MÜNSINGEN. Echte Schnäppchen konnte man am Sonntag im evangelischen Gemeindehaus in Münsingen machen. Dort wurden originale Eichenbalken aus dem Chordachstuhl der Martinskirche versteigert. Nicht nur Gläubige, die einst in diesem Gotteshaus getauft, ihre Konfirmation oder ihre Eheschließung gefeiert hatten, konnten sich ein Stück Erinnerung mit nach Hause nehmen. Auch Kunstsammler kamen mit diesen dekorativen Schmuckstücken auf ihre Kosten. Alles für den guten Zweck, denn der Erlös fließt in die Sanierung der Kirche.
Künstlerin Nina Speidel, die man auch als Oboistin im Orchester der Martinskirche kennt, hat die von Feuchtigkeit, Wurm und Schwamm befallenen Eichenhölzer vor rund einem Jahrzehnt aus dem Container geholt, die bei der Sanierung der Martinskirche ausgebaut worden waren. Noch an Ort und Stellen zersägte sie seinerzeit die rund 950 Jahre alten Überbleibsel. Zuhause hat sie Speidel dann mit dem Hochdruckreiniger und der Drahtbürste gesäubert, bevor dann das Schmirgelpapier zum Einsatz kam. Abschließend hat die gelernte Schreinerin die altertümlichen Kunstwerke noch mit einer Lasur überzogen.
Bei Sanierung ausgebaut
Zu guter Letzt verpasste sie den Unikaten, die sie »ein Stück Geschichte zum Anfassen« nennt, jeweils einen Namen. So kamen am Wochenende zum Beispiel das Eisbein, die Orgelpfeife, die Kegelbahn, der Wasserfall und das Lautertal unter den Hammer. Die Aufgabe des Auktionators übernahm Speidels Mann Carsten, der stilecht im schwarzen Anzug, einen Zylinder auf dem Kopf und weißen Handschuhen die hölzernen Kunstwerke unters Volk brachte. 32 Euro brachten »David und Goliath«, der kleine Hendrik ersteigerte sich für sechs Euro das »Ze-bra«, auch wenn er lieber ein Pony gehabt hätte. Annegret Braun, Ehefrau von Dekan Norbert Braun, holte sich für 28 Euro »Notre Dame« ins Wohnzimmer.
Ende 2013 hatte Speidel schon einmal 33 bearbeitete Balken zwischen 20 Zentimeter und einem Meter an den Mann und an die Frau gebracht. Damals kamen sage und schreibe 2 500 Euro zusammen. Dieser große Erfolg konnte am Sonntag leider nicht wiederholt werden, obwohl der Auktionator einige Stücke, zum Schrecken seiner Frau, scherzhaft als »aufgearbeitetes Brennholz« feilbot.
Noch gibt es die einmalige Gelegenheit, einen der restlichen zwölf Balkenskulpturen für ein paar Euro zu erwerben. Interessenten können sich beim Dekanat Münsingen informieren. (GEA)
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