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Was passiert mit dem HAP-Grieshaber-Haus in Eningen?

Seit Jahren tut sich scheinbar nichts auf dem ehemaligen Anwesen des Künstlers HAP Grieshaber in Eningen. Was mit dem Haus geschehen soll und wie der Stand der Dinge ist.

Das Haus auf dem ehemaligen Anwesen des Künstlers HAP Grieshaber.
Das Haus auf dem ehemaligen Anwesen des Künstlers HAP Grieshaber. Foto: Ralf Rittgeroth
Das Haus auf dem ehemaligen Anwesen des Künstlers HAP Grieshaber.
Foto: Ralf Rittgeroth

ENINGEN. Was passiert mit dem HAP-Grieshaber-Haus in Eningen? Diese Frage stellen sich einige GEA-Leser. Zwar würde das Anwesen im Gewann »Merat« nicht verfallen, schreiben sie, doch gleichzeitig würde sich auch nichts weiter tun. Geplant war eigentlich, das Haus zu sanieren, um es der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und, um beispielsweise Tagungsräume zu schaffen. Hermann Walz, Vorsitzender des Eninger Vereins Kunstwege, und Kurt Femppel, Verwalter der Urheber- und Persönlichkeitsrechte von Grieshaber, erklären, wie es mit dem Haus weitergehen soll und äußern ihre Vermutung, warum sich nichts tut.

Doch zuerst ein Blick in die Vergangenheit: »Eigentlich hat alles im Jahre 2013 begonnen«, erklärt Walz. Damals sei Ricca Grieshaber, die Tochter des bekannten Künstlers, aus dem Haus im HAP-Grieshaber-Weg 60 ausgezogen und seitdem kümmere sich Hermann Pfeiffer ehrenamtlich um das Anwesen. »Er kontrolliert regelmäßig alles auf dem Grundstück und übernimmt die Grünpflege«, ergänzt Walz. 2016 wurde das Haus dann für 50.000 Euro an die Achalm Besitzgesellschaft verkauft. »Eigentlich wollten wir, dass die Gemeinde Eningen, damals unter Bürgermeister Alexander Schweizer, das Anwesen kauft, aber dazu ist es leider nicht gekommen«, erinnert Femppel.

Dachsanierung, mehr nicht

»Nach dem Verkauf waren wir eigentlich sehr positiv gestimmt und guter Dinge, dass sich etwas tun wird«, sagt Walz. Der Pforzheimer Investor Wolfgang Scheidtweiler von der Achalm Besitzgesellschaft erklärte, dass diese das Haus herrichten und die Räumlichkeiten in Teilen für die Öffentlichkeit öffnen wollte. 2017 wurde dann auch das Dach saniert. Im Jahre 2018 hat Scheidtweiler das Erbbaurecht für das Stadthallenhotel-Grundstück in Reutlingen bekommen und sich ein weiteres Projekt in der Region geangelt. »Seit der Sanierung hat sich dann aber nichts mehr getan«, erklärt Walz.

Mehrfach hat Walz Briefe an die Zuständigen geschrieben und gefragt, wie es denn weiter geht. Einmal sei eine Antwort zurückgekommen mit dem Verweis, dass das Grundstück in das Privateigentum von Scheidtweiler übergehen solle. 2022 kam es dann zum Gespräch zwischen Alexander Schweizer, Hermann Pfeiffer, Wolfgang Scheidtweiler, Hermann Walz und Ramona Matthes, ehemalige Kulturamtsmitarbeiterin in Eningen. Das Ergebnis: Die Besitzgesellschaft behielt das Grundstück.

Erholungszentrum und Gedächtnisort

»Ich habe dann privat angefangen, ein Konzept für das Grieshaber-Anwesen zu entwickeln«, sagt Walz. Sein Ziel ist es, ein Kultur-Kunst-Erholungszentrum und einen Gedächtnisort zu schaffen. »Wir könnten dort Drucke aufhängen sowie Workshops, Lesungen und Führungen anbieten«, nennt Walz nur einige der vielen Möglichkeiten, das Haus zu beleben. Auch Mirko Barth, der seit 2023 Geschäftsführer der Achalm Besitzgesellschaft ist, stimmte dem Konzept zu. »Ich hatte dann schon ein paar Investoren kontaktiert. Wir waren uns alle einigen, dass wir zeitnah etwas tun wollten«, erinnert sich Walz. Doch es kam anders.

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»Auf einmal hat sich keiner mehr bei mir gemeldet«, sagt Walz. Auf die Nachfrage bei Barth, wie denn der Stand der Dinge sei, sei immer nur eine Antwort gekommen: »Geduld«. »Ich habe und hatte damals schon das Gefühl, dass die sich innerhalb der Gesellschaft nicht einig sind, weswegen, weiß ich aber nicht«, sagt Femppel. Die beiden vermuten, dass sich bei den Mitgliedern privat einige Probleme aufgetan hatten und deshalb das HAP-Grieshaber-Haus keine Priorität mehr habe. »Unsere Vermutung hat sich immer mehr gefestigt, als wir dann gehört haben, dass sich auch beim Reutlinger Stadthallenhotel nichts tut«, sagt Femppel.

Gemeinde äußert Interesse

Im Oktober 2023 dann der scheinbare Lichtblick: »Es gab ein Treffen mit dem aktuellen Bürgermeister Eric Sindek und Mirko Barth«, sagt Walz. Dort habe Sindek das Interesse der Gemeinde daran geäußert, sich in Sachen Grieshaber-Anwesen zu beteiligen. Doch auch seitdem habe sich nichts mehr getan. »Das ist jetzt bald ein Jahr her«, sagt Walz. »Ich weiß auch nicht, wie lange wir noch Geduld haben sollen«, ergänzt Femppel.

Was geplant war

Die Achalm Besitzgesellschaft hatte einiges mit dem Haus des Künstlers HAP Grieshaber vor. 2021 erzählte Investor und Gesellschafts-Mitglied Wolfgang Scheidtweiler im GEA-Gespräch, dass das Haus sukzessive saniert wurde. Vom Dach über den Kamin bis hin zum Zaun sei einiges gemacht worden. Schon damals sagte Scheidtweiler, dass die Eninger diesen Fortschritt wahrscheinlich nicht sähen, weil dieser auch kaum sichtbar sei. Aus dem HAP-Grieshaber-Anwesen sollte keine »Nobel-Erinnerungsstätte« werden und auch kein Museum. Vieles sollte so bleiben, wie nach dem Auszug von Ricca Grieshaber, der Tochter des Künstlers. Die Besitzgesellschaft wollte, dass nach den Renovierungsarbeiten einige Räume eingerichtet und mit Grieshaber-Drucken behängt werden. Außerdem sollte das Haus als Kreativraum für das Achalm-Hotel genutzt werden. Scheidtweiler hatte sich auch regelmäßige Tage der offenen Tür vorstellen können, um das Anwesen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. (GEA)

Die Gemeinde Eningen habe Walz geraten, Denkmalschutz für das Haus zu beantragen. »Doch warum sollte ich das machen, wenn sich am Haus nichts tut?«, fragt dieser sich. »Das ist doch erst sinnvoll, wenn wir wissen, was mit dem Anwesen passieren soll.« Mittlerweile schwanken die Emotionen von Walz und Femppel zwischen Geduld und Resignation hin und her. »Wir sind einfach machtlos«, sagt Femppel. »Dabei geht es ja nicht nur um irgendein Haus, sondern auch um den Ruf eines Künstlers und die Erinnerung an ihn. Hoffentlich tut sich bald was.« (GEA)