ENINGEN/ST. JOHANN. Der Albtrauf war nebelverhangen, der Regen prasselte unerbittlich auf die neue Straße – es schien, als wolle die Natur sie nicht dem Verkehr überlassen. Nach einer reinen Bauzeit von sieben Monaten ist gestern die Eninger Steige wiedereröffnet worden. Verkehrsminister Winfried Hermann gab die sanierte Strecke gemeinsam mit dem Regierungspräsidenten Klaus Tappeser, Landrat Thomas Reumann und den Bürgermeistern Alexander Schweizer (Eningen) und Florian Bauer (St. Johann) symbolisch für den Verkehr frei. Im Laufe des heutigen Vormittags können die Autos wieder rollen. Begonnen hatten die Bauarbeiten im vergangenen August.
»Der Himmel weint – aber vor Freude«, interpretierte Florian Bauer das Wetter auf ganz andere Weise. Schließlich sei die Steige für seine Gemeinde eine wichtige Lebensader. Viele, ob auf der Albhochfläche oder im Tal, haben diesen Tag herbeigesehnt, ob Pendler oder leidgeprüfte Anlieger an der Umleitungsstrecke – etwa in Holzelfingen oder Unterhausen. Nicht nur Regierungspräsident Klaus Tappeser machen »Straßeneröffnungen gute Laune«.
»Ein bisschen ist es ja schon ins Wasser gefallen«, sagte ein schmunzelnder Verkehrsminister und erinnerte daran, dass vor 70 Jahren Seifenkistenrennen auf der Steige ausgetragen wurden. Hermann ist, wie er einräumte, »ein Freund hoher Geschwindigkeiten – aber nur beim Bauen«. Lob für Planer, Unternehmen und Arbeiter gab’s nicht nur von ihm für die Einhaltung des Terminplans.
An der Steige zeige sich, wie aufwendig die Sanierung der Albaufstiege sei. Einst gebaut für Fuhrwerke und Ochsenkarren, danach ständig verbreitert, aber nie richtig ausgebaut, werde die Sicherung teuer. Die rund 300 Meter, die die Arbeiter in den vergangenen Monaten mit Bohrpfahlwänden vor dem weiteren Abrutschen bewahrt haben, kosten mehr als die Sanierung der weiteren fünf Kilometer Steige, erklärte Hermann.
»Die Steige ist eine wichtige Lebensader für Wirtschaft, Tourismus und dem ÖPNV«, betonte Landrat Thomas Reumann, der die Gelegenheit nutzte, um Hermann für seine Unterstützung bei der Umsetzung der Regionalstadtbahn zu loben. Und er griff die vom Verkehrsminister ins Spiel gebrachten Seifenkistenrennen auf: »Ich stelle die Bobbycars«, lud er Hermann zu einem Rennen auf der Eninger Steige ein.
Tappeser genervt
Bürgermeister Schweizer erinnert daran, dass die Steige nicht zuletzt durch die zahlreichen Lastwagen, die den Aushub vom Scheibengipfeltunnel in die Erddeponie Renkenberg transportierten, arg strapaziert worden war. Mehrmals habe er den Regierungspräsidenten, gemeinsam mit Bauer, genervt, wie er einräumte und auf eine Sanierung gedrängt. Jetzt dankte er allen Beteiligten für den gelungenen Ausbau, bei dem auch auf die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer geachtet worden sei. Unter den Augen zahlreicher Gemeinderäte aus den beiden Anliegergemeinden, die teilweise zu Fuß unterwegs waren, schnitt die Prominenz dann das Band durch und gab die Straße frei.
Die Sanierung war erforderlich, da die Steige in mehreren Abschnitten teilweise gravierende strukturelle Deformationen in der talseitigen Fahrbahn aufwies. Die Steige verläuft zum Teil auf großflächigen Abraumhalden ehemaliger Steinbrüche und zum anderen auf talseitigen Auffüllbereichen. Aufgrund des Aufbaus kam es in Kombination mit der zunehmenden Verkehrsbelastung und der sehr steilen Hanglage zu den starken Setzungen und Verformungen. Das Land Baden-Württemberg hat in die Sanierung rund 3,6 Millionen Euro investiert. Wobei rund 1,55 Millionen Euro für den Straßenbau und 2 Millionen für die Hangsicherungsarbeiten angefallen sind. (GEA)