ENGSTINGEN. Der letzte Jahresmonat begann mit spätherbstlichen Eigenschaften, berichtet der Engstinger Wetter- und Klima-Experte Roland Hummel in seiner Dezember-Bilanz. Es war ein Wintermonat mit wenig Schnee, mit vielen grauen, neblig trüben Tagen bei Temperaturen meist unter dem Gefrierpunkt. Rauhreif ummantelte die Bäume, morgendliches Scheibenkratzen an den Autos im Freien war angesagt.
Der erste kräftige Wintereinbruch folgte dann ab dem 10. Dezember. Die folgenden Schneefälle ließen die Schneedecke auf fünf bis zehn Zentimeter bis zum 20. anwachsen, einige Wintersportmöglichkeiten waren zeitweise vorhanden.
Typisches Weihnachtstauwetter
Dazu gesellte sich große Kälte. In den Nächten wurden mehrfach Starkfrosttemperaturen unter minus zehn Grad Celsius gemessen. Am kältesten war es am 17. mit minus 18 Grad Celsius in der Klimahütte, knapp über der Schneeoberfläche gab es sogar minus 22 Grad. Das waren die kältesten Werte des ganzen Jahres 2022.
Weiße Weihnachten also? Pustekuchen, regelrecht weggeblasen wurde die kalte Luft innerhalb kurzer Zeit durch eine kräftige Südwestströmung. Das sogenannte Weihnachtstauwetter, eine bekannte klimatologische Erscheinung, die häufig zu dieser Zeit auftritt, war auch heuer eingetreten. Schnell schmolz die weiße Pracht dahin und es wurden grüne Weihnachten mit Temperaturen bis zu 13,2 Grad plus an den Feiertagen.
Innerhalb von nur sechs Tagen gab es dabei einen Temperaturunterschied von 30 Grad. Bis zum Jahresende hielt sich das Vorfrühlingswetter. Am letzten Tag des Jahres wurde mit 16 Grad der absolute Dezemberrekord nur knapp verfehlt: 16,2 Grad hatte Hummel am 24. Dezember 2012 gemessen. Der Jahreswechsel vollzog sich dann in einer extrem milden Nacht. »Auch die weiterführenden Wetterprognosen deuteten im neuen Jahr noch nicht auf einen erneuten markanten Wintereinbruch hin«, schreibt Hummel.
34 Grad Temperaturdifferenz
Mit einem Mittel von 0,2 Grad war der Dezember 2022 trotz der Starkfrostperiode mit zehn Eistagen – an denen das Temperatur-Maximum unter null Grad lag – um 0,3 Grad wärmer als im langjährigen Mittel, für das Werte von 1991 bis 2020 herangezogen werden. Die Temperaturspanne war mit 34 Grad enorm. Die Sonne schien nur 47 Stunden lang, normal sind 57. Trotz 23 Niederschlagstagen fielen nur 67 Millimeter Regen oder Schnee, im Schnitt sind es 86. (hu)