ENINGEN. Es ist schon ein besonderes Schmuckstück, das Eninger Freibad. Von nah und fern reisen die Gäste an, um in idyllischer Umgebung ein paar Bahnen zu ziehen und am grünen Hang den Tag zu verbringen. Der GEA war mit seinem Mobil vor Ort und wollte erfahren, was die Besucher am meisten schätzen, was ihnen zum perfekten Glück noch fehlt und was sie von der aufwendigen Sanierung des Bades halten. Immerhin investiert die Gemeinde insgesamt rund drei Millionen Euro, unter anderem in zwei große Rutschanlagen.
»Als Jugendliche hätte ich das Bombe gefunden«, sagt Alexandra Bosler, »damals haben wir immer gesagt, eine Röhrenrutsche oder so etwas fehlt«. Heute sitzt sie mit ihren beiden Kindern auf der Picknickdecke und sagt: »Eigentlich tut’s mit das so.« Freundin Michaela Schmid stimmt ihr zu. »Überschaubar« sei das Treiben hier, nicht so »trubelig« wie etwa im Pfullinger Bad, was gerade mit Kindern angenehm sei. Zur Runde gehört auch Ann-Kathrin Schröter, die beim Spielplatz noch Verbesserungspotenzial sieht. Eine Schaukel fänden die drei Mütter gut, einen Wassermatschbereich und einen Sonnenschutz.
Die Familie Fetter dagegen genießt die Sonne in 1a-Lage mit Blick aufs Becken. Aus Hayingen ist sie hergefahren, um hier einen schönen Ferientag zu verbringen. Ihr Sohn will heute sein Schwimmabzeichen machen. Kein Problem, da das Bad nicht so überlaufen sei, wie andere, erklärt Anita Fetter. Auch der vergleichsweise günstige Eintritt sei attraktiv, sagt Ehemann Stefan. Dennoch: »Für Kinder dürfte schon noch was kommen«. Und wenn dadurch der Eintrittspreis steigen würde? »Das müsste man in Kauf nehmen«, findet er. Der Idylle, da ist sich die Familie einig, würden Wasserrutschen jedenfalls keinen Abbruch tun.
»Da ist keine Hauptstraße gleich nebenan«
Tim, Hannes und Fabi, die zielstrebig Richtung Becken eilen, freuen sich schon auf die neuen Attraktionen. Sie haben die Entscheidungsgewalt, in welches Bad es geht, erklären ihre Mütter, denen am Eninger Exemplar vor allem gefällt, dass es auch im Hochsommer »nicht so drückend heiß« wird. Auch in Dettingen seien sie gern, dort aber sei es oft sehr voll.
Die Eningerin Renate Baumann ist Dauergast im Freibad, auch ihr gefällt es hier. Zwei Dinge aber findet sie nicht ideal: Wenn Kinder sich allzu lange unter der Dusche aufwärmten und diese blockierten; und wenn Frauen im Burkini ins Wasser stiegen – mit der Straßenkleidung unten drunter, wie sie beobachtet habe.
Schon seit ihrer Jugend kommt Renate Lipp ins Bad. Jeden Tag, wenn’s Wetter mitspielt, versteht sich, schwimmt sie eine Stunde und genießt danach die Sonne. Und warum hier? »Weil’s richtig schön ist«, sagt die 79-Jährige. Den geplanten Rutschen steht sie eher kritisch gegenüber. »Dann ist es vielleicht nicht mehr so gemütlich«, sagt die Eningerin. Und gerade dafür würden ja viele Auswärtige das Bad schätzen.
»Das Bad ist wunderbar, die Lage herrlich«, schwärmen wie zur Bestätigung
Walter Barthold und Karina Lott-Tillmann aus Bronnweiler. In erster Linie kommen die beiden zum Schwimmen, auch weil’s »nicht so extrem voll ist«. Geschickt sei es, dass man hier auch gut essen könne. Heute gibt’s Rostbraten. Walter Barthold ist nicht der Einzige an diesem Morgen, der daran erinnert. »Wir brauchen die Rutsche nicht«, sagen die beiden, für die Kinder sei die Modernisierung aber o. k.
Wolfgang Bader aus Sonnenbühl zeigt auf die Umgebung: Der Wald, die Lage, sagt er, macht es hier richtig gemütlich. 20 bis 25-mal, so schätzt der 64-Jährige, ist er in dieser Saison schon im Waldfreibad geschwommen. Dabei läge doch das Pfullinger Schönbergbad für ihn um einiges näher. Doch er schätzt den Standort am Waldrand – wegen der Ruhe: »Da ist keine Hauptstraße gleich nebenan wie in Pfullingen.« Zweimal eine halbe Stunde schwimmt er, danach legt er sich noch ein bisschen hin, bevor er sich wieder Richtung Alb aufmacht. Wenn’s die schöne Lage nicht verschandelt, dann hat er auch nichts gegen den Bau der Rutschen.
Bad Urachs Bad ist auch schön, aber das Eninger ist noch schöner, sagt Karl Krohmer, der mit seiner Frau Gerda aus Großbettlingen ins Waldfreibad fährt. »Die 20 Minuten lohnen sich«, sagen die beiden. Weil es hier am Waldrand nie so heiß sei, wie in anderen Bädern. Sie haben Liegestühle und Matten dabei, für einen langen entspannenden Tag im Waldfreibad.
»Heute kommen wir zum ersten Mal zum Schwimmen«
Noch länger sitzen Regina Seidel und ihre Enkel im Auto. Sie kommen aus Filderstadt und haben eigentlich das Spaßbad direkt vor der Haustüre. Doch da das Eninger Bad »so traumhaft liegt und alles überschaubar ist«, lassen sie das Fildorado oft links liegen. »So was brauche ich nicht«, ist dann auch die fast zu erwartende Antwort von Renate Seidel auf die Pläne der Gemeinde. Doch die Familie ist sich da nicht einig. Der achtjährige Jonathan kommentiert die Länge der geplanten Rutsche mit einem begeisterten »Yeah«.
Auch Franz Häring setzt auf die Attraktionen. Er schwimmt im Waldfreibad schon seit dessen Eröffnung, hat sich im DLRG engagiert. Er zeigt an diesem Morgen aufs Becken. Zwei, drei Jugendliche seien hier, »und das in den Ferien«. Früher seien Hunderte von Fahrrädern am Eingang gestanden, doch die Zeiten seien vorbei. Für den 71-jährigen Eninger ist klar, die Gemeinde muss Geld in die Hand nehmen, um die Attraktivität des Bades zu steigern.
Herbert Ludi stimmt ihm zu. Ab 9, 10 Uhr sehe man mehr oder weniger immer die gleichen Gesichter. Viel Geld gebe die Gemeinde jetzt für die Modernisierung aus. Die beiden Rentner hoffen, dass sich das auch in steigenden Besucherzahlen niederschlägt. Um diese zu erreichen, müsse aber auch die Anbindung des Freibads an den ÖPNV verbessert werden. In Reutlingen und Pfullingen halte der Bus direkt vor dem Bad.