KREIS REUTLINGEN. Es sind Bilder, die uns noch vor einem Jahr wie das normalste auf der Welt vorkamen: Hunderte Menschen feiern in Hallen und Zelten die Fasnet, bei Umzügen stehen tausende Fremde eng beieinander am Straßenrand, Guggenmusiker sorgen für die passende Unterhaltung, Narren treiben Schabernack mit Zuschauer(innen) am Straßenrand. Heute, nach einem Jahr Corona-Pandemie, sorgen diese Bilder bei den einen für ein befremdliches Gefühl, bei den anderen für blanken Wehmut. Wird die Fasnet jemals wieder sein, wie sie vor Corona war?
Damit närrische GEA-Leser nicht ganz ohne Fasnet auskommen müssen in diesem Jahr, haben wir die schönsten Fasnetserinnerungen aus den vergangenen Jahren zusammengestellt. Außerdem haben wir corona-konforme Fasnetsalternativen von verschiedenen Zünften auf der Alb zusammengestellt.
Zwiefalten
Ans Jahr 2019 dürften viele Zwiefalter tolle Erinnerungen haben: Im Februar feierte schließlich die Narrenzunft »Rälle« mit einem Festumzug bei prächtigem Wetter ihr 90-jähriges Bestehen.
So ein Umzug ist in diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie nicht denkbar. Trotzdem haben sich die Rälle viel Mühe gegeben in puncto Corona-Fasnet-Alternativen. So konnten närrische Zwiefalter bei den Rälle beispielsweise Narren-Körbe mit diversen (anti-)alkoholischen Getränken und Essen bestellen. Diese wurden dann zum Besteller nach Hause geliefert. Außerdem wird am Samstag, 13. Februar, die traditionelle Zwiefalter Hausfasnet im Live-Stream auf Youtube übertragen. »Alles, einfach alles, was zur Zwiefalter Hausfasnet gehört« versprechen die Rälle »im Live-Stream mit Niveau«.
Hayingen
Der Narrenbaum wird in Hayingen eigentlich immer am Glombigen-Donnerstag gestellt. In diesem Jahr wurde er deutlich früher aufgestellt, und auch nur von zwei Personen. Zunftmeister Daniel Knorr hat in einem Video, das auf der Homepage der Hayinger zu sehen ist, auch gleich eine Aufgabe für die Fasnetsfreunde parat, die in diesem Jahr nicht feiern können. Man solle den Hayinger Narrenbaum nachbauen und ihm ein Bild oder Video davon schicken, sagt Knorr. Der schönste Nachbau werde prämiert - und der Erbauer bekomme, wenn es die Pandemie wieder erlaube, ein Narrenvesper.
Münsingen
»Ein schönes Erlebnis wäre unser diesjähriger Fasnetsumzug gewesen«, schreiben die Münsinger Hungerberg-Hexen wehmütig auf ihrer Homepage. »Damit das Münsinger Umzugserlebnis nicht gänzlich der Pandemie zum Opfer fällt, bringen euch unsere langjährigen Umzugssprecher Jens und BHW (Burra-Hexa-Willi) Fasnetsstimmung in eure Wohnzimmer.« Wie das geht? Am Samstag, 13. Februar, um 18 Uhr werden die beiden langjährigen Umzugssprecher live etwa eine dreiviertel Stunde lang Bilder des letzten Umzugs kommentieren. »Hüpft dazu am Fasnets-Samstag in eurer Häs und lasst die Fasnet daheim ein Stück aufleben«, schreiben die Hungerberg-Hexen. Die Live-Übertragung ist auf der Website der Hungerberg-Hexen und auf der Facebook-Seite von Willi Girner zu finden.
Trochtelfingen
Ein Jahr ohne Fasnet? Für die Trochtelfinger fast undenkbar. Der Umzug der Narrenzunft »Schrei Au« am Rosenmontag gehört für Fasnets-Fans aus der Region eigentlich zum Pflichtprogramm. Tausende Besucher und Narren verwandeln an diesem Tag das Städtle in eine närrische Hochburg.
Da ein solcher Umzug in diesem Corona-Jahr nicht möglich ist, weichen auch die Trochtelfinger Narren aufs Netz aus. Vom Glombigen-Donnerstag bis zum Fasnetsdienstag bieten sie täglich jeweils ein Video auf ihrer Homepage an, das man daheim in kleinsten Kreis schauen kann. Zu sehen geben wird es das Narrenbaumstellen aus dem Jahr 2014, den Rosenmontagsumzug aus dem Jahr 2020, den Kinderumzug aus dem Jahr 2014 sowie ein »Best of Bürgerabend«.
Steinhilben
Kein Keen-Contest, kein Weiber- oder Bürgerball. Und auch der Umzug am Fasnetsdienstag ist abgesagt, an dem traditionell etwa 2.500 Hästräger teilnehmen und Tausende Zuschauer die Straßen säumen. Trübe Zeiten auch für die Narren aus Steinhilben.
Hier ist man ebenfalls auf die Online-Version des Bürgerballs umgestiegen. Die Akteure, die eigentlich auf der Bühne stehen würden, haben ihre Aufführungen daheim aufgenommen. Das Ergebnis – ein Video mit etwa eineinhalb Stunden Programm – ist ab Freitag auf der Homepage der Narrenzunft zu sehen.
Großengstingen
Eine weitere Narrenhochburg auf der Alb ist Großengstingen. Mit mehreren Videos, die auf Youtube abrufbar sind, wollen die Mitglieder der Narrenzunft die Fasnet auch in diesem Jahr zumindest ein bisschen aufleben lassen. Die Musiker der Lombakapell (schau-)spielern, auch der Maskentanz ist zu sehen. Da dutzende Narren auf einer Bühne aber nicht erlaubt sind, haben sich die Großengstinger etwas anderes überlegt. So ist im Video zunächst ein einsamer Schloßgassa Raiber auf der Bühne zu sehen, der verzweifelt nach Gefährten ruft. Er beginnt alleine zu tanzen. Stück für Stück werden immer mehr Narren im Häs zugeschaltet, die daheim alleine oder zu zweit den Maskentanz tanzen. Am Ende ist trotzdem der ganze Bildschirm voller tanzender Narren - so sieht diese besondere Fasnet unter Einhaltung der Kontaktbeschränkungen aus.
Pfronstetten
Die Bärenstecher aus Pfronstetten-Aichelau bieten auf ihrer Homepage zwar kein Video an, dafür aber eine komplette Narrenzeitung. Darin heißt es: Da die Bärenstecher durch Corona gezwungen werden daheim zu bleiben und Winterschlaf zu halten, werde es im Jahr 2022 wohl zu einer Überpopulation an Aichelauer Bären kommen. Denn in der Saison 2021 konnte schließlich keiner gestochen werden. Zur Narrenzeitung, in der das Dorfgeschehen auf die Schippe genommen wird, geht's hier.
Reutlingen-Degerschlacht
Die Degerschlachter Eulen zeigen mit einem Ausgenzwinkern auf Instagram, was eine Eule in der Fasnetszeit so alles anstellen kann, wenn es weder Partys noch Umzüge gibt. Während die eine Eule einen Schneemann anmalt, weil 2021 ja keine Zuschauer am Straßenrand stehen, weichen zwei andere Eulen ihr Kostüm in der Badewanne auf. Damit es fürs Jahr 2022 wieder besonders sauber ist. Das Jahr, in dem wohl alle Narrenzünfte aus der Region liebend gerne wieder ihre Fasnet feiern wollen. (GEA)