TROCHTELFINGEN. Die Stuttgarter A-cappella-Formation die Füenf hat nach fast 28 erfolgreichen Jahren beschlossen, sich als Gruppe aufzulösen. Zuvor geht es aber noch auf eine mehr als zweijährige Abschiedstournee, die die fünf Goldkehlchen am Samstag auf Einladung des Vereins für kulturelle Arbeit auch in den mit gut 450 Zuschauern annähernd ausverkauften Schlossgarten in Trochtelfingen führte.
A-cappella, der pure Vokalsound, boomt. Alles macht auf Comedian Harmonists, Manhattan Transfer oder Flying Pickets und hofft auf den Durchbruch. Den haben die Füenf aus Stuttgart längst geschafft – zumindest hier im Ländle. Sie sind eine der wenigen regionalen A-cappella-Formationen, die ihre Songs selber schreiben. Und wenn Justice, Pelvis, Memphis, Little Joe und Dottore Basso schon mal ein Cover ins Repertoire nehmen, dann bestimmt nicht von den Comedian Harmonists. Das machen andere zur Genüge.
Was die fünf Jungs außerdem von manch anderen Ensembles abhebt, ist zum einen ihre lockere, wie selbstverständlich erscheinende Präzision. Zum anderen die selbstironischen und ungekünstelt wirkenden Moderationen. Auch im mittelalterlichen Ambiente des historischen Schlossgartens widmen sich die Füenf mit Hingabe ihren deutschsprachigen Kompositionen von »Die schon wieder« bis zu »Mir im Süden«, die sich ironisch mit schwäbischen Eigenarten und anderen provokanten Themen auseinandersetzen.
Humorvoll arrangiert und textlich voller Hintersinn sind die Arrangements und locken das Publikum schnell aus der Reserve. Etwa bei Songs wie, »Mein Thermomix«, »Die letzten tollen Hechte«, »Meine Schwiegermutter«, »Spacker«, »German Cha Cha« oder bei der zum Kringeln lustigen Patrick-Lindner-Persiflage »Bring mir die Sonne«.
Witzige Einfälle
Bei ihrem knapp zweistündigen Auftritt lassen die fünf Vokalartisten keine Frage darüber aufkommen, wieso sie in den letzten Jahren als eine der gefragtesten A-cappella-Gruppen des Landes gehandelt wurden. Denn live bekommt jeder der Fünf ausreichend Gelegenheit, sein komisches Talent zu entfalten, sei es durch die sich abwechselnde Moderationsführung oder dadurch, dass sich die Interpreten gegenseitig auf die Schippe nehmen.
Ob als leicht bekiffter Rasta-Man oder im Werbe-Jingle für ein berühmtes chinesisches Bier, ob beim Trinkmedley »Knapp daneben«, bei einer Publikumswunschrunde oder bei einem weiteren Show-Highlight, bei dem in bekannten Songs das Wörtchen »Love« durch »Horst« ersetzt wird: Die Solo- wie Ensemble-Nummern sitzen stets bei perfektem Timing.
Dabei verstehen es die drei Tenöre Christian Langer (Justice), Jens Heckermann (Pelvis) und Kai Podack (Little Joe), Bariton Patrick Bopp (Memphis) und Bass Francesco Cagnetta (Dottore Basso), ihren stilvollen Gesang durch nicht minder ausgefeilte Choreografien liebevoll zu konterkarieren und das Publikum stets einzubeziehen. Die A-cappella-Fans, viele singfreudige Frauen, Kinder, aber auch Zuhörer älteren Semesters ließen sich jedenfalls nicht lange bitten. Sie feierten klatschend und häufig auch mitsingend mit den Vokalisten auf der Bühne einen gar nicht traurigen Abschied.
Witzige Einfälle wie etwa die Mitmachsingaktion beim Sommerhit »Aeroporte Seguridad«, bei dem das Publikum die Hauptrolle übernahm und nicht zuletzt der ausgezeichnete Gruppensound rundeten das positive Bild ab. Am Ende gab es zwei weitere Zugaben, stehende Ovationen und die wage Hoffnung, dass die fünf Stuttgarter Goldkehlchen ihre angekündigte Trennung nach Abschluss ihrer Abschiedstournee doch noch mal überdenken. (GEA)