ENINGEN. Ihren 100. Geburtstag hat Katharina Hild in Eningen bereits am Montag gefeiert. Gestern bekam sie Besuch von Pfarrer Johannes Eißler und Bürgermeister Alexander Schweizer, die ihr gratulierten. Der Bürgermeister überreichte ihr eine Glückwunsch-Urkunde von Ministerpräsident Winfried Kretschmann.
Katharina Hild, geborene Hittinger, wurde am 9. Januar 1923 in Franzfeld im früheren Jugoslawien, heute Serbien, geboren. Sie ist Nachfahrin der deutschen Auswanderer, der Banater Schwaben, die dort im 18. Jahrhundert unter Kaiserin Maria Theresia angesiedelt worden waren.
In einem landwirtschaftlich geprägten Dorf waren auch ihre Eltern Bauern. Die Jubilarin, die noch einen Bruder und eine Schwester hatte, arbeitete auf dem Hof mit. 1941 heiratete sie Michael Hild. Im Krieg wurde Katharina Hild im eigenen Ort interniert, musste schwere Feldarbeit leisten, wusste nichts über den Verbleib ihres Mannes und überlebte eine Typhuserkrankung ohne medizinische Versorgung. »Schließlich gelang ihr bei Nacht und Nebel die Flucht über Ungarn nach Österreich zu Verwandten«, erzählt ihre Tochter Hannelore Bischof.
Da der jüngere Bruder bereits bis nach Eningen geflüchtet war und dort in der Weberei Arbeit gefunden hatte, reiste auch Katharina Hild dorthin weiter. 1950 kam der Ehemann aus der Gefangenschaft und zu seiner Frau nach Eningen. 1951 wurde Tochter Hannelore, 1955 Sohn Robert geboren. Michael Hild arbeitete bis zur Rente bei der Maschinenfabrik Gustav Wagner in Reutlingen. Er starb 2004.
Katharina Hild arbeitete zunächst ebenfalls in der Eninger Weberei, baute dann bei der Firma Schäfer in Eningen Fotoapparate zusammen, war in der kleinen Strickerei Baumgärtner tätig und bis zur Rente als Verkäuferin beim damaligen Kaufhaus Merkur (heute Kaufhof) in Reutlingen. 1953 kamen ihre Eltern ebenfalls nach Eningen. »Meine Mutter ist ein Familienmensch«, sagt Hannelore Bischof. »Haus und Heim, ihre Kinder und vier Enkelkinder stehen bei ihr an erster Stelle. Sie ist immer für alle da, alle dürfen kommen.«
Das Ehepaar Hild leistete sich kaum einen Urlaub und kaufte schließlich ein Reihenhaus in der Hölderlinstraße. »Es wurde für alle Verwandten, die aus Jugoslawien ausreisten, zur Anlaufstelle«, sagt Katharina Hild. 1970 wurde in der Dürerstraße gebaut. Ihre Mutter lebe bis heute sparsam, der Familie gegenüber sei sie jedoch sehr großzügig, meint die Tochter. »Man macht, was man kann«, merkt die Jubilarin an.
Bis auf leichte Herzprobleme ist Katharina Hild gesund. Sie arbeitet gern im Garten und versorgt sich – mit der Unterstützung ihrer Kinder – selbst. Sehr gern spielt sie Rummikub, vor der Corona-Pandemie besuchte sie einmal wöchentlich den Spieletreff im Seniorenheim Frère Roger. Alle 14 Tage geht sie zu Fuß zum Seniorentreff der Kirchengemeinde. »Es ist wichtig, dass man sich bewegt«, sagt sie. Ihr Leben lang war sie mit dem Fahrrad unterwegs, jeden Morgen macht sie die Fernsehgymnastik mit. Im Fernsehen schaut sie am liebsten Quizsendungen an. »Dann freue ich mich, wenn ich aufgrund meines Alters mal mehr weiß als die Kandidaten.« (gb)