MÜNSINGEN. Manche Menschen entspannen am Wochenende nach einer anstrengenden Arbeitswoche, wenn sie abends gemütlich Filme schauen, und am Morgen danach möglichst lange ausschlafen. Benjamin Rapp entspannt am Wochenende, wenn er morgens möglichst früh – also um 3 oder 4 Uhr – aufsteht, um auf Foto-Tour zu gehen und die schönsten Plätze der Schwäbischen Alb zu fotografieren. Wenn er an so einem Tag auch noch das perfekte Wetter erwischt, dann ist sein Wochenende gelungen.
Der gebürtige Münsinger, der aktuell in Ehingen lebt, arbeitet hauptberuflich als Koch. In den vergangenen zwei Jahren hat er die Fotografie als großes Hobby für sich entdeckt. »Ich war schon immer gerne draußen«, sagt er. Bis heute einer seiner Lieblingsorte: die Burg Hohengundelfingen. Seine besten Bilder veröffentlicht Rapp auf der Fotoplattform Instagram. Dort hat er mittlerweile mehr als 3.300 Follower.
Die Arbeit als Koch und die Fotografie haben mehr gemeinsam, als man auf den ersten Blick denken mag: Man benötigt für beides eine ganze Menge Kreativität. Benjamin Rapp sagt von sich, dass er »nicht einfach nur« bekannte Orte fotografieren will. Er will sie vielmehr erwischen, wenn an ihnen eine ganz besondere Stimmung herrscht. »Viele schauen auf Instagram nach tollen Orten, fahren kurz hin und fotografieren das Ganze mit dem Handy. Solche Fotos haben für mich keinen Charakter«, sagt der 31-Jährige.
Charakter haben für ihn vielmehr Aufnahmen, die den Betrachter kurz innehalten lassen und bei denen er sich vielleicht auch fragt: Wo wurde das denn fotografiert? Und wann genau? Nebel ist Rapp da ein guter Gehilfe: Wenn sich Dunstschwaden über das Lautertal oder vor das Schloss Lichtenstein legen, wird eine an sich schon schöne Szene schnell ein richtiger Hingucker.
Bevor Benjamin Rapp also zu seinen Foto-Touren aufbricht, checkt er abends das Wetter. Das ist die wichtigste Voraussetzung. Was das Aufstehen am frühen Samstagmorgen erleichtert: Seine Freundin begleitet ihn auf seinen Foto-Touren. »Viele Leute schreiben mich auf Instagram mittlerweile an und fragen, wo ich bestimmte Bilder aufgenommen habe«, berichtet der 31-Jährige. Auf solche Nachrichten antwortet er nicht – denn er will auf keinen Fall, dass seine Lieblingsorte auf der Alb bald von Foto-Touristen überrannt werden. »Wenn da 100 Leute stehen und Bilder machen, macht es auch keinen Spaß mehr.«
Was er an der Schwäbischen Alb besonders liebt? Er überlegt kurz: »Alles. Die Wälder, die Ruinen, die Wacholderheiden, alles.« So perfekt die Bilder auf Instagram aussehen, so viel Arbeit steckt in ihnen: Es sei bei weitem nicht so, dass jeder Schuss ein Treffer ist, sagt Rapp. »Es kommt sogar oft vor, dass man mehrfach loszieht für das perfekte Bild.« Schon bevor die Corona-Pandemie die Menschen in Massen in die heimische Natur zog, waren er und seine Freundin dort unterwegs. Jetzt, nach fast zehn Pandemie-Monaten, hat sich für sie zumindest in dieser Hinsicht nicht viel verändert. Von neuen Natur-Touristenströmen sehen sie nicht viel: Denn so früh wie die beiden, ist meistens sowieso kaum ein anderer auf der Alb unterwegs. (GEA)