ENINGEN. Ein André-Rieu-Konzert in Wien miterleben, sich fühlen als würde man gemächlich durch den Wald oder über eine Wachholderheide auf der Alb spazieren: Das alles können seit einiger Zeit auch Bewohner des Seniorenzentrums St. Elisabeth und des Hospizes Veronika, die nicht mehr ganz so mobil oder gar bettlägerig sind. Möglich macht das ein neues Gerät, das das Hospiz dank einer Spende der Stiftung Palliativpflege anschaffen konnte und das Andreas Herpich, Geschäftsführer des Hospizes Veronika, und Sabine Rist, Sozialdienstleitung im Seniorenzentrum St. Elisabeth, bei einem Pressetermin vorstellten.
Potenzial für Biografiearbeit
Im Prinzip handelt es sich bei dem Gerät um einen schwenkbaren Projektor über den via Themensticks verschiedene Bild- oder Filmmotive inklusive musikalischer Untermalung abgespielt werden können. Vom Sternenhimmel über Seifenblasen, Aquarium, Naturspaziergang bis hin zum André-Rieu-Konzert gebe es ganz verschiedene Themenbereiche, erklärte Sabine Rist, die das Gerät vorführte und die vor allem von der einfachen Bedienung überzeugt ist: »In zwei Minuten ist es einsatzbereit.«
Durch die Schwenkbarkeit können die Bilder problemlos an die Decke projiziert werden, weshalb es gerade auch für bettlägerige Menschen mit Muskelerkrankungen sehr geeignet sei, betonte Hospizleiter Andreas Herpich. »Man holt die Welt ins Zimmer«, resümierte Dr. Barbara Dürr.
Aber nicht nur Menschen mit körperlichen Einschränkungen profitierten von dem Gerät, hob Sabine Rist hervor. Immer wieder höre sie von Mitarbeitern, dass die Bewohner durch die Bilder und die musikalische Untermalung zur Ruhe kommen. Das erleichtere manchmal auch pflegerische Tätigkeiten, da die Bewohner deutlich entspannter seien. Da auch eigene Inhalte über einen einfachen USB-Stick abgespielt werden können, berge das Gerät zudem für Menschen mit Demenz und deren Angehörigen großes Potenzial. »Man kann es bewohner- und biografiebezogen einsetzen.« Rist berichtete etwa von einer Bewohnerin, deren Tochter alte Familienfotos auf dem Gerät abgespielt hatte, woraufhin die an Demenz erkrankte Mutter richtig aufgeblüht sei. »Es ist eine tolle Möglichkeit für Familien, um in Kontakt zu bleiben.«
Einige Mitarbeiter hätten mittlerweile zudem eigene Themensticks angelegt, mit Fotos und Filmen von der Alb etwa. Auch bettlägerige Menschen hätten so wieder die Möglichkeit »einen Ausflug auf die Alb« zu machen.
Den Menschen Entspannung zu ermöglichen, sei eine der wesentlichen Aufgaben in der Hospizbetreuung, betonte Andreas Herpich. »Dann entsteht Lebensqualität.« Das neue Gerät, aber auch die Aromatherapie böten sich hierfür sehr gut an.
Dass bisher nicht noch mehr Institutionen Förderanträge bei der Stiftung Palliativpflege gestellt haben, gab für Barbara Dürr noch einmal den Anstoß zu einem Appell: »Wir würden uns freuen, auch andere Institutionen zu unterstützen«, betonte sie. »Egal ob Hospiz, Einrichtung der Behindertenhilfe oder Pflegedienst.« Ein Antrag genügt. (mewe)