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Neuer Standort der Hector-Kinderakademie: Frag’ die Pfullinger Archäologin

Neuer Standort der Hector-Kinderakademie in der Echazstadt. Grundschüler beschäftigen sich in einem Kurs mit verschiedenen geschichtlichen Epochen.

Gemeinsam waschen die Kinder Funde. Es handelt sich um Tierknochenfragmente  und -zähne. Voller Begeisterung säubern sie mit ein
Gemeinsam waschen die Kinder Funde. Es handelt sich um Tierknochenfragmente und -zähne. Voller Begeisterung säubern sie mit einem weichen Pinsel die Fragmente von anhaftendem Sediment. FOTO: JASCH-BOLEY
Gemeinsam waschen die Kinder Funde. Es handelt sich um Tierknochenfragmente und -zähne. Voller Begeisterung säubern sie mit einem weichen Pinsel die Fragmente von anhaftendem Sediment. FOTO: JASCH-BOLEY

PFULLINGEN. Einen Archäologiekurs für Grundschüler hat die Hector-Akademie – ein Förderprogramm des Landes für begabte Kinder – jetzt erstmals am neuen Standort Pfullingen in Kooperation mit der Firma ArchaeoConnect GmbH (AC) aus Tübingen angeboten. Der Kurs »Frag die Archäologin« wurde von der Archäologin und Anthropologin Isabelle Jasch-Boley M.A. aus Pfullingen entwickelt und findet an sechs Terminen statt. Er umfasst die Epochen Steinzeit bis Mittelalter und beinhaltet die Herangehensweise an archäologische Grabungen und den Umgang mit Funden. Weitere Archäologiekurse sind bereits im Gang oder folgen ab Herbst an der Schloss-Schule.

Zum Start gibt es für die acht hoch motivierten Dritt- und Viertklässler eine Einführung ins Thema Archäologie. Sie lernen Grabungswerkzeuge und -methoden kennen, archäologische Funde und Grabungspläne zu interpretieren. Beim folgenden Termin besuchen die Schüler die Firma ArchaeoConnect, wo archäologische Funde gewaschen, getrocknet, beschriftet und in eine Datenbank eingegeben werden. Archäobotanikerin Dr. Andrea Orendi schlämmt Erdproben, um pflanzliche Überreste herauszufiltern und sortiert, zählt und vermisst diese unter dem Mikroskop. Die Schüler schauen durchs Binokular und erraten, von was die verkohlten Überreste stammen.

Entdeckungen im Labor

Im Archäozoologielabor von Dr. Javier Escudero werden Tierknochen untersucht. Handelt es sich um einen Pflanzen- Fleisch- oder Allesfresser? Sie lernen, dass tierischer Urin für Mörtel benötigt wurde, man aus einer Kuhhaut einen Fensterersatz schuf und die Blase als Gefäß zum Kochen verwendete. Im Anthropologielabor werden menschliche Überreste untersucht. Dies ist der Schwerpunkt von Isabelle Jasch-Boley. Erfasst werden Sterbealter, Geschlecht, Körperhöhe, Körpergewicht, Krankheiten, Todesursache und Verwandtschaft. Die Schüler erfahren, wie sich ein Kind von einem Erwachsenen unterscheidet und woran man Krankheiten erkennt. Sie lernen, dass Archäologen auch viel Zeit am Computer verbringen, Berichte schreiben, Pläne erstellen, Bücher und Fachartikel verfassen. Dann waschen die Kinder gemeinsam Funde.

Beim dritten Termin beschäftigen sie sich mit der Steinzeit. Dafür wird ein Zeitstrahl ausgelegt und wichtige Erfindungen wie Feuer, Rad, Pfeil und Bogen in die richtige Reihenfolge gebracht. Die Entwicklung erster Unterkünfte bis zu den heutigen Häusern wird nachvollzogen und Häuser aus Knochen, Holz, Ästen und Lehm sortiert. Und sie staunen über die Unterschiede zwischen Neandertalern, Homo sapiens, Elefant und Mammut. Dann stellen die Schüler Perlen aus Geweih her oder töpfern ein Gefäß.

Beim vierten Termin geht es um die antike Lebenswelt. Dazu wird gemeinsam eine Mindmap erstellt. Währenddessen werden Repliken von Alltagsgegenständen gezeigt. Auf dem Schulhof gießen sie eine Wachstafel und probieren aus, wie im alten Rom mit einem Griffel geschrieben wurde. Da man früher Latein sprach, werden gleich noch einige Lateinvokabeln gelernt und mit römischen Zahlen jongliert.

Beim fünften Termin geht es um die Epoche des Mittelalters. Die Kinder probieren wikinger- und alamannenzeitliche Trachten an, versuchen, mit Federkiel und Tinte zu schreiben und die Botschaften mit einem Siegelring zu versiegeln. Beim letzten Termin stellen sie einen Lederbeutel her. Das Leder wird mit Feuersteinklingen in eine runde Form gebracht und mit Löchern versehen, durch die später ein selbst gezwirnter Bast gezogen wird.

Isabelle Jasch-Boley taucht aktuell tief in die Pfullinger Vergangenheit ein. Sie untersucht die sterblichen Überreste von Pfullingern des Frühmittelalters bis zur Neuzeit. Wer dieses Forschungsprojekt finanziell unterstützen möchte, kann sich an den Pfullinger Geschichtsverein wenden. (eg)

 

https://www.archaeoconnect.de