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-21,2 Grad! Schwäbische Alb erlebt kälteste Nacht im April

Die Schwäbische Alb war in der Nacht vom 3. auf den 4. April der Kältepol von Deutschland. Welche Klimastation sich den Negativrekord seit Messbeginn gesichert und wie sie im internationalen Vergleich abgeschnitten hat.

Die Klimastation von Roland Hummel in Engstingen.
Roland Hummel hat seine Wetterstation im Rinnental bei Albstadt-Degerfeld aufgebaut, das zu den Kältepolen Deutschlands gehört. Foto: Roland Hummel
Roland Hummel hat seine Wetterstation im Rinnental bei Albstadt-Degerfeld aufgebaut, das zu den Kältepolen Deutschlands gehört.
Foto: Roland Hummel

ENGSTINGEN. Der mittlere Frühlingsmonat April legte einen richtigen Kaltstart hin. Nach kräftigem Schneefall war die Alb von einer 10 bis 20 Zentimeter, örtlich sogar bis zu einer 25 Zentimeter hohen Schneedecke eingehüllt, berichtet Wetter-Experte Roland Hummel, der in Engstingen eine private Klimastation betreibt. »Für die Jahreszeit ist das nicht ungewöhnlich. Hingegen ungewöhnlich waren aber die Temperaturen.« So zeigten am 2. und 3. April die Thermometer auf der Albhochfläche ganztägig Minusgrade an. Eistage wird das genannt. Mit nur –1,5 Grad Celsius als höchster Temperatur wurde zum Beispiel an der Engstinger Klimastation das tiefste Maximum in einem April seit Messbeginn im Jahre 1987 gemessen.

Nach zwei Tagen mit dauerhaftem Schneefall klarte es in der Nacht vom 3. zum 4. auf. »Der Wind schlief ein und über der frischen Schneedecke setzten ungewöhnlich extreme Abstrahlungsvorgänge ein«, berichtet Hummel. So sanken auf der Alb bis zum frühen Morgen die Temperaturen verbreitet auf –12 Grad bis –15 Grad ab.

-14,4 Grad Celsius in Engstingen

In Engstingen waren es –12,4 Grad in der Klimahütte und –14,4 Grad knapp über der Schneeoberfläche. Neuer Aprilnegativrekord seit Messbeginn im Jahre 1987. Noch kälter war es natürlich an den Klimastationen in exponierten Muldenlagen wie Dolinen oder Trockentälern. So wurden an der Klimastation Sonnenbühl/Gr. Rinnental (735 Meter über NN) –19,3 Grad und –20,0 Grad knapp über der Schneeoberfläche gemessen. Ebenfalls dort neue Aprilrekorde seit Messbeginn im Jahre 1989 (bislang dort –16,0 Grad am 20.04.2017). Absoluter neuer Kälterekordhalter im April ist aber die Klimastation Albstadt-Degerfeld (868 Meter über NN). Diese Station, die sich am Rande des Flugplatzes Degerfeld in einer Doline befindet, registrierte frühmorgens eine Temperatur von –21,2 Grad.

»Knapp über der Schneeoberfläche war es sicher noch kälter, das Thermometer ist aber im Schnee versunken und daher nicht messfähig«, meint Roland Hummel. An dieser Station lag der alte Aprilkälterekord bei –16,8 Grad am 7. April 2003. Der Kältepol von Deutschland befand sich somit auf der Mittleren Alb. Auch die Zugspitze oder das bekannte Kälteloch Funtensee und andere  Kältepole von Deutschland konnten da nicht mithalten. Aber auch ein Blick weit über unsere Landesgrenzen zeigte eine klimatologische Besonderheit. Von einigen Tausend Wetterstationen in ganz Europa, also vom Nordkapp bis nach Gibraltar gab es nur eine einzige Station bei der es noch etwas kälter war. Pasvik (30 Meter über NN) in Nordnorwegen direkt an der russischen Grenze hatte –21,4 Grad. Den 2. Platz in der »Tageswertung« musste sich die Doline im Degerfeld mit der nordfinnischen Lapplandstation Suomussalmi teilen.

Kältespuk hat ein Ende

Nur fünf Stationen europaweit hatten eine Tiefsttemperatur unter –20°C. Dort oben im hohen Norden hält sich die große Kälte noch einige Zeit, während bei uns eine deutliche Milderung mit Plusgraden und Tauwetter dem kurzeitigen Kältespuk ein schnelles Ende macht. (pm)