PFULLINGEN. »Mehr Demokratie wagen« – dieser Ausspruch Willi Brandts ist mittlerweile zum geflügelten Wort geworden. Auch Manfred Kober und Helmut Bachschuster fühlen sich dem verpflichtet und hoffen, dass auch auf kommunaler Ebene die demokratischen Strukturen weiterentwickelt und die Anliegen der Bürger ernst genommen werden. Bei den Veranstaltungen zur Bürgerbeteiligung, zu denen die Stadt vor gut zwei Wochen in die Wilhelm-Hauff-Realschule (WHR) eingeladen hatte, haben sie davon wenig gespürt.
Abschreckend war es für sie zum Beispiel, dass schon in der Ansprache von Bürgermeister Michael Schrenk deutlich wurde, dass die Stadt vom Regierungspräsidium mehr oder minder aufgefordert wurde, die Bürger am Stadtentwicklungsprozess zu beteiligen, wenn sie künftig Fördermittel bekommen wolle. Das motiviere engagierte Bürger ebenso wenig wie die vom Moderator des Abends, Philipp König vom Büro Stadtentwicklung Reschl, vorangestellten Postulate »Dies ist kein Wunschkonzert« und »Der Gemeinderat entscheidet«.
In der Arbeitsgruppe, an der sie teilnahmen, saßen außer ihnen noch mehr Skeptiker. »Es wurde heftig diskutiert«, sagt Bachschuster, »das wurde dann bei der Abschlussbesprechung im Plenum gar nicht richtig deutlich.« Kober macht deshalb seinem Ärger Luft: »Das war eine ärgerliche Demonstration der Überheblichkeit der Rathausspitze und ihrer teuren Experten gegenüber Bürgern, die mehrheitlich ehrenamtlich aktiv sind.«
Sie würden sich wünschen, dass die Bürger generell zu den wichtigen Themen der Stadt gehört werden und ihre Expertise einbringen können. »Es gilt, die Schätze privaten Wissens aufzutun«, betont Bachschuster. Zum Beispiel so, wie es im bayerischen Weyarn seit vielen Jahren praktiziert werde. Dort würden die Bürger nicht als »Störfaktor« angesehen, sondern als Experten auf den verschiedensten Gebieten, die die Stadt voranbringen können. (GEA)