Engstinger Autor veröffentlicht Band mit Kurzgeschichten

ENGSTINGEN. Zum Schmunzeln und Nachdenken: Das ist das neue Buch des Engstinger Autors Martin Sowa. »Faszination Alltagsmomente« enthält 47 Kurzgeschichten.

Sowa liebte seinen Beruf als Sonderpädagoge mit den Schwerpunkten Bewegungserziehung und Sport, Kooperation von Pädagogik und Therapie. Ihm ist die Inklusion von Menschen mit Behinderungen ein Anliegen, was auch sein Engagement als Gründer und Abteilungsleiter der Behindertensportabteilung der TSG Reutlingen beweist. Seit 2017 ist er als Projektberater der inklusiven Fußballförderung des VfB Stuttgarts tätig.

Doch das macht nur einen Teil seiner Persönlichkeit aus. Sowa ist auch ein leidenschaftlicher Schriftsteller, der im Alltag genau beobachtet, um dann das Erlebte und Gesehene in Worte zu fassen. »Ich spiele mit der Sprache«, sagt er. Das hat der Wahl-Engstinger bereits mit seinem ersten Krimi »Mord im Rinnental« gezeigt. Jetzt ist sein Kurzgeschichtenbuch »Faszination Alltagsmomente« erschienen, und auch hier versteht es Sowa, das Wesentliche auf den Punkt zu bringen.

»Viele Leute haben den Wunsch an mich herangetragen, ich solle doch kurze Geschichten schreiben«, erzählt er. Lange musste er nicht nach Themen und Anhaltspunkten suchen: »Häufig sind es die kleinen Begebenheiten, welche uns kurz aufhorchen oder innehalten lassen.« Oft nur winzige Momente der Aufmerksamkeit, die nachhaltig Einstellungen und Sichtweisen ändern. Deshalb hat sich der Autor entschieden, vor allem die kleinen Dinge des Alltags als Grundlagen für seine kurzen Geschichten heranzuziehen. Er geht nie ohne Notizbuch aus dem Haus. So kann er in freien Zeiten schreiben: im Wartezimmer beim Arzt, im Bus, im Zug.

»Ich schreibe alles von Hand. Dadurch gehen meine Gedanken vom Kopf direkt über die Hand aufs Papier.« Davon erzählt auch seine Geschichte »Geteert und gefedert«, die Einblicke in das Arbeiten Sowas gibt. »Emsig saß er an seinem Schreibtisch und war vollkommen in das Schreiben seines neuen Romans vertieft. Die Feder lief nur so über das Papier. Er war noch ein Schreiber der alten Schule. Das Arbeiten am PC lief bei ihm nicht so. Er musste noch mit der Hand schreiben. Die Buchstaben auf dem Papier flüssig miteinander verbinden, nur so kam er in einen gewissen Schreibfluss hinein. Nur so konnte er kreativ sein«, schreibt Sowa. Zu lesen ist auch über die Entstehung einer Geschichte, die zwar an realen Orten – wie etwa rund um Engstingen – spielt, aber nur unbeabsichtigt Ähnlichkeiten mit lebenden Personen beinhaltet. »Ich muss immer sehr aufpassen, weil meine Fantasie oft mit mir durchgeht«, erzählt Sowa lachend.

Erlebnisse aus der Kindheit

Er lässt der Kreativität gerne Freiraum und hat dabei erfahren, dass manch Überraschendes zum Vorschein kommen kann, wenn er seinem Impuls nachgibt. Viele der insgesamt 47 Kurzgeschichten sind das Resultat des Treffens der Reutlinger Schreibgruppe SiC (Schreiben im Café), bei dem auf ein Stichwort hin innerhalb von zwanzig Minuten eine kleine Geschichte zu Papier gebracht wird. Andere Kurzgeschichten beruhen auf wahren Begebenheiten und eigenen Erlebnissen aus der Kindheit von Martin Sowa. »Ich habe darüber nachgedacht, was die Persönlichkeit ausmacht und wie die eigene Kindheit ein ganzes Leben lang prägt.« So geht seine Erzählung »Nie wieder!« über den zehnjährigen Martin im Hohenlimburger Gymnasium zu Herzen. Detailliert und gefühlvoll berichtet er von seinem Gesangsvortrag »Ein Männlein steht im Walde« vor der ganzen Klasse, das durch die verachtende Reaktion des strengen Musiklehrers zum Trauma wurde. »Nie wieder! Nie wieder werde ich in meinem Leben etwas für dieses Fach tun!«, nahm er sich deshalb vor. »Das hat mich mein ganzes Leben lang verfolgt. Obwohl ich Musik wirklich über alles liebe, kann ich bis heute keine Noten und keinen Rhythmus«, bedauert Sowa.

Sein Buch mit 156 Seiten ist in die Rubriken »Kindheit«, »Wasser- und Meergeschichten«, »Tierisches«, »All zu Menschliches«, »Beziehungen«, »Natur«, »Schwaben und Schwäbische Alb« und »Advents- und Weihnachtsgeschichten« unterteilt. Enthalten ist Heiteres, aber auch Geschichten, die zum Nachdenken anregen. Zum Beispiel über Umweltverschmutzung oder den Umgang der Menschen miteinander. Eigentlich wollte Martin Sowa sein Buch im Rahmen einer Lesung mit Musik und Signierstunde vorstellen, doch Corona lässt dies derzeit nicht zu. Dies soll, sobald Cafés und Lokale wieder geöffnet werden dürfen, nachgeholt werden. (in)