HAYINGEN. Die Zeichen für einen wunderbaren Theatersommer 2023 im Naturtheater Hayingen stehen gut. Im Andenken an den verstorbenen Martin Schleker wird mit »Die Schwäbische Schöpfung« eines seiner erfolgreichen Stücke überarbeitet auf die Bühne gebracht.
Endlich kann in Hayingen wieder ganz ohne Einschränkungen in die Naturtheater-Saison gestartet werden. Und das zur Abwechslung einmal mit einem alten Stück. Martin Schleker, Vollblutkomödiant, Historiker, Stückeschreiber und Naturtheater-Urgestein hat »Die Schwäbische Schöpfung« nach Sebastian Sailer fantasievoll geschrieben und sie im Jahr 1974 zur Uraufführung gebracht.
Im Andenken an ihn, der am 6. April 2022 verstorben ist, wird es nun als improvisiertes Stück im Stück mit viel Gesang, Älbler-Witz und einer bunten Tierkinderschar im Tiefental zu sehen sein. Edith Erhardt übernimmt die Regie, sie hat Schlekers Werk gemeinsam mit Buchautorin Ingrid Zellner aktualisiert und überarbeitet. »Damit man es heute auch versteht«, wie Zellner betont.
Doppelbödiger Witz
Friedemann Benner steht wie bereits in der vergangenen Saison als musikalischer Leiter zur Verfügung. Das Plakatmotiv wurde von Schlekers Tochter Kathrin Böhler künstlerisch gestaltet.
Sein Leben lang hat Schleker die Geschichten in den Geschichten gesucht und weit mehr Stücke geschrieben, als veröffentlicht wurden. Das Naturtheater hat ihm viele großartige Aufführungen zu verdanken. Als ausgebildeter Schauspieler und Autor übernahm er 1968 von seinem Vater Martin Schleker Senior die Regie und prägte den Stil des Theaters jahrzehntelang mit großem Erfolg.
Er stand für Theater mit »Kopf und Herz« und wusste die Historie der Schwäbischen Alb mit Lebensweisheit, Witz, sozialkritischen Themen, amüsanten oder ernsten Doppelbödigkeiten zu einer spannenden und sehr speziellen Mischung zu vereinen. Den Hayinger Theaterspielern hat er die Rollen oftmals auf den Leib geschrieben und damit manche über sich hinauswachsen lassen.
So wie Ursel Nille, die heute erzählt, dass das Naturtheater, wie Schleker es gestaltet hat, sie emanzipiert habe. Fürs Theater durfte sie das elterliche Geschäft verlassen, die Stücke eröffneten ihr einen neuen Horizont.
»Ein gutes Theaterstück war für ihn, wenn es alle Generationen berührt und unterhalten hat. Die Mischung aus Leichtigkeit, Spaß und gehaltvollem Inhalt stimmte, nichts sollte verkopft und gekünstelt sein«, sagt Tochter Eva Schleker. Oft blieb den Zuschauern das Lachen im Hals stecken, wenn er die Willkür der Obrigkeit, Euthanasie, Hexenverbrennung oder Wehrpflicht in Stücken scharf thematisierte, in denen er sich gleichzeitig aus der Geschichte sowie Sagen und Schwänken bediente.
Eigentlich wäre ja »Rulaman« der Klassiker gewesen, aber dafür bräuchte es eine Horde Älbler mit rund 60 Spielern wie in den 1980er-Jahren. Damals spielten mehrere Hayinger Großfamilien mit, doch ein solches Ensemble lässt sich derzeit nicht zusammenstellen. Nun also »Die Schwäbische Schöpfung«.
Das Stück ist humorvoll, mit einfachen Mitteln kann die Handlung in schönen Bildern dargestellt werden. »Genau das wollen wir für die Zuschauer in diesen krisengebeutelten Zeiten schaffen«, sagt Eva Schleker.
Premiere am 2. Juli
Traditionell treffen sich Mitwirkende und Interessierte am Dreikönigstag um 14.30 Uhr im evangelischen Gemeindehaus Hayingen, um auf die neue Saison zu schauen, erste detaillierte Informationen zum anstehenden Stück zu bekommen, sich wieder zu sehen oder neu kennenzulernen. Dabei wird bereits überlegt, wer welche Rollen übernehmen könnte. Die Leseprobe folgt im März. Die Premiere soll am 2. Juli stattfinden, bis zum 27. August wird es voraussichtlich 16 Vorführungen geben. (in)