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GEA-Reporter als Komparse dabei: Filmdreh für den SWR in Engstingen

Die »Freiwillige Feuerwehr Dornbach« kümmerte sich ums Lagerfeuer.
Die »Freiwillige Feuerwehr Dornbach« kümmerte sich ums Lagerfeuer. Foto: SWR/Relevant Film/Anita Krämer
Die »Freiwillige Feuerwehr Dornbach« kümmerte sich ums Lagerfeuer.
Foto: SWR/Relevant Film/Anita Krämer

ENGSTINGEN. Ein Lagerfeuer lodert in die Höhe. Es wird getanzt. Pärchen schmusen. Alkoholfreies Bier fließt in Maßen. Der Alb-Krimi »Geschmolzene Scherben«, den die Hamburger Produktionsfirma Relevant Film im Auftrag des SWR für die ARD produziert, befindet sich in der heißen Phase der Dreharbeiten: Im Mittelpunkt steht Engstingen, auf dem Großengstinger Sportplatz fand Vor Kurzem nachts der Dreh einer Dorfhockete statt.

Damit die Geschichte glaubhaft und lebendig dargestellt wird, wurden rund 100 Komparsen angeheuert. Von denen der Großteil Engstinger Bürger waren, die lokal gescoutet wurden. Zusätzlich liefen noch ein paar Profi-Komparsen auf, um das Bild zu vervollständigen.

»Bitte schminke und style dich so, wie du zu einer Hockete gehen würdest«

Mittenmang dabei, um die Erfahrung als Nebendarsteller zu dokumentieren und einen Blick hinter die Kulissen des Mordfalls in Engstingen zu bieten, der GEA-Reporter, der sich als Komparse hat anheuern lassen.

»Bitte schminke und style dich so, wie du zu einer Hockete gehen würdest« und »Bring mindestens zwei bis drei Outfits mit«, hieß es im Voraus. Einige Komparsen bringen Reisekoffer voller Klamotten mit, die Engstinger geben sich ordentlich Mühe bei der Kostümwahl. Passend zum Ende von Wasen und Oktoberfest, holen manche ihre schicksten Trachten aus dem Schrank. Die Kostümbeauftragten schlängeln sich durch die Nebendarsteller, um ihnen Tipps zu geben, wie das Hemd zu schließen ist, oder sie raten, vielleicht doch das ganze Outfit zu wechseln. Das Engagement zahlt sich aus. Zum Beginn des Drehs tummelt sich eine authentische Partymenge im Festzelt, das als Garderobe für die Komparsen genutzt wird. Es herrscht bereits ausgelassene Stimmung.

Der Sportplatz ist kaum wiederzuerkennen. In der Mitte brennt das Feuer. Ringsumher stehen Feststände und unter mit Lichterketten geschmückten Sonnenschirmen laden Bierbänke zu einer geselligen Nacht ein. Die Filmcrew wuselt bereits geschäftig umher. Leinwände, die das Licht des Feuers unterstützen, Scheinwerfer, Regiestühle und Monitor werden platziert. Man kann dem Aufbau kaum folgen. Uns ist ein kurzer Blick auf den »neuen Festplatz« vergönnt. Das Fest ist bereits in vollem Gang, nur die Gäste fehlen noch.

Für die Filmaufnahmen wurde auf dem  Großengstinger Sportplatz eine Dorfhockete inszeniert. fotos: SWR/Relevant Film/Anita Kräme
Für die Filmaufnahmen wurde auf dem Großengstinger Sportplatz eine Dorfhockete inszeniert. Foto: SWR/Relevant Film/Anita Krämer
Für die Filmaufnahmen wurde auf dem Großengstinger Sportplatz eine Dorfhockete inszeniert.
Foto: SWR/Relevant Film/Anita Krämer

Regieassistent Kevin bringt die rund 100 Komparsen zur Ruhe und beginnt mit der Einführung: »Einfach unseren Anweisungen folgen.« Die Assistenzregie teilt uns in Gruppen ein und holt uns, um die erste Szene des Abends zu proben: »Gruppe D mitkommen.« Sorgfältig werden wir von Kevin und Malte platziert und instruiert: »Ihr beide bestellt ein Bier am Bierstand.« Der Wechsel zwischen dem Drehen und den Pausen ist fließend.

»Komparse«, lautet das Signal für Bewegung, Party, quatschen oder tanzen, sodass das Szenenbild schon mal lebendig wirkt. »Wir drehen!« Kameras laufen, die Schauspieler schlüpfen in ihre Rollen, doch wir Komparsen amüsieren uns weiter. Sobald die Regieassistenz »Hey!« ausruft, ist für uns Ruhe angesagt: Das gleiche Programm nur in stumm. Ich konnte mit dem Studentenpaar Anne und Manuel sowie Model Rachel nur ein Paar Gesprächsfetzen austauschen, denn regelmäßig wurden wir durch das laute »Hey!« unterbrochen wurden. Hauptdarsteller »Paul« drückt sich mit einem unmissverständlichen »Sorry« und fünf Bierkrügen durch unsere gesellige Gruppe, Kamera und Mikrofon dicht auf den Fersen. Dieses Prozedere wird ungefähr zehn Mal wiederholt, bis die gründlich arbeitende Regie zufrieden ist. Eine Szene von nur ein paar Sekunden, hat im Dreh um die 30 Minuten gebraucht.

»Das Sitzen ums Lagerfeuer ist eine schweißtreibende Arbeit«

»Fünf Minuten Technik!« Das Film-Team bereitet das nächste Bild vor. Vom Bierstand, an dem sorgfältig alkoholfreies Bier mit schönen Schaumkronen gezapft wird, geht es weiter ans Lagerfeuer. Wir Komparsen können kurz verschnaufen.

Wer Glück hat, wird von der Regie am Wurststand aufgestellt. Dort brät die TSG Engstingen Rote Würste für uns. Auch sie sind Komparsen, allerdings mit viel Erfahrung, was das Grillen auf Dorffesten angeht. Authentischer geht es nicht.

Ein Spezial-Komparsen-Team wird zur »Freiwillige Feuerwehr Dornbach« auserkoren. »Ihr kommt, wenn’s brennt«, scherzt Casting-Beauftragte Michaela Glocker. Auch wenn die hauptsächliche Aufgabe der Wehr darin besteht, das Lagerfeuer zu bestaunen und Bier zu trinken. Die Menge an Bier sei jedoch nicht authentisch, wie von einigen Engstinger Dorfhockete-Veteranen bemängelt wird.

»Ihr habt Bock zu tanzen!« Regieassistenz Malte gibt uns Instruktionen. Sobald der Party-Klassiker »Das Rote Pferd« ertönt und das Kommando »Komparsen!« ausgerufen wird, tobt die Menge. Wir werden aufgefordert, uns im Laufe der Szene durch die Party-Gäste zu drängen, um neben dem Schauspieler ordentlich abzutanzen. Auch wenn die Musik verstummt, tobt die Menge weiter. Erst wenn wir »Fertig!« oder »Abbruch!« hören, stoppt unsere Tanzlaune. »Nochmal!« Die Party-Routine läuft auf ein Neues an.

Die Organisatoren aus Engstingen treiben sich ebenfalls im Geschehen herum. Szenenbildnerin Tanja Arlt, selbst Engstingerin, kümmert sich bis spät in die Nacht um ihr Arrangement. Sie und ihr Unterstützer, Vater Lothar Arlt, sind mit dem bisherigen Verlauf der Dreharbeiten in der Heimat zufrieden. Die Film-Crew fühle sich wohl auf dem Land. »Manche wollen gar nicht mehr weg,« erzählt Lothar Arlt. Außerdem hat er das Holz für das Feuer gestellt, das sich sehen lassen kann und uns alle in dieser – laut Drehbuch – Sommernacht, warmhält. Das kann Kleinengstingens Ortsvorsteher Ulrich Kaufmann bestätigen: »Das Sitzen ums Lagerfeuer ist eine schweißtreibende Arbeit.«

Die Crew ruft pünktlich um Mitternacht zur »Mittagspause«. Die Regieassistenz lobt kurz die gute Stimmung, als sie auch schon die Koordination der Dorfhockete fortführt. »The Show must go on!« Im Hintergrund stimmt eine Komparsengruppe »Einer geht noch« für eine Tonaufnahme an.

Der Dreh neigt sich dem Ende, die ersten Komparsen werden entlassen. Die Schauspieler und die Tapferen unter den Komparsen bleiben bis zum angedachten Drehende um 4 Uhr nachts. Nicht jedoch der GEA-Reporter. So eine durchzechte Nacht strengt mehr an, als man denkt, selbst wenn alles nur inszeniert ist. Vielleicht weil eben alles bis auf das kleinste Detail realitätsgetreu aussehen soll.

Realitätsnähe schuf der Nachtdreh allemal. Teilweise kam schon das Gefühl auf, man sei auf einer echten Dorfhockete. Man genoss einfach einen geselligen Abend, ohne Mord im besten Fall. (GEA)