PFULLINGEN. Als 2015 fast eine Million Menschen – nur mit dem Nötigsten im Gepäck – Zuflucht in Deutschland suchten, musste es auch in Pfullingen schnell gehen. In der Kraußstraße 6 legten damals die Flüchtlinge selbst mit Hand an und bauten gemeinsam mit Ehrenamtlichen die alte Schlosserwerkstatt um. Dort wurde als Erstes die Kleiderkammer des Bürgertreffs untergebracht, die an ihrem ursprünglichen Standort schon nach kurzer Zeit aus allen Nähten platzte. Jetzt steht das Haus vor dem Abbruch, soll Platz geschaffen werden für sechs Wohnungen samt Garagen und Stellplätzen.
Ein Kleinod war das Gebäude zuletzt sicher nicht mehr. Trotz des Engagements der Ehrenamtlichen und der Flüchtlinge, die die schon grenzwertige Bausubstanz wieder einigermaßen nutzbar machten. Neben der Kleiderkammer kamen in der Kraußstraße auch die Nähstube und die Werkstatt unter. Die »Willkommensfabrik« des Bürgertreffs öffnete Ende 2015 ihre Türen. Die Werkstatt gehörte zu dem vom Landratsamt angemieteten Wohnhaus, in dem damals 35 Flüchtlinge lebten. Möglich wurde das Projekt durch das ehrenamtliche Engagement, vor allem auch durch zahlreiche Sach- und Geldspenden von Bürgern und Unternehmen.
Das Haus wird schon länger nicht mehr genutzt. Seit 2016 ist die Werkstatt in der Benzstraße untergebracht. Dort gibt es gebrauchte Fahrräder, Selbsthilfe am eigenen Fahrrad, Arbeiten, die auf den Arbeitsmarkt vorbereiten – die Werkstätten bieten verschiedene Möglichkeiten zur Hilfe und Selbsthilfe. Obwohl das Projekt im Zuge der Flüchtlingshilfe entstanden ist, stehen die Angebote nicht nur für Flüchtlinge offen. Momentan ruht das Angebot des Bürgertreffs coronabedingt.
Schlagzeilen machte das Gebäude Kraußstraße 6 Anfang vergangenen Jahres, als ein Bagger beim Freilegen der Hausanschlüsse die Gasleitung beschädigte und das Gebiet rund um das Haus von der Feuerwehr abgesperrt wurde, bis das Leck abgedichtet war.
Bebaut wird das Gelände alsbald von der Englert Wohnbau GmbH aus Metzingen, die dort sechs Wohnungen errichten will. Die Garagen werden im Erdgeschoss untergebracht. Angesichts der Parkplatznot in der Kraußstraße – die durch den laufenden Abbruch vorübergehend weiter verschärft wird – beinhaltet der Bauplan auch sechs weitere Stellplätze. (GEA)