hat die Schösslinge mit dem Schippenblatt am Schäferstab ausgegraben. Die Schafe sind auf allen Bildern geschoren: »Da war die Wolle nach was wert«, bewertet das Bürgermeister Betz. Die Schafe kamen aus Unterlenningen, gehütet hat sie ein Gomadinger Lohnschäfer.

Der Sternberg vom Schömberg aus gesehen.
Der Sternberg vom Schömberg aus gesehen. Foto: Stadt
Der Sternberg vom Schömberg aus gesehen.
Foto: Stadt
Der Ort ist gewachsen, der Wald aber auch.
Der Ort ist gewachsen, der Wald aber auch. Foto: Steffen Wurster
Der Ort ist gewachsen, der Wald aber auch.
Foto: Steffen Wurster

Hollenberg hatte es mit der Landschaft, denn »Menschen sind vergänglich«, hat er laut Bürgermeister Betz gerne gesagt. Trotzdem tauchen auch Gomadinger auf: Buben in kurzen Hosen, die oberhalb des Ödenwaldstetter Wegs respektvoll – »Für uns war das ein Herr, wie die Adeligen vom Gestüt«, erinnert ich Martin Wagner – Hollenbergs Malkasten in Augenschein nehmen, Bauern und Bäurinnen mit Kuh- und Pferdegespannen. Auch Martin Wagners Vater ist zu sehen, stolz auf einem Leiterwagen gezogen von Pferden des Marbacher Gestüts: »Wenn da Gäul willsch, muss zum Herra ganga«, habe er immer gesagt, erinnert sich Wagner.

Der GEA-Fotograf hat sich auf Spurensuche gemacht, und versucht, Hollenbergs Motive heute einzufangen. Manchmal ist das einfach, etwa oben an der Martinskirche. Manche Flecken, an denen sich Hollenberg aufhielt, können heute aber gar nicht mehr betreten werden, etwa auf dem überbauten Schömberg, oder weil der Wald sich einst freie Flächen zurückgeholt hat. Vieles hat sich kaum verändert wie die naturbelassene Lauter, manches ist kaum wiederzuerkennen, einiges schlicht verschwunden wie die Obstplantage, die früher die Versorgung mit dem lebenswichtigen Most sicherstellte. Auf jeden Fall lohnt es sich, im Rathaus mit Hollenbergs Bildern eine Zeitreise anzutreten. Und sich dann vielleicht bei einer Wanderung auf die Fährte des Gast-Gomadingers zu begeben. (GEA)

Blick vom Sternberg auf Steingebronn.
Blick vom Sternberg auf Steingebronn. Foto: Stadt
Blick vom Sternberg auf Steingebronn.
Foto: Stadt
Fast nicht wiederzuerkennen.
Fast nicht wiederzuerkennen. Foto: Steffen Wurster
Fast nicht wiederzuerkennen.
Foto: Steffen Wurster