MÜNSINGEN-TRAILFINGEN. »Bei mir gibt es nur einen Zusatzstoff: Liebe«, sagt »Babra« Krezinger. Viele Jahre war die Trailfinger Hausfrau mit ihrem Imbisswagen und ihren ungarischen Spezialitäten, Baumkuchen und Langos auf Wochenmärkten und anderen Märkten unterwegs. Doch Corona hat ihr dieses Geschäft kaputtgemacht. Also waren neue Ideen gefragt.
Im alten Schulhaus direkt neben der Kirche, in dem die gebürtige Ungarin mit ihrer Familie lebt, hat sie nun im Erdgeschoss eine schnuckelige Backstube eingerichtet. Eine Genusswerkstatt, die die 50-Jährige mit großer Backleidenschaft, Fantasie und Liebe zum Detail jetzt seit einem Monat betreibt. »Ich bin schon vor vielen Jahren zum Backen gekommen, weil ich Industriebrot nicht mehr vertragen habe«, erzählt sie.
Lange Ruhe- und Gehzeit
Alles, was bei ihr in den Ofen und durchs Fenster an den Kunden kommt, ist mit Sauerteig zubereitet. Ob Brot, Brötchen, Kuchen, Mohnstriezel, Zimtschnecken, Hörnchen, Grissini, Brotchips oder Maccarons – Hefe findet in der Genusswerkstatt von Barbara Krezinger keine Verwendung. Die Bäckerin schwört auf Mehl aus regionaler Erzeugung von der nahe gelegenen Mühle. Sie legt großen Wert auf eine lange Ruhe- und Gehzeit, setzt ihren Sauerteig selbst an und zieht ihn.
Zwanzig verschiedene Brote hat Barbara Krezinger zwischenzeitlich schon in ihrem Sortiment. Allesamt sehr schmackhaft und vor allem auch lange haltbar. »Sauerteig lässt den Teig nicht nur aufgehen, sondern er bildet auch viele Aromastoffe. Das Brot ist durch seine lange Gehzeit wesentlich bekömmlicher«. Jedes Brötchen geht durch ihre Hände, außer einer Teigmaschine ist bei »Babra« alles Handarbeit. Sie liebt den Umgang mit Teig, das Formen der Gebäcke und den Backvorgang, der wohlige Düfte verbreitet und den sie in ihrer Backstube stets mit Spannung beobachtet.
Von Donnerstag bis Sonntag fangen ihre Tage schon um 3 Uhr in der Früh an. Den Teig hat sie schon einen Tag vorher gemacht. 40 Brotlaibe passen in ihren Ofen. Sind sie knusprig braun gebacken, stellt die Bäckerin ihre Ware in einem Regal aus und schießt im Anschluss Brötchen und Süßgebäck ein. Um 8 Uhr öffnet sie das Fenster zur Straße hin, dann wird ihre ganze Schaffenskraft sichtbar. An den vier Öffnungstagen schließt das Fenster wieder um 16 Uhr.
Die Genusswerkstatt, die – angelehnt an ihren Spitznamen »Babra« – den schönen Namen »Abrakababra« trägt, kommt in Trailfingen sehr gut an. Hier befindet sich die einzige Gelegenheit für einen Einkauf. »Manche Leute kommen sogar zweimal am Tag. Sie schauen mir bei der Arbeit zu und kaufen ein«. Mittlerweile ist das Lädchen mit Fenster zum Treffpunkt im Dorf geworden: ein Ort, an dem es lecker nach Zimt riecht, an dem es stets ein freundliches Wort und vor allem leckeres, mit Liebe zubereitetes Gebäck gibt. (GEA)